Herne. Kinder in die Kita oder nicht? „Nur wenn es unbedingt nötig ist“, sagt das Land. Die Herner Kitas machen damit unterschiedliche Erfahrungen.
Vier Wochen lang, zwischen dem 14. Dezember und dem 10. Januar sollen die Kitas auch in Herne „heruntergefahren“ werden. Eltern sollen laut NRW-Familienministerium ihre Kinder nur in den Kindergarten bringen, „wenn es unbedingt nötig ist“ - geschlossen werden die Einrichtungen aber nicht. Wie Kitas und Eltern in Herne mit dem Appell an Selbstverantwortung umgehen.
Freie Entscheidung der Eltern
In der Lebenshilfe-Kita „Europagarten“ an der Düngelstraße sind am Montag mehr als die Hälfte der 50 Kinder erschienen. Einrichtungsleiterin Bettina Raatz spricht von 70 bis 80 Prozent. Ob die Eltern die Kinder brächten, sei ihre freie Entscheidung, sagt Raatz. „Wir sind sowieso da.“ Nur zwischen Weihnachten und Neujahr ist komplett geschlossen. Die Einrichtung appelliere nicht an die Eltern, die Kinder zu Hause zu lassen. „Manche Eltern spüren eine Überforderung, wenn die Kinder nicht in die Kita gehen können“, weiß die Leiterin der im August eröffneten integrativen Kita in Herne-Mitte - sei es weil die Wohnverhältnisse beengt seien oder ein Kind besonders anstrengend sei. Doch Bettina Raatz sieht auch ihre Mitarbeiterinnen und deren Not, wenn diese sich Weihachten und Silvester einschränken sollen, „aber hier Kontakt zu 30 bis 40 Familien haben“.
„Etwa die Hälfte der in unserer Kindertagesstätte angemeldeten Kinder sind heute erschienen, da viele Eltern die Betreuung während des Lockdowns wegen ihrer Berufstätigkeit nicht selbst übernehmen können“, erklärt Wilma Weihrauch. Sie leitet die von 120 Kindern besuchte Kindertagesstätte „Kinder in der St. Elisabeth Gruppe“ im ehemaligen Solbad in Wanne-Eickel. Die Eltern wollten auch nicht auf die Betreuung durch Großeltern zurückgreifen, um diese vor einer möglichen Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus zu schützen. Die Betreuung finde wie gewohnt statt, heißt es aus der Kita, die auch zwischen den Jahren regulär geöffnet sei. Aber: „Während dieser Zeit werden erfahrungsgemäß nur wenige Kinder in die Betreuung gegeben“, sagt die Leiterin.
Nur zehn Prozent der Kinder zwischen den Jahren erwartet
Das erwartet man auch in den städtischen Kitas nicht anders. Stadtsprecherin Nina Haupt spricht von zehn Prozent, mit denen man zwischen den Jahren in den Kindertageseinrichtungen der Stadt Herne rechne. Am Montag sei noch der Großteil der Kinder erschienen. Wahrscheinlich weil die Entscheidung des Landes doch sehr kurzfristig am Freitag gefallen sei. Die Erzieherinnen würden jetzt aber das Gespräch mit den Eltern suchen, um zu klären, wo ein Kita-Besuch notwendig sei und wo nicht. „Ziel ist es, dass die zu Hause bleiben, die nicht dringend betreut werden müssen“, macht die Stadtsprecherin klar. Die notwendige Betreuung finde aber auf jeden Fall statt.
Mit unterschiedlichen Elternreaktionen hatte es am Montag die Kindergartengemeinschaft des Ev. Kirchenkreises zu tun, berichtet Elisabeth Weyen als deren Geschäftsführerin nach einer Videokonferenz mit den Einrichtungen. „Es gibt Eltern, die sofort gesagt haben ,Wir lassen die Kinder zu Hause’, aber auch andere, die sagen ,Solange wir die Kinder bringen können, bringen wir sie’“. Man gehe aber davon aus, dass weniger kämen als üblich. „Wir werden die Eltern noch einmal auf den Appell des Ministeriums hinweisen und an ihre Vernunft appellieren“, kündigt Elisabeth Weyen das weitere Vorgehen an. Drängen wolle man die Eltern aber nicht - wohl wissend, das einige Kinder am besten in der Kita aufgehoben seien. Wenn dann der Bedarf klar sei, könne sich der Träger auch dienstplanmäßig darauf einrichten.
Abfragen in katholischen Kitas laufen
Wie die Eltern in den katholischen Kitas in Herne und Wanne-Eickel auf den Appell reagieren, wird von deren Träger, den Katholischen Kindertageseinrichtungen Östliches Ruhrgebiet in Dortmund, gerade flächendeckend ermittelt, sagt Regionalleiterin Birgit Sprenger: „Die Abfragen laufen.“ Die Mitteilung aus dem Familienministerium besage klar, dass das Betreuungsangebot aufrecht zu erhalten sei. Momentan seien deshalb alle Mitarbeiterinnen im Dienst. Man werde aber sehen, „wie sich das in den nächsten beiden Tagen einpendelt.“
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