Düsseldorf. Es war so schlimm wie befürchtet. Die Bilanz der Landesregierung nach der großen Kontrolle fällt vernichtend aus für Altro Mondo.
Bei den Kontrollen von Häusern des skandalumwobenen Immobilienunternehmens DEGAG/Altro Mondo sind die Behörden auf zum Teil unhaltbare Zustände gestoßen. NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) präsentierte am Mittwoch die Bilanz der landesweiten Aktion vom 17. September. Die schlimmsten Befürchtungen haben sich dabei offenbar bestätigt.
136 Gebäude wurden fast gleichzeitig kontrolliert: in Dorsten (46 Häuser), Kamen (21 Häuser) Dortmund (19), Hagen (13), Herne (11), Castrop-Rauxel (10), Duisburg (5), Oerlinghausen (5), Lemgo (3) und Wuppertal (3). Am Ende stand eine Mängelliste, in der so ziemlich alles auftaucht, was in Häusern kaputt gehen kann. Allein die Brandschutzmängel lassen auf große Gefahren für die Bewohner schließen. Da sind zum Beispiel Brandschutztüren defekt, Rettungswege nicht gekennzeichnet, Stromkabel liegen offen und Rauchmelder fehlen.
Defekte Aufzüge und offene Schächte
Auch die Mängel nach dem Wohnungsaufsichtsrecht lesen sich wie die Beschreibung von Horrorhäusern: Schimmel und Feuchtigkeit, kaputte Heizungen, zerbrochene Scheiben, bröckelnde Fassaden, defekte Aufzüge, offene Schächte, verstopfte Regenrinnen, Müll und Ratten stellten die Kontrolleure fest. Ina Scharrenbach sprach von einem „eindeutigen Zeichen“ gegenüber DEGAG/Altro Mondo.
Land und Städte hätten bewiesen, dass der „Instrumentenkasten“ gegen Missstände wirksam eingesetzt werden könne. Es war das erste Mal, dass eine Landesregierung Vertreter aus Kommunen, in denen das umstrittene Unternehmen Wohnungen vermietet, an einen Tisch holte. Die Ministerin drohte Altro Mondo weitere Kontrollen an.
Bußgeld droht
Gegen die Firma wurden „zahlreiche ordnungsrechtliche Verfahren“ eingeleitet, hieß es. Das bedeutet: Altro Mondo muss die Mängel innerhalb einer von der Stadt gesetzten Frist beseitigen. Geschieht das nicht, drohen Zwangs- und Bußgeld.
In praktisch allen Städten, in denen DEGAG/Altro Mondo Wohnungen vermietet, hatten sich immer wieder Mieter beschwert. Nicht allein Müll und Schimmel brachten die Kunden in Rage, sie ärgerten sich auch über vom Vermieter nicht bezahlte Versorgungsrechnungen für Gas, Strom und Wasser. Stadtwerke und andere Versorger drohten damit, Wasser und Gas zu sperren. Das alles geschehe auf dem Rücken der Mieter, hatte das NRW-Bauministerium zur Begründung der ersten „landesweiten gemeindeübergreifenden Aktion zur Aufdeckung von Missständen“ erklärt. „Das ist kein Wohlverhalten eines Unternehmens und solche Unternehmen belasten massiv das Vertrauensverhältnis zwischen Vermieter und Mieter und schädigen das Gesamtbild der Wohnungswirtschaft. Das wollen wir in NRW nicht“, hatte Scharrenbach gesagt.
Werbung für „Traumimmobilien“
In Duisburg kümmerte sich die Wohnungsaufsicht vor der Kontrolle schon um 42 Verfahren gegen Altro Mondo. Dort wurde nach der Kontrolle ein ganzes Haus wegen Brandschutzmängeln für unbewohnbar erklärt. In Herne hieß es, die Situation in den Altro Mondo-Häusern sei zwar schon mal schlimmer gewesen, aber die Mängelliste war gleichwohl lang.
Im Internet preist Altro Mondo „Traumimmobilien“ mit Bildern an, die mit der Wirklichkeit oftmals nicht viel zu tun haben. Sätze wie „Gut zu wohnen, bedeutet für uns, unsere Mieter glücklich zu sehen“, passen so gar nicht zu dem, was die Prüfer in zehn NRW-Städten entdeckt hatten. Die Firma ist nicht nur in NRW, sondern auch in Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz tätig.