Herne. Kommt eine türkische Privatuni nach Herne? Geplant ist ein Studiengang Gesundheitswesen. Weitere Fachbereiche könnten folgen, auch Forschung.

Eine türkische Privatuniversität plant, in Herne ihre Pforten zu öffnen und einen Studiengang Gesundheitswesen anzubieten. Perspektivisch seien auch andere Fachbereiche möglich, ebenso Forschung, heißt es bei der Stadt.

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Das Thema türkische Privatuniversität war nun Thema in der Politik. Anlass war ein Interview der WAZ mit Oberbürgermeister Frank Dudda am Jahresende, in dem der OB seine Pläne für 2021 skizzierte. Dabei sagte er, dass er den Hochschulstandort Herne weiterentwickeln wolle und dass in diesem Zusammenhang auch Pläne für die Ansiedelung einer türkischen Privatuniversität reiften: „Unsere Gespräche mit einer türkischen, international ausgerichteten Universität über ein Tätigwerden in Herne waren vor der Pandemie schon sehr weit fortgeschritten“, so der OB zur WAZ.

Herne: Universität will ihren Namen noch nicht nennen

Die Ratsgruppe Alternative für Herne (AfH) hakte nun nach und fragte nach Einzelheiten. Ob es sich bei der Hochschule um die Bahcesehir University (BAU) handelt, zu der Kontakte bereits 2017 geknüpft worden seien? Das fragte Ratsherr Uwe Lawrenz die Stadt in einem Schreiben im Vorfeld der Ratssitzung, die in der vergangenen Woche stattfinden sollte. Wegen Corona tagte der Rat aber nicht, sondern nur der Haupt- und Personalausschuss mit weniger Ratsvertretern. Das Thema türkische Hochschule wurde dort, wie alle anderen Anfragen auch, wegen der Pandemie aber nicht mündlich behandelt. Antworten gab es im Anschluss nur schriftlich.

„Es gibt in Herne einen international anerkannten wirtschaftlichen Schwerpunkt im Gesundheitswesen“: Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda.
„Es gibt in Herne einen international anerkannten wirtschaftlichen Schwerpunkt im Gesundheitswesen“: Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda. © FUNKE Foto Services | Sebastian Konopka

Ob es die Bahcesehir Üniversitesi ist, will die Stadt aber nicht sagen. Diese Hochschule liegt im Istanbuler Bezirk Besiktas. Mit Besiktas ist Herne vor knapp fünf Jahren eine Städtepartnerschaft eingegangen. Und: Vertreter der türkischen BAU waren vor zwei Jahren in Herne und haben sich umgeschaut. Zur BAU-Gruppe gehören auch Schulen, Sprachschulen und Kindergärten, unter anderem eine Niederlassung in Köln und ein Campus in Berlin. Die BAU-Vertreter zeigten sich Anfang 2018 im Gespräch mit OB Frank Dudda interessiert an einer Zusammenarbeit im medizinischen Bereich und suchten nach internationalen Partnern für den praktischen Teil der Ausbildung, hieß es.

Nur so viel: „Es handelt sich um eine internationale Universität, die auch in Istanbul vertreten ist“, antwortete OB Dudda. Der Grund, warum er keinen Namen nenne: „Der Gesprächspartner hat darum gebeten, seinen Namen noch nicht offiziell zu nennen.“

Abschlüsse sollen in Deutschland anerkannt werden

Laut Oberbürgermeister gab es Gespräche mit der türkischen Hochschule mit dem Ziel, in Herne eine „Dependance Gesundheitswesen“ zu etablieren: „Es gibt in Herne einen international anerkannten wirtschaftlichen Schwerpunkt im Gesundheitswesen, durch den die Universität auf Herne aufmerksam wurde und ihr Interesse bekundet hat.“ Im ersten Schritt solle sich die Kooperation auf die Bereiche Pflege und Heilmittel beschränken: „Perspektivisch sind natürlich auch weitreichende Forschung und andere Fachgebiete interessant.“

Das Ziel ist laut OB die Anerkennung der Abschlüsse in Deutschland: „Dies muss allerdings vom Land für die jeweiligen Abschlüsse durch eine Gleichwertigkeitsprüfung festgestellt werden.“ Mit finanziellen Mitteln wolle sich Herne nicht am Aufbau des Hochschulstandorts beteiligen, antwortete er auf eine entsprechende Frage des Stadtverordneten Lawrenz. Und: Der Zugang zur Privatuni solle für jeden möglich sein: „Es gibt keine religiösen oder nationalen Zugangsbestimmungen“, so Dudda. Die Universität sei standortunabhängig und auf mehreren Kontinenten vertreten.

>> WEITERE INFORMATIONEN:

Der Rat der Stadt Herne sprach sich im Sommer 2016 mit knapper Mehrheit für eine Städtepartnerschaft mit dem Istanbuler Bezirk Besiktas aus.

In geheimer Abstimmung stimmten 29 Stadtverordnete für die Städte-Ehe, 26 sagten nein, drei enthielten sich.