Herne. Die Herner Matthias Makowski und Yvonne Karnath haben das Corona-Jahr in Brasilien und in den USA erlebt. Das sind ihre Erlebnisse.

Als die Corona-Pandemie im Frühjahr mit voller Wucht um sich griff, hatte die Herner WAZ auch über zwei Menschen berichtet, die sich zu diesem Zeitpunkt in anderen Ländern befunden haben: Matthias Makowski, Leiter des Goethe-Instituts im brasilianischen Sao Paulo, und die Wanne-Eickelerin Yvonne Karnath, die seit rund fünf Jahren auf Reisen in aller Welt unterwegs ist. Nun hat die WAZ noch einmal nachgefragt, wie es den beiden in den folgenden Monaten ergangen ist.

Es sei ein turbulentes Jahr gewesen, erzählt der gebürtige Herner Matthias Makowski im WhatsApp-Telefonat mit der Herner WAZ-Redaktion. Im Rückblick ist es ihm ergangen wie den meisten anderen Menschen. Als er zu Beginn des Jahres 2020 von dieser mysteriösen Lungenkrankheit gehört habe - es war während des Urlaubs in Tallin -, sei das weit, weit weg gewesen. Dass es ernst würde, habe er im März gemerkt. Makowski kann sich noch an das letzte unbeschwerte Wochenende mit seiner Frau und den beiden Kindern erinnern: ein Besuch der Iguazu-Wasserfälle.

Danach habe die Pandemie ihn und vor allem das Goethe-Institut erfasst. Einen positiven Mitnahmeeffekt für das Institut habe es gegeben: eine Digitaloffensive. Die Sprachkurse, die nun online angeboten worden seien, seien sehr erfolgreich gewesen. Er selber arbeite zum größten Teil im Home Office, zweimal in der Woche sei er im Institut.

Die Copacabana ist wieder eine Partyzone

Doch die Lage im Land entwickelte sich dramatisch, zumal Präsident Jair Bolsonaro das Corona-Virus als kleine Grippe abgetan hatte. Auch Brasilien erlebe sein zweite Welle, so Makowski, dennoch gebe es kaum Einschränkungen. "Die Bevölkerung macht das nicht mehr mit, die Menschen wollen wieder ein normales Leben führen", erzählt Makowski. Wie sich das äußere: Die Copacabana sei wieder eine Partyzone. Makowski hält das für sehr bedenklich.

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Im Sommer war Makowski für eine Familienangelegenheit in seiner Heimatstadt Herne. Es sei ein eigenartiges Gefühl gewesen. Er habe die Stimmung als ein wenig bedrückend wahrgenommen. Makowski hat auch die Corona-Warnapp auf seinem Smartphone. Zwölf Begegnungen habe sie insgesamt in Deutschland angezeigt - vielleicht hat auch das dazu beigetragen, dass er froh gewesen sei, wieder in Brasilien zu sein.

Erschöpft, aber nicht zermürbt

Nach einem dreiviertel Jahr im Ausnahmezustand sei er erschöpft, aber nicht zermürbt. Man spüre, wie wichtig soziale Kontakte sind, und es sei paradox, dass man sich Menschen zuwende, indem man Distanz halte.

Als die Herner WAZ im März mit Yvonne Karnath gesprochen hatte, fühlte sie sich in texanischen Austin "gestrandet", weil es keine Verbindung nach Deutschland gab. Doch dieses Gefühl hat sich inzwischen verflüchtigt. Karnath ist nach wie vor - mit einer kleinen Unterbrechung - in Austin. Und dort gehe es ihr ganz gut, wie sie erzählt. Das liegt unter anderem daran, dass dort ihr amerikanischer Freund wohnt. Zwar haben die USA in absoluten Zahlen die höchsten Infektionszahlen, doch sie fühle sich sicher, so Karnath, weil sie sich abseits der Massen bewege. Sie halte sich so gut es geht von anderen Menschen fern.

Yvonne Karnath fühlt sich im texanischen Austin sicher

Wie Makowski war auch Karnath wegen einer privaten Angelegenheit kurz zum Heimaturlaub in Wanne-Eickel - um dann doch wieder in die USA zu fliegen. Die Corona-Pandemie hat ihre Reiselust also nicht verschwinden lassen. Ihre Eltern verstünden das, so Karnath, sie hätten ausgiebig darüber gesprochen, außerdem wüssten ihre Eltern, dass es ihr in Austin gut gehe.

Teilzeitstelle gibt Sicherheit

Was Karnath im März noch Sorgen gemacht hat: dass sie zahlreiche Kunden im Zuge der Pandemie verlor. Karnath konnte diese zuvor online von jedem Ort der Welt betreuen. Inzwischen habe sich die Situation deutlich gebessert. So hat Karnath nun eine Teilzeitstelle bei einem deutschen Unternehmen, für das sie Reisethemen bearbeitet. Daneben arbeitet sie weiter freiberuflich.

Doch ganz so sicher ist Karnaths Situation noch nicht: Da ihr Visum für die USA nur drei Monate gültig ist, muss sie im Januar ausreisen. Es geht nicht Richtung Deutschland, sondern nach Mexiko-Stadt. Allerdings ist ihr die mexikanische Hauptstadt nicht unbekannt.

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