Herne. In Herne sind im Corona-Jahr 2020 deutlich mehr Menschen gestorben. Vor allem die Zahlen aus Januar und Dezember zeigen eine Übersterblichkeit.

Corona hat eine hohe Übersterblichkeit in Herne zur Folge. Das belegen kürzlich veröffentlichte Zahlen des Statistischen Landesamtes IT NRW. Im Januar 2021 starben demnach 276 Hernerinnen und Herner, im Januar 2020 waren es 202. Das sind rund 37 Prozent mehr. Auch in den Monaten zuvor ist ein deutlicher Anstieg der Todesfälle zu erkennen.

Die Stadt Herne meldet täglich die Todesfälle, die im Zusammenhang mit Covid-19 stehen. Demnach sind im Januar 2021 78 Menschen mit oder an Corona gestorben. Insgesamt hat es in Herne bislang (Stand 3. März) 207 coronabedingte Sterbefälle gegeben.

246 Todesfälle im Dezember 2020 – 68 mehr als im Dezember 2019

Mit Beginn der Corona-Krise ist die Zahl der Todesfälle in Herne deutlich gestiegen. Laut Statistischem Landesamt starben im April 2019 167 Hernerinnen und Herner, im Jahr 2020 waren es 191, also rund 14 Prozent mehr. Während die Todeszahlen im Mai, Juni und Juli unter oder auf gleichem Stand mit den Zahlen aus dem Vorjahr lagen, steigt die Zahl der registrierten Todesfälle seit dem Spätsommer wieder.

So gab es im August 190 Todesfälle, 20 Prozent mehr als 2019. Mit 198 Fällen waren die Zahlen im November fast auf Vorjahresniveau (196), bevor der Dezember den vorläufigen Höchstwert brachte: 246 Hernerinnen und Herner, 68 mehr als im Vorjahr, starben im Dezember 2020. Das entspricht einem Zuwachs von rund 38 Prozent.

Auch in unseren Nachbarstädten sieht die Lage ähnlich aus: In Bochum ist die Zahl der Sterbefälle laut Statistischem Landesamt im Januar 2021 um rund 26 Prozent gestiegen, in Gelsenkirchen um rund 33 Prozent. Für den Kreis Recklinghausen meldet das Statistische Landesamt rund 19 Prozent mehr Tote als im Januar vergangenen Jahres. Der Landesschnitt liegt bei rund 15 Prozent.

Todeszahlen von IT NRW weichen von den Zahlen der Stadt Herne ab

Die Stadt Herne bestätigt den Anstieg der Todesfälle in Herne: „Im Vergleich zu den Vorjahren sind tatsächlich mehr Personen gestorben, allerdings nach unseren Berechnungen rund 20 Prozent mehr“, teilt Sprecherin Nina-Maria Haupt auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion mit – und das, obwohl die Stadt für den Januar 2021 311 Verstorbene gezählt hat, 35 mehr als das Statistische Landesamt. „Das kann an der unterschiedlichen Datenerfassung liegen“, begründet Haupt.

„Da seit dem Herbst die Zahl der Infizierten deutlich gestiegen ist und viele ältere Menschen in Pflegeeinrichtungen betroffen waren, sind leider auch mehr Personen im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben als in den Monaten davor“, so die Stadtsprecherin weiter. Vergleiche man den Anteil der Menschen, die an Covid-19 gestorben sind mit der Zahl der Infizierten, falle Herne im NRW-Vergleich jedoch nicht besonders auf.

Bestatter aus Herne: „Wir hatten im Januar und Februar gefühlt mehr zu tun“

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Und auch die Bestatter bemerken die steigenden Todeszahlen in Herne: „Wir hatten im Januar und Februar gefühlt mehr zu tun“, sagt Dominik Springer, Inhaber des Bestattungsinstituts Hippe und Sohn. Ob Corona der Grund dafür sei, kann der Geschäftsmann allerdings nicht sagen. Zwar habe es vermehrt Verstorbene gegeben, bei denen das Corona-Virus diagnostiziert worden sei. Es sei jedoch nicht bekannt, ob die Menschen wegen oder mit Covid-19 verstorben seien.

Auch Frank Gabel-Spohr vom Bestattungsinstitut Schierbaum hatte in den vergangenen Monaten mehr zu tun. Rund 25 Prozent mehr Bestattungen habe es in den Monaten Dezember und Januar gegeben. Aber: „An Corona hat das nicht gelegen“, sagt Gabel-Spohr, der nicht übermäßig häufig „Corona“ als Todesursache auf den Todesbescheinigungen gelesen habe.

Besondere Hygienemaßnahmen für infizierte Verstorbene

Im Umgang mit Menschen, die wegen oder mit einer Infektionskrankheit wie Covid-19 gestorben sind, müssen sich Bestatter an besondere Hygienemaßnahmen halten. „Der Leichnam wird in einem mit Desinfektionsmittel getränkten Tuch eingewickelt und anschließend in einem speziellen Leichensack verpackt“, erklärt Frank Gabel-Spohr das Vorgehen. Den Sarg müsse der Bestatter anschließend als „infektiös“ kennzeichnen.

Viele Bestatter fordern nun eine frühzeitige Impfung. In Duisburg hat der Krisenstab der Stadt bereits entschieden, dass sie eine Gruppe in der Impfreihenfolge aufrücken. Frank Gabel-Spohr würde eine solche Entscheidung in Herne begrüßen: „Auch als Bestatter muss man mit dem Virus umgehen“, so der Geschäftsmann. So müssten zum Beispiel Verstorbene aus Altenheimen, die unter Quarantäne stehen, abgeholt werden. „Es wäre sehr sinnvoll, wenn zügig geimpft wird.“ Im Herner Krisenstab sei eine frühere Impfung von Bestattern, so Stadtsprecherin Nina-Maria Haupt, jedoch bisher kein Thema gewesen.

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WEITERE INFORMATIONEN

Laut der aktuellen Corona-Schutzverordnung muss der Mindestabstand zwischen nahen Angehörigen bei Beerdigungen nicht eingehalten werden. Die Trauergäste müssen allerdings eine Maske tragen und ihre Kontaktdaten hinterlassen, sodass die Rückverfolgung gewährleistet ist.

Eine zahlenmäßige Begrenzung der Trauergäste gibt es in Herne nicht. Die Stadt bittet jedoch dringend darum, Beerdigungen nur im kleinsten Kreis durchzuführen.