Herne. Der Herner OB hat über Trends, Zahlen und Fakten der Corona-Pandemie in Herne informiert. Die Herner Jugend müsse besser erreicht werden.

  • Coronaregeln wie Maskenpflicht und Abstand würden von zu vielen Hernern Schülern nicht eingehalten, so Oberbürgermeister Dudda.
  • Einige Herner Viertel seien stärker betroffen, „doch einen riesigen Cluster können wir nicht erkennen“, sagte der OB.
  • Er rechnet fürs Frühjahr damit, eine Corona-Impfinfrastruktur aufzubauen.

Bei jungen Menschen zwischen 15 und 35 Jahren sowie bei Migranten gibt es derzeit in Herne die meisten Corona- Neuinfektionen. Das hat Oberbürgermeister Frank Dudda am Dienstag im Rat berichtet. Er kündigte für die Stadt eine Kampagne und Maßnahmen an, um die höheren Fallzahlen in diesen Gruppen zu senken.

Herner OB klagt über die Corona-Nachlässigkeit der Jugend

Herner Oberbürgermeister Frank Dudda informierte die Politik am Dienstag umfassend über aktuelle Auswirkungen der Corona-Pandemie in Herne. Coronaregeln wie Maskenpflicht und Abstand würden von zu vielen Hernern Schülern nicht eingehalten.
Herner Oberbürgermeister Frank Dudda informierte die Politik am Dienstag umfassend über aktuelle Auswirkungen der Corona-Pandemie in Herne. Coronaregeln wie Maskenpflicht und Abstand würden von zu vielen Hernern Schülern nicht eingehalten. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

„Wir erreichen junge Menschen nicht mehr in ausreichendem Maße“, sagte der OB. Deshalb werde der Ordnungsdienst der Stadt in den nächsten Tagen mit Kontrollen an zwei Gymnasien („die Namen will ich nicht nennen“) beginnen. „Da hat sich eine Nachlässigkeit eingeschlichen, die nicht gut ist“, sagte Dudda.

Die Stadt wolle deshalb - möglicherweise mit Stadtmarketing Herne - eine „pfiffige Kampagne“ auflegen, um mehr junge Menschen zu erreichen. Doch auch in der Altersgruppe der 35- bis 60-Jährigen seien die Fallzahlen vergleichsweise hoch, sagte der OB. Konkrete Zahlen nannte er nicht.

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Von Lars-Oliver Christoph und Tobias Bolsmann

Manche Herner Stadtteile besonders betroffen - keine Corona-Cluster erkennbar

Stichwort: Migranten. Höhere Fallzahlen ließen sich hier nicht verallgemeinern, so Dudda. So gebe es in Herne auch Stadtteile mit einem hohen Migrantenanteil, die weniger Neuinfektionen aufwiesen. Und auch für die drei Hauptgruppen unter Migranten - syrisch, osteuropäisch, türkisch - ließen sich keine allgemeingültigen Schlüsse ziehe. Die Analyse werde dadurch erschwert, dass die beiden Systeme, mit der die Stadt statistische Daten erfasse, nicht miteinander korrespondierten: „Das lässt sich in der Pandemie auch nicht mehr ändern.“

Stichwort: Regionalisierung. Einige Herner Viertel seien stärker betroffen, „doch einen riesigen Cluster können wir nicht erkennen“, sagte der OB. Antworten schuldig bleiben müsse die Stadt auch bei der Frage, ob Infektionen etwas mit dem sozialen Status und dem Einkommen zu tun hätten. Fest steht für den Oberbürgermeister nur: „Es gibt Stadtteile, wo wir mit unserer Informationspolitik bisher nicht durchdringen.“

Herner Corona-Toten sind im Schnitt 72,9 Jahre alt

Für andere Bereiche lieferte die Stadt im Rat eine Menge Zahlen: Von den Menschen, die an oder mit Covid-19 gestorben seien, seien 60 Prozent männlich und 40 Prozent weiblich, berichtete der OB. Das Durchschnittsalter der bisher 21 Toten betrage 72,9 Jahre. Und: Die Sterberate liege in diesem Jahr von Januar bis zum 1. November nicht wesentlich höher als im gleichen Vorjahreszeitraum. Zwar seien 2020 in Herne bisher insgesamt 42 Menschen mehr gestorben, doch aus statistischer Sicht sei dies „kein signifikanter Anstieg“ - auch weil die Bevölkerungszahl gestiegen sei, so Dudda.

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Aktuell würden 73 Menschen in Herner Krankenhäusern behandelt - 66 aus Herne, 7 aus Nachbarstädten. 13 Menschen lägen auf der Intensivstation. Trotz der hohen Infektionszahlen seien zumindest auch in der näheren Zukunft keine größeren Probleme bei der medizinischen Versorgung in Krankenhäusern zu erwarten, so der OB in Bezug auf aktuelle Gespräche mit Herner Klinikbetreibern. Zurzeit seien nur rund ein Drittel der Kapazitäten ausgeschöpft.

Corona: Herne schafft Entzerrung des Unterrichtsbeginns

Die Stadt gehe davon aus, dass die Infektionszahlen und die 7-Tage-Inzidenz nicht zuletzt aufgrund der kritischen Situation an Schulen zunächst „auf stabilem Niveau“ bleiben werde. Daran könnten auch die („wichtigen und notwendigen“) Maßnahmen im kleinen Lockdown nichts ändern. Auf die Problematik der relativ hohen Infektionszahlen in Schulen und daraus folgend in Familien habe die Stadt kaum Einfluss. Es sei auch derzeit nicht absehbar, dass die „große Politik“ an den Unterrichtsformen etwas ändern werde, sagte der OB mit kritischem Unterton. „Das wird die Debatte der nächsten Wochen sein.“

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Wo die Stadt es in der Hand habe, werde sie aktiv: In der nächsten Wochen starte die Entzerrung des Unterrichtsbeginns. In einem Austausch mit anderen Oberbürgermeistern sei diese Maßnahme auf große Zustimmung gestoßen, berichtete Dudda.

95.000 Menschen müssten in Herne gegen Coronavirus geimpft werden

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Zum Schluss seines ausführlichen Berichts stellte er noch eine Zahl in den Raum: 95.000 - so viele Menschen müssten in Herne entweder geimpft werden oder sich infizieren, damit die Stadt pandemisch aus dem Gröbsten heraus sei. Die Impfbereitschaft in der Herner Bevölkerung sei sehr hoch, glaubt der OB. Voraussichtlich im Frühjahr werde es dann darauf ankommen, eine Impfinfrastruktur aufzubauen. Ein Standortvorteil: Dank mehrerer Firmen mangele es nicht an Kühlhäusern für den Impfstoff.

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