Herne. Nach dem Stopp im vergangenen Jahr fördert die Bundesregierung wieder runderneuerte Lkw-Reifen. Für Reifen Stiebling eine gute Nachricht.

  • Stiebling musste im vergangenen Jahr rund 800 000 Euro Umsatzeinbußen beklagen
  • Mit der finanziellen Förderung werden runderneuerte Reifen preiswerter als Neureifen
  • Nun kann das Herner Unternehmen Pläne für eine Photovoltaikanlage realisieren

Gute Nachricht für Reifen Stiebling: Die finanzielle Förderung der Runderneuerung von Lkw-Reifen wird seit dem Jahresbeginn wieder vom Bund finanziell gefördert. Damit sind Arbeitsplätze gesichert, das Unternehmen kann weitere Pläne nach vorne treiben.

Zur Erinnerung: Die Förderung ist Teil einer Förderung für das deutsche Transportgewerbe. Dabei werden Einnahmen aus der Lkw-Maut verwendet, um Speditionen finanziell zu unterstützen, die Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit oder zum Schutz der Umwelt umsetzen. Auch der Kauf von runderneuerten Lkw-Reifen wurde bezuschusst, die so preiswerter wurden als Neureifen.

Weniger Erdöl in der Produktion

Stiebling produziert pro Jahr rund 12 000 Reifen, sie sind eine tragende Säule des Geschäftsmodells. Doch für 2016 wurde diese Förderung eingestellt, der Bundesrechnungshof sah bei den runderneuerten Lkw-Reifen keine positiven Wirkungen mehr für die Umwelt. Für Christian Stiebling - und die gesamte Runderneuerungs-Branche - nicht nachvollziehbar. Die Herstellung der erneuerten Reifen verbrauche deutlich weniger Erdöl, auch der Verbrauch der Rohstoffe sei mit Abstand geringer. Und was die Eigenschaften anbelangt: Erst kürzlich habe der TÜV bescheinigt, dass der Rollwiderstand besser sei als bei Neureifen. Dennoch lehnte der Bundesrechnungshof eine weitere Förderung ab - für Stiebling mit spürbaren Folgen. Er habe im vergangenen Jahr etwa 4000 runderneuerte Reifen weniger verkauft, das entspreche einem Umsatzverlust von rund 800 000 Euro.

Wichtiges Standbein für den Betrieb

Der Gelsenkirchener CDU-Bundestagsabgeordnete Oliver Wittke, der auch Mitglied im Verkehrsausschuss ist, hatte nach einem Betriebsbesuch bei Stiebling im Frühjahr Hilfe zugesagt. Lange schienen seine Bemühungen vergeblich zu sein, erst Anfang Dezember sei in einem Spitzengespräch zwischen dem Verkehrs- und dem Finanzministerium der Durchbruch gelungen, sagte Wittke im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. Man entschied, die Runderneuerung wieder komplett zu fördern. „Das ist eine vernünftige Lösung“, so Wittke, weil die Runderneuerung umweltfreundlich sei. Wittke weist darauf hin, dass im Förderprogramm für das deutsche Transportgewerbe jährlich 460 Millionen Euro zur Verfügung stehen, doch diese Summe sei in keinem einzigen Jahr komplett abgerufen worden.

Umso unverständlicher sei es, dass die Förderung im vergangenen Jahr gestoppt worden war.

Als „ausgesprochen positiv“ kommentiert Hans-Jürgen Drechsler, Geschäftsführer des Bundesverbands Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk, die Wiederaufnahme der Förderung. Das trage dazu bei, dass sich die Branche erholen könne.

Christian Stiebling zeigt sich erleichtert. Das Unternehmen habe die Produktion von runderneuerten Lkw-Reifen zu Jahresbeginn wieder deutlich hoch gefahren, die ersten Verkäufe im Rahmen des Förderprogramms seien bereits unter Dach und Fach. Nun könne er auch seine Photovoltaik-Pläne wie vorgesehen umsetzen, so Stiebling (siehe Infokasten).

>> STIEBLING PLANT PHOTOVOLTAIK-ANLAGE

Reifen Stiebling will im Rahmen des Programms „Innovation City“ in Nachhaltigkeit investieren und den Firmensitz an der Jean-Vogel-Straße in Herne-Mitte mit einer Photovoltaik-Anlage ausrüsten.

  • Nach Berechnungen der Stadtwerke kann eine Anlage auf den Dächern pro Jahr mehr als 62 000 Kilowattstunden Strom erzeugen. Die Investitionssumme liegt bei rund 150 000 Euro. Stiebling plant, etwa 80 Prozent des erzeugten Stroms in die Anlage zur Runderneuerung zu speisen.