Herne. Wunder gibt es immer wieder: Ein Herner Grüner hat herausgefunden, dass die Stadt heimlich Fußgängerzonen schrumpft. Was dahinter steckt.

Die Woche der Abschiede: In der letzten Ratssitzung wurde es für Politiker persönlich. Und ein Grünen-Urgestein sagte mit einer sensationellen Entdeckung Adieu.

Pullen für Politiker

Kräuterlikör nach Ratsherrenart: Für ausscheidende Stadtverordnete gab es Hochprozentiges - auch in der Ratsdamen-Version.
Kräuterlikör nach Ratsherrenart: Für ausscheidende Stadtverordnete gab es Hochprozentiges - auch in der Ratsdamen-Version. © Livia LEichner

Sag zum Abschied leise … Prost! 16 ausscheidende Stadtverordnete haben am Dienstag in ihrer letzten Ratssitzung im Kulturzentrum eine - wie sagt man im Ruhrgebiet? - Pulle von der Stadt erhalten. Und zwar: eine personalisierte Flasche für den „Ratsherr“ oder die „Ratsdame“ mit Kräuterlikör der Alten Drogerie Meinken. Auf dem Etikett wurde in Gold der Schriftzug des jeweiligen Ratsmitglieds eingraviert. Der Likör hat übrigens 35 Prozent, wovon die meisten Stadtverordneten bei Wahlen bisher nur träumen konnten.

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Die Corona-Situation und Kritik am Krisenmanagement der Stadt standen am Dienstag im Mittelpunkt der Ratssitzung im Kulturzentrum.
Von Lars-Oliver Christoph und Tobias Bolsmann

Auf das zum Ende jeder Ratsperiode übliche nette Beisammensein mit Büfett wurde nach der rund dreistündigen Sitzung übrigens aus Gründen verzichtet. Und auch auf weitere güldene Gaben von der Verwaltung müssen sich einige langjährige Stadtverordnete noch ein bisschen gedulden: Wegen der Pandemie wurde die für Freitag angesetzte feierliche Verleihung der Ehrenringe und Ehrennadeln verschoben.

Georg Grün geht

Aus dem Rat hatte sich der Grüne Jörg Höhfeld bereits vor vielen Jahren verabschiedet, als Kolumnist „Georg Grün“ machte er sich aber weiterhin auf der Grünen-Homepage seine Gedanken über das politische Geschehen. Doch auch damit ist nun (leider) Schluss. Immerhin konnte er in seiner finalen Kolumne in dieser Woche nicht weniger als ein Wunder verkünden: Die Fußgängerzonen in Herne und Wanne-Eickel haben praktisch über Nacht an Breite eingebüßt!

Auch in der Wanner Innenstadt herrscht inzwischen Maskenpflicht.
Auch in der Wanner Innenstadt herrscht inzwischen Maskenpflicht. © Tobias Bolsmann

Wie kommt Georg Grün darauf? Die WDR-Lokalzeit hatte vor eineinhalb Wochen über die Einführung der Maskenpflicht in den Fußgängerzonen der Nachbarstädte Bochum und Gelsenkirchen berichtet. „Dort hieß es auch, in Herne würde man das nicht machen, da nach Auskunft der Stadt die Fußgängerzonen so breit seien, dass keine Ansteckungsgefahr bestünde“, so Grün alias Höhfeld. Zwei Tage später habe die Verwaltung dann aber auch für die Bahnhofstraße in Herne und die Hauptstraße in Wanne den Mund-Nasen-Schutz verordnet.

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Diese Frage drängt sich (nicht nur) Georg Grün daraufhin auf: „War da jemand mit Zollstock und Maßband unterwegs gewesen oder sind diese Straßen tatsächlich eingeschrumpft?“ Ganz zum Schluss wird Jörg Höhfeld in seiner Kolumne übrigens noch mal richtig ernst. Akzeptanz für Einschränkungen der persönlichen Freiheit könne nur durch maximale Transparenz erreicht werden, schreibt er. „Vielleicht könnte die Stadt Herne damit beginnen, dass die die täglichen Inzidenzwerte auf der Herne-App und den Pressemeldungen mitteilt.“

Jörg Höhfeld (re.) kann nicht nur „Georg Grün“, sondern auch „Opa for Future“: Hier bei einer Demo mit „Oma for Future“ auf dem Robert-Brauner-Platz in der Vor-Corona-Zeit (und deshalb ohne Maske).
Jörg Höhfeld (re.) kann nicht nur „Georg Grün“, sondern auch „Opa for Future“: Hier bei einer Demo mit „Oma for Future“ auf dem Robert-Brauner-Platz in der Vor-Corona-Zeit (und deshalb ohne Maske). © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

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