Herne. Der Abriss der Pluto-Schachthalle in Wanne-Eickel ist wegen Asbest im Fensterkitt sehr kompliziert. Die WAZ schaute nach dem Stand der Dinge.

Ende September startete der Abriss der alten Schachthalle der Zeche Pluto an der Wilhelmstraße in Wanne. Die WAZ hat sich den aktuellen Stand des komplizierten Projekts angeschaut.

In den sozialen Medien hat der Abriss auch bereits für Gesprächsstoff gesorgt. Der Förderturm sei „entmannt“ worden, hieß es in einem Kommentar. Der Gedanke, der wohl dahinter steckt: Ohne die Halle stimmen die Proportionen des alten Förderturms nicht mehr richtig. Man mag den Abriss bedauern, doch er ist unvermeidlich. Bereits vor einiger Zeit hatte ein Statiker die Halle in Augenschein genommen und war zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen: Sie ist nicht zu erhalten.

Gebäude musste erst ertüchtigt werden, um es dann zurück zu bauen

Lothar Mikolajewski und Karsten Luther, die für das Heitkamp Umwelttechnik die Bauleitung beim Abriss haben, geben im Gespräch mit der WAZ-Redaktion ein deutliches Beispiel: Die Schrauben, mit den die Stahlträger befestigt gewesen waren, seien so rostig gewesen, dass sie von alleine herausgefallen seien. Und das Betreten der Halle selbst sei wegen der Einsturzgefahr verboten gewesen.

So könnte man auf die Idee kommen, dass der Abriss schnell erledigt ist, wenn man einige Male mit einer Abrissbirne vor das Mauerwerk klopft, doch so einfach ist es nicht – und in diesem Fall ist der Gebrauch des Begriffs „Rückbau“ für einen Abriss gerechtfertigt. Der Grund: Im Kitt der Fenster steckte Asbest – und dieser gefährliche Stoff darf nicht in die Umwelt. Das führte zu einer Vorgehensweise, die für Laien kurios anmutet: Mit Querstreben wurde das Gebäude zunächst ertüchtigt, damit es abgerissen werden konnte. Das war nach den Worten von Mikolajewski und Luther echte Handarbeit. Mit Elektrohämmern trugen die Arbeiter Stein für Stein ab, für die Sicherung und den Abtransport des belasteten Materials gab es genaue Vorgaben.

Abriss eröffnet neue Perspektiven für die Zufahrt zu Innospec

Inzwischen ist dieser sensible Teil abgeschlossen, nun können schwere Geräte deutlich robuster zu Werke gehen. Da es während der bisherigen Arbeiten keine unangenehmen Überraschungen gegeben habe, läge der Abriss im Zeitplan. Bis April hat man kalkuliert, nach jetzigem Stand wird es wohl keine Verlängerung geben müssen.

Auch das Förderseil verschwand im Laufe des Abrisses. Das Bild zeigt Schweißarbeiten Mitte Januar.
Auch das Förderseil verschwand im Laufe des Abrisses. Das Bild zeigt Schweißarbeiten Mitte Januar. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

So traurig der Abriss für Bergbaunostalgiker sein mag, er eröffnet sprichwörtlich neue Perspektiven: Denn nun wird es die Möglichkeit geben, die Zufahrt zum Chemieunternehmen Innospec neu zu gestalten. Bislang müssen die Lkw den Weg über die schmale Thiesstraße nehmen, die Anwohner haben sich bereits vor Jahren über den Lärm beschwert. In Zukunft könnte der Verkehr neben oder unter dem Förderturm hergeführt werden. Dafür ist allerdings noch Vorarbeit nötig. Bislang ist die Zufahrt zum Plutogelände eine Privatstraße, sie muss ertüchtigt und in eine öffentliche Straße umgewidmet werden. Das Verfahren wird sicher einige Zeit in Anspruch nehmen.

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An der Umwidmung der Zufahrt zu einer öffentlichen Straße wird auch Heitkamp-Geschäftsführer Jörg Kranz interessiert sein. Zur Jahreswende ist sein Unternehmen in die neue Firmenzentrale auf dem Plutogelände eingezogen, doch Kranz möchte den Standort weiterentwickeln.

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>> FÖRDERTURM SOLL MITTELFRISTIG SANIERT WERDEN

■ Der Förderturm, der ebenfalls denkmalgeschützt ist, wird erhalten bleiben. Einen schönen Anblick bietet er angesichts des Rosts zwar nicht, doch er ist nicht einsturzgefährdet.

■ Mittelfristig soll er saniert werden. An der Bedeutung des „Doppelbocks“ gibt es keine Zweifel bei der Stadt. Neben Teutoburgia ist er der einzige noch existierende Förderturm in Herne.