Herne. 250 Jahre nach Geburt des Dichters haben die „Spielkinder“ in Herne das Hörspiel „Hölderlins Fenster“ aufgenommen. Mit dabei: Charly Hübner.
Wenn die Theater geschlossen sind und die Scheinwerfer ausgeschaltet, verlegen sich die Künstler gern aufs Streamen. Den „Spielkindern“ ist etwas anderes eingefallen. Die Schauspieler Nils, Till und Lina Beckmann haben mit Charly Hübner und weiteren Mitstreitern ein Hörspiel aufgenommen. „Hölderlins Fenster“ ist ab 18. Dezember auf dem Markt.
Dichter ist vor 250 Jahren geboren
Dichter-Geburtstage werden oft dazu genutzt, Leben und Werk vom Staub zu befreien. Das ist auch in diesem Fall nicht anders: Friedrich Hölderlin, einer der bedeutendsten deutschen Lyriker seiner Zeit, ist vor 250 Jahren geboren. Für den Autor Hartmut Kasper Anlass genug, sich mit dem Dichter zu beschäftigen.
Kasper ist gebürtiger Wanne-Eickeler und lebt heute in Gelsenkirchen. Der promovierte Germanist und Lehrer ist unter dem Pseudonym Wim Vandemaan als Autor von Perry Rhodan-Heften bekannt geworden. Mit den Beckmann-Geschwistern hat er schon ein Projekt realisiert: Das Live-Hörspiel „Das Ding aus dem All“ beruht auf drei kurzen Science-Fiction-Hörspielen des Autors.
Interesse am Leben des Dichters
CD ab 18. Dezember auf dem Markt
Die „Spielkinder“ sind die in Herne aufgewachsenen Schauspieler-Geschwister Maja, Lina, Nils und Till Beckmann. Sie treffen sich gelegentlich zu gemeinsamen Produktionen. Charly Hübner, Ehemann von Lina Beckmann, gehört zum erweiterten Kreis und hat in Herne u.a. bei dem Ralf-Rothmann-Abend „Groß, größer, am kleinsten“ mitgewirkt.
Das Hörspiel „Hölderlins Fenster - Die unmöglichen Begegnungen des Herrn Hofbibliothekars“ erscheint am 18. Dezember, als CD zum Preis von 15 Euro, erhältlich überall im Handel, auch im Herner Buchhandel. Es kann aber auch bei den gängigen Streamingdiensten gehört oder bei den gängigen Onlineanbietern digital erworben werden.
Hartmut Kasper schätzt die „Spielkinder“ und ganz besonders Charly Hübner, und so stand einer erneuten Zusammenarbeit nichts im Weg. „Mich hat an Hölderlin nicht so sehr das Literarische interessiert“, sagt Kasper, „ich fand sein Leben sehr viel spannender.“ Dass der vermeintlich arme Dichter tatsächlich ein reicher Mann gewesen sei, der „von seiner Mutter finanziell sehr kurz gehalten wurde, weil sie ihn für einen Hallodri hielt“ zum Beispiel. Wie und warum erkrankte sein Geist? Hölderlin hatte sich nach einem Aufenthalt in einer Nervenheilanstalt in ein Turmzimmer zurückgezogen.
Was die Ausgestaltung des Hörspiels anging, ließ der Autor den Schauspielern freie Hand. Hölderlin sei „von den Klassikern der große Unbekannte“, sagt Nils Beckmann, der selbst Germanistik studiert hat. „Eine spannende Dichterfigur in ihrem bedingungslosen Einsatz für die Kunst, die sich nicht abbringen lässt von ihrem Weg“. Darin habe der Reiz bestanden, sich mit ihm auseinanderzusetzen.
Charly Hübner als Kommissar
Nils Beckmann spielt den Dichter. Seine Schwester Lina Beckmann ist Friedrichs Mutter, die in bitter enttäuschten Monologen die Verirrungen ihres Sohnes beklagt. Wie das erfolglose Genie kommerziellen Erfolg erzielen kann - nämlich mit Kriminalgeschichten - erklärt ihm Charly Hübner, der TV-Ermittler Bukow aus dem „Polizeiruf“, als aus der Zeit gefallener Kommissar Ernst Gennat. Till Beckmann ist der Bankier Gontard, Greta Schareck seine Tochter Susette. Mit ihr und Uwe Schareck, ihrem Vater, haben Nils und Till Beckmann 2016 „Die Leiden des jungen Werther“ auf die Bühne der „Tage alter Musik“ gebracht. Uwe Schareck spielt in der aktuellen Produktion den Zeitgeist und führt Regie.
Produktion in Sebastian Maiers Studio
Fehlt in der Auflistung nur noch Sebastian Maier, zuständig für die technische Realisation. In seinem Studio z-muzic im „O - Ort der Kulturen“ bekam der Text, was er brauchte, um auch ohne optische Eindrücke zu fesseln: Musik, Geräusche und die Stimmen der Schauspieler. Nils Beckmann jedenfalls ist überzeugt davon, dass nicht nur ein Nischenpublikum sich an dem in Episoden geschilderten Leben Hölderlins erfreuen kann, das „sehr zugänglich“ aus verschiedenen Blickwinkeln porträtiert werde.