Herne. Da das Gesundheitsamt wegen der Corona-Krise überlastet ist, hat die Stadt die Untersuchungen künftiger Erstklässler ausgesetzt - seit Monaten.
Wegen der Corona-Pandemie hinkt Herne bei den Untersuchungen künftiger Erstklässler Monate hinterher. Wie die Stadt auf WAZ-Anfrage mitteilt, seien sämtliche Termine mit den Vorschulkindern seit September ausgesetzt. Grund ist die Überlastung des Gesundheitsamtes zur Kontaktnachverfolgung im Zusammenhang mit Corona-Infizierten.
„Das ist sehr bedauerlich und liegt daran, dass die Arbeit zur Unterbrechung von Covid-19-Infektionsketten höchste Priorität hat“, sagt Stadtsprecherin Anja Gladisch. Das kinder- und jugendärztliche Team arbeite derzeit bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie mit.
Untersuchungen vom Frühjahr nicht alle nachgeholt
In der Untersuchung der Gesundheitsdienste wird nach einem festgelegten Verfahren die Entwicklung etwa der Sprache, Satzbildung oder Feinmotorik getestet und dokumentiert. Bereits während der ersten Corona-Welle im März waren über Monate sämtliche Untersuchungen für die Kinder ausgefallen, die für die Einschulung zum Schuljahr 2020/21 noch ausstanden. Bis heute sei es nicht gelungen, diese Termine in vollem Umfang nachzuholen, sagt Anja Gladisch. Es sitzen also einige Kinder seit Monaten in der Schule, die ihre Schultauglichkeit noch gar nicht schriftlich haben.
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Ein Phänomen, das auch Schulleiterin Gabriele Schlemminger von der Europaschule an der Königstraße bei sich an der Schule beobachtet. Die Gesundheitsgutachten seien noch weit bis ins Schuljahr hinein bei ihr angekommen und bis jetzt habe sie nicht von jedem Kind eines vorliegen. Größere Probleme ergäben sich daraus aber nicht.
Schulspiele sollen im Februar und März stattfinden
Schwieriger sei gewesen, dass sie aufgrund des Corona-Lockdowns vor Schulbeginn in diesem Sommer nur etwa 25 von 80 Kindern überhaupt einmal gesehen hatte. Und auch vor dem kommenden Schuljahr weiß sie noch nicht sicher, in welcher Form das Kennenlernen in Form eines Schulspiels stattfinden kann. Üblicherweise finde dies in Gruppen statt, um auch die Interaktion mit anderen Kindern beobachten zu können. Vielleicht müsse aber auch auf ein individuelles Treffen ausgewichen werden. Die Termine seien erst für Februar und März geplant, wenn das Anmeldeverfahren der Grundschulen endgültig abgeschlossen sei.
„Besonders im Bereich der Rückstellung sind die Schuleingangsuntersuchungen sehr wichtig“, sagt Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini. Denn hier gehe es darum, im Zweifelsfall den Kindergartenplatz nicht zu verlieren. Deshalb möchte das Gesundheitsamt das Verfahren weiter ermöglichen und im Zweifel per Aktenlage entscheiden, sagt Andrea Christoph Martini. „Es sollte gesichert sein, dass das Zurückstellungsverfahren so zeitnah durchgeführt wird, dass die Kinder ihren Kita-Platz behalten können.“ Bei wie vielen Kindern die Eltern einen solchen Antrag gestellt haben, kann Andrea Christoph-Martini zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.
Kinder mit Förderbedarf frühzeitig unterstützen
„Kinder, bei denen die Eltern bei der Anmeldung schon einen Förderbedarf angemeldet haben, gucken wir uns jetzt schon an“, sagt Monika Müller, Leiterin der Grundschule Kunterbunt. So könne trotz überlastetem Gesundheitsamt – zumindest in manchen Fällen – schon frühzeitig auf die Förderung eingewirkt werden. Und die sei durch Corona-Krise noch dringender von Nöten.
Denn auch bei den Erstklässlern, die in diesem Sommer in die Schule gekommen sind, konnte die erfahrene Schulleiterin einen Unterschied zu sonstigen Jahrgängen feststellen. Einige Kinder seien mit größeren Schwächen in die Schule gekommen, da ihnen durch den Lockdown viel Zeit in der Kita genommen wurde. Mittlerweile habe sich aber alles gut eingespielt.
Schuleingangsuntersuchungen starten sonst im August
Üblicherweise starten die Kinder- und Jugendärzte mit Beginn des Schuljahres, also im August, mit den Untersuchungen, teilt die Stadt mit. „Das geschieht zunächst abhängig vom Geburtsdatum des Kindes, um alle Kinder eines Jahrgangs etwa im gleichen Alter zu begutachten“, sagt Stadtsprecherin Anja Gladisch.
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Nun sei die Wiederaufnahme der originären kinder- und jugendärztlichen Tätigkeiten zu Beginn des Jahres 2021 geplant. „Ob und in welchem Umfang das möglich sein wird, kann aktuell noch nicht beurteilt werden“, so Gladisch. „Wir sind optimistisch, dass wir zeitnah wieder schulpflichtige Kinder untersuchen und begleiten können.“ Aber aktuell könne die Stadt noch nicht abschätzen, ob die Kinder- und Jugendärzte bis zum Sommer alle Kinder testen können.
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