Herne. Warum 16 Herner Politiker von der Stadt Ehrenringe aus massivem Gold erhalten und Stadtmitarbeitern bisweilen Schmerzensgeld zustehen sollte.

Reichtümer sind für Kommunalpolitiker in der Regel nicht zu verdienen. Im Gegenteil: Wer sein Mandat wirklich ernst nimmt - und das tun auch in Herne nicht wenige Stadt- und Bezirksverordnete -, zahlt gemessen am Aufwand und der dafür von der Stadt entrichteten Aufwandsentschädigung sogar noch drauf. Es gibt allerdings eine Ausnahme: Nach 15 Jahren im Rat gibt es automatisch einen goldenen Ehrenring, nach 15 Jahren in der Bezirksvertretung eine goldene Ehrennadel. Und weil aktuell recht viele Mandatsträger auf diese 15 Jahre zurückblicken können, wird die Verleihung der Auszeichnungen am 30. Oktober durch Oberbürgermeister Frank Dudda im Kulturzentrum eine recht teure Angelegenheit. Rund 27.000 Euro kostet die Umsetzung dieser vom Rat vor vielen Jahren beschlossenen Regelung. Konkret: 16 Stadtverordnete erhalten im Kuz den Ehrenring aus massivem 585er Gelbgold mit dem per Hand eingravierten Stadtwappen, 12 Bezirksverordnete bekommen die goldene Ehrennadel.

Bernd Blech (Unabhängige Bürger) erhält keinen rostigen Nagel, sondern einen goldenen Ehrenring.
Bernd Blech (Unabhängige Bürger) erhält keinen rostigen Nagel, sondern einen goldenen Ehrenring. © UB

Vor neun Jahren hat die Politik kontrovers über Ehrenringe und -nadeln diskutiert. Es ging dabei allerdings weniger um die Frage, ob diese Auszeichnung angesichts leerer Stadtkassen noch zeitgemäß ist. Sondern: um die (ebenfalls fragwürdige) Änderung, dass langjährige Bezirksverordnete ab 2020 „nur noch“ eine Ehrennadel statt eines Ehrenrings erhalten. Gold gibt es am 30. Oktober übrigens auch für Blech. Genauer gesagt: für Bernd Blech, der aktuell für die Unabhängigen Bürger (und davor für die Republikaner) dem Rat der Stadt angehört. Der 58-Jährige bringt auf seiner Facebook-Seite in Zusammenhang mit der Auszeichnung noch einen ganz anderen Aspekt ein: „Ohne meine Frau würde ich nicht einmal einen rostigen Nagel verliehen bekommen.“

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Schmerzensgeld

Keine Ehrenringe, aber Schmerzensgeld müssten Stadtmitarbeiter mitunter erhalten (und bisweilen für bürgerunfreundliches Verhalten auch Geldstrafen, aber das ist ein anderes Thema). Ein ordentliches Sümmchen hätte in dieser Woche Thomas Nübel vom Fachbereich Öffentliche Ordnung zugestanden. Am Donnerstag sah er sich als Vertreter der Stadt in einer Diskussion über Tempo 30 an der Hiberniaschule der Kritik des grundsätzlich beißfreudigen (politische Gegner sagen: nervigen) CDU-Bezirksfraktions-Chef Andreas Barzik ausgesetzt. Einen Tag zuvor musste er im Bezirk Sodingen die Position der Verwaltung beim Aufregerthema „Radverkehr auf der Kirchstraße“ vertreten. Und bereits am Dienstag musste der recht junge Stadtmitarbeiter vor 30 aufgebrachten Bürgern die Haltung des Ordnungsamtes im Streit um Parkplätze in der Hühnerleiter-Siedlung rechtfertigen.

Klar, das ist sein Job. Aber zur Arbeitsplatzbeschreibung gehört sicherlich nicht, unsachliche persönliche Angriffe von Bürgern ertragen zu müssen. So sagte ein Anwohner der Schalkestraße in der Wanner Sitzung: „Ich dachte, der Nübel sei an die Bayern verkauft worden. Er ist aber leider immer noch da.“ Für Nicht-Fußballfans: Er bezog sich dabei auf den jüngsten Wechsel des S04-Torhüters Alexander Nübel nach München. Um im Bild zu bleiben: Im Fußball hätte es für diesen verbalen Fehltritt die Rote Karte gegeben.Weitere Berichte aus Herne und Wanne-Eickel finden Sie hier.