Herne. Der Poetry Slammer und Autor Sebastian 23 interviewt Menschen aus dem Kulturbetrieb. Der Podcast wird in den Flottmann-Hallen aufgezeichnet.
Die Schauspielerinnen, Comedians und Sänger auf den Bühnen sind in Zwangspause. Zeit, das Scheinwerferlicht auf die zu richten, die im Kulturbetrieb in zweiter Reihe Wichtiges leisten. Der neue Podcast „Die Unsichtbaren“ holt sie aus dem Schatten.
Zeit für kluge Gespräche
„Wir wollten Menschen in den Fokus rücken, die mit zum Zirkus gehören, aber nicht sichtbar sind und trotzdem etwas zu sagen haben“, umreißt Chris Wawrzyniak die Idee hinter dem Podcast. Der Mitbegründer der Herner Poetry-Szene ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Herner Kulturbüro und suchte nach in dieser Funktion nach Wegen, das Kulturleben in Herne trotz Pandemie aufrecht zu erhalten. Livestreams von Poetry Slams hatten funktioniert, doch warum eigentlich kein Podcast?
„Wir wollten keinen dieser Laberpodcasts wie ,Fest und Flauschig’ oder ‚Baywatch Berlin‘ machen“, war Chris Wawrzyniak klar, auch wenn er sie gerne hört. „Die gibt es schon en masse.“ Stattdessen eine Interviewsituation, die den Befragten Zeit gibt, von sich zu erzählen und ihre Gedanken zu formulieren. Im Gespräch mit einem erfahrenen Gegenüber, das Wawrzyniak in dem Bochumer Sebastian Rabsahl fand, als Sebastian 23 einer der Urväter der Slampoeten und inzwischen auch Autor. Man kennt sich lange und tickt ähnlich. Was dazu führte, dass Sebastian 23 zusagte. „Er wollte nie einen Podcast machen“, weiß Chris Wawrzyniak, „aber diese Idee fand er cool.“
Neue Folgen jeden zweiten Sonntag
Der Podcast „Die Unsichtbaren“ mit Sebastian 23 und je einem Gast ist auf den gängigen Streamingportalen wie Apple Podcast, Spotify u.a. zu hören.
Folge 2 mit Ann-Kathrin Gorny gibt es am Sonntag, 20. Dezember, nach Mitternacht.
Nach einer Weihnachtspause geht es am 17. Januar weiter.
Die erste Folge ist bereits gelaufen. Emel Aydogdu (30) war zu Gast, kurdisch-alevitische Theaterregisseurin, und viel mehr als das, wie sich im einstündigen Gespräch mit Sebastian 23 herausstellte. Als sie mit ihrer Familie noch im Flüchtlingsheim in Bochum gelebt habe, sei dort ein Clown zu Besuch gewesen - ein eindrucksvolles Erlebnis, das das Kind für die Kultur empfänglich machte. Emel Aydogdu erzählt von ihrer Zeit am Oberhausener Theater und wie sie in der Corona-Zeit daran dachte, es vielleicht als Bauleiterin zu versuchen. Sebastian 23 erweist sich als empathischer Gastgeber, der der Regisseurin auch Anekdotisches aus dem Theateralltag zu entlocken weiß.
Technik-Team der Flottmann-Hallen nimmt auf
Aufgenommen wurde das Gespräch in der Halle IV der Flottmann-Hallen, mit viel Abstand, vom hauseigenen Technik-Team. Schauspielerin Friederike Becht, Sebastian Rabsahls Frau, sprach das Intro. Sebastian Maier, ein bewährter Partner des Theater Kohlenpott und des Kulturbüros, sorgte für Musik und das Audio-Outfit. Die Umgebung der Flottmann-Hallen war Chris Wawrzyniak wichtig, zum einen für die Gesprächsatmosphäre, aber auch weil das Format irgendwann einmal zum Live-Format werden könnte, wenn die Coronakrise vorüber ist und das Publikum nicht komplett auf Sofa-Konsum umgeschaltet hat.
Zehn Frauen und Männer werden in der ersten Staffel interviewt. Sie haben teilweise einen engen Bezug zu Herne, wie Frank Hörner, der Leiter des Theater Kohlenpott. Andere Gäste fanden die Podcast-Macher einfach interessant, wie Steffen Jopp, der in Berlin in der Skulpturenwerkstatt von Andreas Schmitten arbeitet. Im Mittelpunkt der zweiten Folge am nächsten Sonntag steht Ann-Kathrin Gorny, Geschäftsführerin des Ebertbades in Oberhausen.
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