Bochum. “Müssen uns in Bochum keine Sorgen machen“, sagt Bestatter Lueg. Andere schließen sich ihm an, sie seien nicht überlastet. Einer widerspricht.

64 Menschen sind in Bochum bisher an gestorben, 28 mit Corona, meldet die Stadt Bochum am 4. Januar. Seit Dezember steigt die Zahl der Verstorbenen an und mit dem Virus, hat sich innerhalb der vergangenen fünf Wochen ziemlich genau verdoppelt. Die Corona-Pandemie belastet auch die Bestatterinnnen und Bestatter in Bochum, erschwert vieles in ihrem Tagesablauf. Doch sie können beruhigen, eine Überlastung gibt es bisher nicht.

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"Es ist keinesfalls so, dass wir die Arbeit hier nicht stemmen können", erklärt Andreas Lueg vom gleichnamigen Bestattungshaus an der Brenscheder Straße in Bochum. Die Zahl der Verstorbenen sei in Bochum 2020 geringer gewesen als im Vorjahr - um 300. "Der Anteil an allen Verstorben, die Corona hatten oder daran verstorben sind, ist sehr gering", meint Lueg.

Bochum: Keine Überlastungen im Krematorium

In seinem Familienunternehmen gibt es sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Alle passen in Zeiten von Corona besonders auf, versuchen das Risiko, sich zu infizieren, zu minimieren. Größtes Risiko sei, dass Menschen sich auf Beerdigungen nicht an Abstandsregeln halten. "Viele halten sich nicht daran, die Angehörigen nicht zu umarmen", gibt der Bestattermeister zu bedenken.

Auch in den Krematorien gebe es keine dauerhafte Überlastung. "Jetzt ein bisschen, durch die Weihnachtstage. Das ist aber in jedem Jahr zwischen den Feiertagen so", gibt Lueg zu bedenken. In einer Woche sei das wieder anders. Das bestätigt auch Bestatterin Nicole Seifert-Schüler: "Wenn jemand an einem Montag stirbt, ist es möglich, freitags die Urnenbestattung durchzuführen", erklärt sie.

Schwierigkeiten bereitet Bestattern in Bochum vor allem das Organisatorische

Dieser Aussage schließt sich Bestatterin Birgit Reichel vom Bestattungshaus Reichel-Hörstgen an. "Die Schwierigkeit ist viel eher, dass wir für Sterbefälle länger brauchen", erklärt sie. Es gebe limitierte Abholzeiten in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Auch das Abholen und Abgeben von Daten bei den Standesämtern sei komplizierter. "Ich denke aber, dass mit solchen und ähnlichen Problemen viele Branchen zu kämpfen haben", meint Reichel. Auch beim Bestattungshaus Wellers sei die Lage recht normal. "Auch wenn Menschen am Coronavirus sterben, sind insgesamt weniger in Bochum verstorben", erklärt Tom Wellers.

"Viele Bestatter, gerade kleine, wollen mit dem Transport von Covid-Verstorbenen nichts zu tun haben"

Anders sieht es beim Bestattungsdienst Martini aus. Das Hauptgeschäft des Bochumer Unternehmens ist der Transport der Leichname, schon vor Beginn der Corona-Krise, jetzt aber erst recht. "Viele Bestatter, gerade kleine, wollen mit dem Transport von Covid-Verstorbenen nichts zu tun haben", erklärt Alexander Martini, eines von vier Familienmitglieder des Bestattungsdienstes. Sie hätten nicht die Möglichkeit, die an oder mit dem Coronavirus Verstorbenen zu transportieren oder wollen kein Risiko eingehen. Das führe dazu, dass er und die restliche Belegschaft in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus täglich bis zu neun Überführungen habe, früher waren es ungefähr vier. Eine dauere durch Corona drei bis vier Stunden, zuvor war es rund die Hälfte. "Zum Beispiel, weil wir einen Schnelltest machen müssen, bevor wir ein Krankenhaus betreten", erklärt Martini.

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Das sieht Bestatter Andreas Lueg anders: "In Bochum müssen wir uns wirklich keine Sorgen machen. Die Situation ist nicht bedenklich." Dem schließen sich viele seiner Kollegen an.

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