. Die Ausnahme-Pianistin überzeugte im Literaturhaus Herne als eigenwillige Interpretin. Ihr ist Werktreue wichtiger ist als reiner Wohlklang.
Ihr Anschlag ist kraftvoll und scheut auch vor Ecken und Kanten nicht zurück: Die junge japanische Klavierprofessorin Hisako Kawamura ist eine eigenwillige Interpretin, der Werktreue wichtiger ist als reiner Wohlklang. So spielt sie auch keinen Salon-Beethoven, sondern lotet die Werke sehr reflektiert aus.
Das zeigt sich bereits in der Klaviersonate Es-Dur op. 7. Kraftvoll und markant ist der Anschlag der Pianistin, sie dringt tief in die Klänge ein. Auch wenn sie besinnliche Töne anschlägt, wird eine unterschwellige Spannung spürbar.
Bewusste Pausen strukturieren das Werk durch klare Zäsuren, oft scheint Hisako Kawamura ihren Klängen nachzulauschen, als ob sie ihre Gedanken so weiterspinnen würde. Den Mutwillen wie die Sprödigkeit von Beethovens Klängen lässt sie sehr souverän hervortreten.
Wildes und ungestümes Spiel
Rasant schnell, voll pulsierender Erregung wühlt sich die Interpretin in die Klaviersonate „Pathétique“ c-Moll op. 13 hinein, verbindet mit stilbewusster Gestaltungskunst versonnene Träumerei mit dramatischen Entwicklungsprozessen voller Leidenschaft.
Wild und ungestüm, voll vibrierender Spannung, perlt ihr Spiel auch in der Klaviersonate D-Dur op. 10 Nr. 3 und weist Beethoven als romantischen Komponisten mit einem ausgeprägten Hang zu Sturm und Drang aus. Mit höchster Eindringlichkeit tastet sich die Pianistin in ein dunkel-aufwühlendes Thema hinein, das durch gelegentliche Akzente erhellt wird; jeder Ton steht dabei wie eine Welt für sich.
In kristalliner Klarheit lässt Hisako Kawamura das Thema der berühmten „Mondscheinsonate“ in cis-Moll op. 27 Nr. 2 hervortreten, weich und selbstvergessen. Dann jedoch wühlt sie sich immer mehr in die Musik hinein, um sie schließlich in einer fulminanten Kadenz ausklingen zu lassen.
Für den Applaus bedankte sich die Ausnahmekünstlerin mit einem anderen Werk über den Mond – Claude Debussys „Clair de lune“.