Herne. Keine Trauerfeier und strenge Regeln: Im Frühjahr hat Corona die Arbeit der Bestatter stark verändert. Wie sie aktuell durch die Krise kommen.
„Die Corona-Krise hat das Beerdigungswesen in Deutschland durchgerüttelt“, sagt Bestatter Karl Schumacher. „Aber wir waren zum Glück nicht so stark betroffen wie andere Unternehmensbereiche.“ Statistisch seien fünf bis zehn Prozent weniger Beerdigungen erfasst worden. „In meinem Betrieb waren es fünf Prozent“, sagt Schumacher. Das liege unter anderem daran, dass es weniger Sterbefälle gegeben habe, „weil es keine Grippewelle so wie in den vergangenen Jahren gab.“
Aber auch durch strenge Hygieneauflagen habe er weniger Leistungen anbieten können, sagt Schumacher, der im Ruhrgebiet 19 Bestattungsinstitute betreibt. So habe es weniger Blumenschmuck gegeben und auch die Trauerkarten und Anzeigen seien zum Teil weggefallen. Denn: „Im Frühjahr durften erst noch zehn bis 20 Gäste zur Trauerfeier kommen, dann wurden die Trauerhallen ganz geschlossen.“ Nun, im zweiten Lockdown, gebe es diese Beschränkungen nicht mehr, „es gelten die gleichen Regeln wie im öffentlichen Raum.“ Dies könne sich aber schon bald ändern, wenn die Zahlen weiter steigen, vermutet der Bestatter.
Trauernde haben Regeln akzeptiert
Bestatter seien schon immer auch im Seuchenschutz tätig, erklärt er. „Es gehört zu unserem Beruf, sich vor potenziellen Seuchen, die von den Toten ausgehen können, zu schützen.“ Deshalb gebe es grundsätzlich genug Desinfektionsmittel und Schutzanzüge. Ein besonderes Kennzeichen des Coronavirus sei jedoch, dass es „glücklicherweise“ in der Regel nicht mehr von Toten übertragen werden könne.
Sieben städtische Friedhöfe
In Herne gibt es sieben städtische Friedhöfe . Davon seien laut Stadt noch vier Friedhöfe aktiv. Auf den Friedhöfen in Holsterhausen, Holthausen und auf dem Südfriedhof sowie Nordfriedhof fänden Bestattungen statt.
Folgende Friedhöfe sind geschlossen : der Waldfriedhof, Ostfriedhof und der Röhlinghauser Friedhof. Dort würden nur noch Bestattungen durchgeführt, wenn es noch laufende Nutzungsrechte bei Wahlgrabstätten gebe, so die Stadt.
Die Trauernden hätten die strengen Regeln im Frühjahr akzeptiert und die große Mehrheit habe hinter den Entscheidungen gestanden. „Viele haben sich vielleicht auch nicht der Trauer stellen können, weil ihre Probleme und Sorgen die Trauer verdrängt haben.“ Bestattungsgespräche führten seine Mitarbeiter in den Privatwohnungen, das komme bei den Kunden gut an, sagt Schumacher. Viele verließen nur ungern die Wohnung, um für ein Gespräch ins Institut zu kommen.
Keine Übersterblichkeit in Herne
Hans Jürgen Tilly, Inhaber des Bestattungsinstituts Frohne aus Herne, berichtet, dass die Angehörigen teilweise traurig darüber gewesen seien, dass sie ihre Verstorbenen nicht der Tradition entsprechend beerdigen konnten. Aufgrund des Lockdowns im Frühjahr waren Trauerfeiern nur eingeschränkt möglich. Die Friedhofskapellen durften nicht benutzt werden und das traditionelle Beerdigungskaffeetrinken konnte auch nicht stattfinden.
„Zu Beginn der Pandemie wussten wir nicht, was auf uns zukommen wird“, so Tilly. „Wir hatten große Sorgen, dass es zu einer hohen Sterberate führt. Zum Glück hat sich das nicht bewahrheitet und es hat sich keine Übersterblichkeit eingestellt.“
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Ralf Wendland habe bereits „mehrere“ der 21 Herner, die im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben sind, beerdigt. Viele der Angehörigen seien in Quarantäne gewesen, „so dass die ersten Gespräche nur telefonisch stattgefunden haben“, sagt der Herner Bestatter.
Im Frühjahr sei es besonders schwierig gewesen, an Arbeitsmaterial zu kommen. Masken seien rar gewesen und die Preise „exorbitant“ hoch. Nun habe sich aber alles wieder etwas entspannt. Auch an den Ablauf hätten er und seine Kollegen sich mittlerweile gewöhnt. Zu Beginn sei alles chaotisch gewesen, „nun stellt sich alles langsam ein.“
Trauerkaffee muss ausfallen
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Laut Stadt müsse bei Bestattungen ein Mindestabstand von 1,50 Metern eingehalten werden. Zwischen nahen Angehörigen sei diese Regel jedoch ausgesetzt. Zudem müsse die Rückverfolgung gewährleistet werden und alle Beteiligten müssten ein Maske tragen.
Trauerfeiern in der Friedhofskapelle dürften stattfinden, der Trauerkaffee müsse jedoch ausfallen, teilt die Stadt auf Nachfrage mit. Eine zahlenmäßige Begrenzung der Trauergäste gebe es nicht. Die Anzahl der anwesenden Personen richte sich sowohl nach der Größe der städtischen Trauerhallen als auch nach der konkreten Zusammensetzung der Trauergemeinde. Allerdings bittet die Stadt dringend darum, Beerdigungen nur im kleinsten Kreis durchzuführen.
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