Herne. Ab Montag bieten die Kitas in Herne nur noch eine reduzierte Betreuung an. Eltern sollen ihre Kinder nach Möglichkeit zuhause betreuen.
In den Kindertagesstätten in Herne wird es ab Montag (11. Januar) nur noch einen eingeschränkten Pandemie-Betrieb geben. Zwar bleiben die Kitas grundsätzlich geöffnet. Der Betreuungsumfang für jedes Kind wird jedoch um zehn Stunden pro Woche reduziert. Außerdem sollen Gruppen strikt voneinander getrennt werden. Die Stadt Herne appellierte am Mittwoch an alle Eltern, ihre Kinder nach Möglichkeit zu Hause zu betreuen: "Bringen Sie Ihre Kinder zurzeit nur dann in die Betreuung, wenn es unbedingt nötig ist."
Doch wie gehen Kitas, Erzieherinnen und Eltern mit diesem Appell um? "Ich bin sehr zwiegespalten", sagt Bettina Raatz, Geschäftsführerin der Tageseinrichtung und Frühförderung für Kinder der Lebenshilfe Wanne-Eickel (TKL). Einerseits seien die Mitarbeiter durch die anhaltende Öffnung der Kitas einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt, da sie am Tag mit bis zu 50 Kindern Kontakt hätten. Andererseits weiß die 56-Jährige: Die Nerven liegen bei vielen Müttern und Vätern blank. "Man spürt die Überlastung", so Raatz. Sie möchte daher "nicht mit Druck an die Eltern herantreten".
Eltern wissen nicht mehr, was sie mit ihren Kindern machen sollen
Die Leiterin der Kita Europagarten in Herne erwartet in den kommenden Wochen deutlich mehr Kinder als noch im Dezember. So besuchen seit Montag (4. Januar) etwa zehn bis zwölf der insgesamt 50 Kinder die Einrichtung an der Düngelstraße. Die Erzieherinnen der zu dem selben Träger gehörenden Kita Löwenzahn betreuen seit dem Ende der Weihnachtsferien 40 von 100 Kindern, die Erzieher der Kita Wilde Wiese rund ein Drittel.
"Viele Eltern sind dankbar, dass es dieses Angebot gibt", sagt Bettina Raatz. "Sie wissen nicht mehr, was sie mit ihren Kindern machen sollen." Das hätten die massenhaften Ausflüge nach Winterberg gezeigt. Auch der Urlaub vieler Eltern neige sich dem Ende zu. Die Geschäftsführerin rechnet daher in den kommenden Wochen in allen sechs Kindertageseinrichtungen der Lebenshilfe Wanne-Eickel mit einer Auslastung von 40 bis 50 Prozent.
Auch Elisabeth Weyen, Geschäftsführerin der evangelischen Kindergartengemeinschaft, vermutet, dass ab Montag deutlich mehr Kinder kommen werden. "Bisher wurde der Appell von den Eltern sehr ernst genommen." Die allermeisten hätten ihre Kinder im Dezember nur geschickt, wenn es unbedingt notwendig war. Ob es auch im Januar dabei bleibt, könne sie noch nicht abschätzen.
Betreuungsumfang wird um 10 Wochenstunden reduziert
Für Vollzeit arbeitende Eltern könne die Verkürzung der Betreuungszeiten um zehn Stunden zu einem Problem werden, sagt Elisabeth Weyen. Sie sei allerdings notwendig, um eine Vermischung der Gruppen und Fachkräfte zu verhindern. So gebe es Kinder, die normalerweisen 45 Stunden in der Woche betreut werden. Die Erzieherinnen arbeiteten dagegen häufig in Teilzeit, maximal aber 39 Stunden in der Woche. In den Kitas der Lebenshilfe Wanne-Eickel werden daher ab Montag vermutlich die Früh- und Spätdienste wegfallen. "Wir überlegen, ob wir eine feste Betreuungszeit von 8 bis 15 Uhr anbieten", so Chefin Bettina Raatz. Denn in den Randzeiten werden Kinder aus verschiedenen Gruppen üblicherweise gemeinsam betreut.
Die Stadt Herne erinnert in diesem Zusammenhang an die Ausweitung des Kinderkrankengeldes. Es gibt in diesem Jahr zehn zusätzliche Tage pro Elternteil, 20 Tage für Alleinerziehende. Laut Elisabeth Weyen, Chefin der evangelischen Kitas, sei das jedoch nur "ein Tropfen auf den heißen Stein" und weder für Eltern noch für Arbeitgeber eine ausreichende Lösung. Denn Arbeitgeber könnten im Januar nicht ohne weiteres auf ihre Mitarbeiter verzichten. Mütter und Väter würden dadurch unter Druck geraten. Zudem könne man von Eltern nicht erwarten, dass sie eine Vielzahl der Kinderkrankheitstage gleich zu Jahresbeginn aufbrauchen.
Awo beurteilt Öffnung der Kitas in Bochum und Herne positiv
In den Augen der Awo Ruhr-Mitte, Träger von rund 30 Kindertagesstätten in Bochum und Herne, ist die grundsätzliche Öffnung eine erfreuliche Nachricht: "Wir nehmen positiv zur Kenntnis, dass die Landesregierung aus der Vergangenheit gelernt hat und die Kitas fast uneingeschränkt zur Betreuung geöffnet lässt, wenn die Eltern dies benötigen", so Geschäftsführer Marc Schaaf. Die Aussetzung der Präsenzpflicht für Schülerinnen und Schüler bezeichnete er dagegen als "ein organisatorisches Armutszeugnis zu Lasten unserer Kinder und Jugendlichen".
Auch die Möglichkeit zur Testung von Erzieherinnen und Erziehern beurteilt die Awo positiv. So kann sich das Personal in Kindertageseinrichtungen in NRW bis zu den Osterferien bis zu sechs Mal anlasslos und kostenfrei auf Corona testen lassen.
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