Herne. Der Herner Reifenhändler Stiebling produziert seit Jahrzehnten runderneuerte Lkw-Reifen. Nun hat er selbst einen Reifen enwickelt.

Die Produktion von runderneuerten Lkw-Reifen gehört seit Jahren zu den tragenden Säulen des Herner Reifenhändlers Stiebling. Nun hat das Unternehmen an der Jean-Vogel-Straße seine Produktpalette erweitert – mit dem selbst entwickelten und selbst produzierten Reifen mit der markanten Bezeichnung "Malocher".

Der Impuls, in die Entwicklung einzusteigen, kam von Kunden Stieblings, darunter das Wanner Bauunternehmen Heitkamp: Reifen, die auf Baustellen zum Einsatz kommen, benötigen ein grobes Profil. Doch das bringt Nachteile an einer anderen Stelle mit sich: Die Eigenschaften beim Rollwiderstand verschlechtern sich, der Kraftstoffverbrauch steigt, der Reifen ist auch "lauter". Also setzte sich Hubertus Monkemöller, Prokurist und Verkaufsleiter bei Stiebling, das Ziel, alle Eigenschaften in einem runderneuerten Reifen zu vereinen. 2015 begann er an der Materialzusammensetzung zu tüfteln, gemeinsam mit Unternehmen aus dem Bausektor und dem österreichischen Unternehmen Kraiburg, einem Spezialisten für Runderneuerungsmaterial. Ständig habe er unter dem Lkw gelegen und Abrieb oder Temperaturen gemessen, erzählt Monkemöller.

Runderneuerte Reifen schonen bei der Produktion die Umwelt

Für Firmenchef Christian Stiebling ist das Ergebnis so etwas wie die Quadratur des Kreises. Auf der einen Seite sei der Reifen extrem widerstandsfähig, was auf Baustellen, aber auch beim Rangieren oder in Kreisverkehren wichtig sei. Auf der anderen Seite trage er mit seinen Rolleigenschaften dazu bei, im Nah- und Fernverkehr den Treibstoffverbrauch im Rahmen zu halten.

Hergestellt werden die "Malocher" in der Runderneuerung am Stammsitz. Abgefahrenen Lkw-Reifen auf diese Weise ein zweites Leben zu schenken, habe Vorteile gegenüber der Neuproduktion. Die Herstellung von Runderneuerten verbrauche deutlich weniger Erdöl, auch der Verbrauch anderer Rohstoffe sei gegenüber der Neuproduktion deutlich geringer, weil 70 Prozent des Reifenmaterials erhalten bleiben könnten. Auch Energiebedarf und Wasserverbrauch seien deutlich geringer. Diese Rahmendaten führten Anfang 2017 zu der Entscheidung, dass der Bund weiterhin die Produktion von runderneuerten Lkw-Reifen fördert. 2016 war diese Förderung eingestellt worden, weil der Bundesrechnungshof keine positiven Wirkungen für die Umwelt gesehen hatte.

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Pro Jahr sollen rund 2000 "Malocher" entstehen (die Jahresproduktion liegt bei etwa 12.000 Reifen). Doch Stiebling sieht durchaus Potenzial für mehr, denn so ein Produkt sei zurzeit auf dem Markt wohl so nicht zu finden. Und da die Produktion auch auf kleinste Serien ausgelegt sei, könne man individuell auf Kundenwünsche eingehen. Hubertus Monkemöller hat bereits Ideen, wie man vielleicht eine ganze Malocher-Kollektion aufbauen kann.

Bleibt die Frage nach dem Namen: Es sollte ein Name sein, der sowohl zum Produkt, wie auch zur Region passt. Und "Malocher" sei einfach zu merken und typisch für das Ruhrgebiet, so Christian Stiebling.