Herne. Die Ankündigung von CDU-Chef Timon Radicke, nicht mehr für den CDU-Vorsitz zu kandidieren, hat unterschiedliche Reaktionen ausgelöst.

Die Ankündigung des Herner CDU-Chefs Timon Radicke, im Herbst nicht mehr für das Amt des Vorsitzenden zu kandidieren und von Februar bis Ende September in der Berliner CDU-Zentrale an den Wahlkämpfen mitzuwirken, hat in der Herner CDU unterschiedliche Reaktionen ausgelöst.

Michael Lewburg kann Radickes Begründung für den Rückzug als Parteichef nachvollziehen. Dieser hatte gesagt, dass er es nicht für gut halte, wenn Ratsfraktions-Vorsitz und Parteivorsitz in einer Hand lägen. Er selbst habe diese Personalunion immer etwas kritisiert, sagt Lewburg im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Da fehle das Regulativ. Es bestehe die Gefahr, dass man in gewisser Weise betriebsblind werde und manchmal nicht mehr wisse, in welcher Funktion man gerade sei.

SPD erwartet, dass die CDU-Fraktion arbeitsfähig ist

Lewburg ist aber auch vor wenigen Wochen zum neuen stellvertretenden CDU-Fraktionsvorsitzenden gewählt worden - als Ratsneuling. Dass Radicke in den kommenden Monaten nur sehr selten vor Ort sein werde, sieht Lewburg nicht als Problem, Sitzungen könne man auch als Videokonferenz durchführen, das habe die Pandemie ja gezeigt. Dass nun möglicherweise mehr Arbeit auf ihn zukomme schreckt Lewburg nicht. Dieser Fall sei ja sowieso mit der Wahl zum Stellvertreter möglich gewesen.

Markus Schlüter, Radickes Vorgänger als Parteichef, glaubt dagegen nicht, dass es so einfach möglich ist, Fraktion und Partei aus der Ferne zu führen. Der Zeitpunkt des Entschlusses sei nicht besonders gut, weil die Fraktion gerade in der Findungsphase sei, außerdem stehe ja auch der Wahlkampf an. Schlüter sieht in der Personalunion Vorteile, weil dies andere Möglichkeiten biete. In vielen anderen CDU-Bezirksverbänden sei dies auch so geregelt.

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Allerdings sei es für Radicke eine riesengroße Chance, wenn er in der Parteizentrale arbeite. Das zeige, dass der Ortsverband Herne wahrgenommen werde, außerdem könne Radicke Einblicke gewinnen, die auch für Herne hilfreich sein könnten.

Interessiert schaut auch der Rats-Kooperationspartner SPD auf die Entwicklung. Parteichef Alexander Vogt sieht die Tatsache, dass Radicke als Fraktionsvorsitzender die nächsten Monate in Berlin ist, für die SPD nicht als Problem. Man erwarte, dass der Partner CDU arbeitsfähig sei und es Ansprechpartner gebe, die entscheidungsbefugt seien. Ansonsten seien im Kooperationsvertrag die Ziele für die Zukunft der Stadt vereinbart, und er gehe davon aus, dass sie nun gemeinsam mit der CDU abgearbeitet werden, so Vogt.