Herne. Schulstart mit Angst bei Eltern und Lehrern: Aus Sorge vor Ansteckung hat eine Herner Grundschule nun ein Maskengebot im Unterricht eingeführt.

Am ersten Schultag nach den Herbstferien sind viele Schüler und Lehrer mit sehr gemischten Gefühlen wieder zur Schule gegangen. Bei enorm steigenden Infektionszahlen in Herne haben Eltern Angst, dass sich ihre Kinder in der Schule mit dem Corona-Virus anstecken könnten - oder wegen geöffneter Fenster krank werden. Eine Grundschule hat nun aus Sorge vor Ansteckung ein Maskengebot auch im Unterricht eingeführt.

„Die Freude auf die Schule nach den Herbstferien ist sehr gedämpft“, sagt Ute Leipski, Schulleiterin an der Max-Wiethoff-Schule . „Wir haben alle Angst und Sorge.“ Das gelte für sehr viele Eltern, aber auch und vor allem im Kollegium.

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In einem Brief an die Eltern schreibt Ute Leipski deshalb: „Es hat sich in den letzten Wochen, insbesondere für Herne, ein besorgniserregender Trend entwickelt.“ Und weiter: „Daher erachten wir es für notwendig, das Tragen der Mund-Nase-Bedeckung für die Zeit des Unterrichtsbetriebs und in der OGS zu empfehlen.“ Nur die Eltern von zwei Schülern hätten sich dagegen ausgesprochen, sagt Ute Leipski am Montag zur WAZ.

Schüler sollen Decken und warme Jacken mitbringen

Aus Sorge vor Ansteckung würden die Kollegen, die laut der Schulleiterin immer eine Maske tragen, derzeit durchgehend die Fenster zum Lüften geöffnet halten. Mit dem Stoßlüften alle 20 Minuten, wie es vom NRW-Schulministerium empfohlen wird, fühlten sie sich nicht wohl. Deshalb sollen die Schüler Decken und warme Jacken mitbringen.

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„Unzumutbar“, findet Ines Lukaszewski solche Zustände. Die Schülerin am Emschertal-Berufskolleg hat vor den Ferien selbst permanent im Durchzug gesessen. Neuerdings ist sie „Lüftungsbeauftragte“ der Klasse. Das heißt, sie muss darauf achten, dass alle 20 Minuten gelüftet wird. Ein Handy-Alarm erinnert sie daran. Dennoch habe sie Sorge, dass sie sich bei niedrigeren Temperaturen erkälte und dann nicht mehr in die Schule gehen darf. „Das ist ein Riesenproblem“, besonders, da sie vor dem Abschluss stehe.

Herner Eltern haben gemischte Gefühle

Solche Zustände würde eine Mutter aus Herne, die ihren Namen nicht öffentlich nennen möchte, ihren beiden Söhnen gerne ersparen. „Die werden alle krank“, fürchtet sie. Schließlich würden sich Kinder im Grundschulalter nicht selbst eine Jacke anziehen, wenn ihnen kalt wird. Außerdem habe sie Angst, dass ihre beiden Söhne sich in der Schule anstecken könnten.

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Der ältere Sohn besucht bereits die weiterführende Schule und muss ab sofort auch im Unterricht wieder die Maske tragen. „Die Kinder haben keine Lust mehr, bis 15 Uhr durchgehend mit Maske da zu sitzen“, sagt sie. Sie sei hin- und hergerissen: Einerseits wisse sie, wie wichtig der Unterricht der Lehrer ist. Dann gebe es aber auch Momente, in denen sie doch hofft, dass die Jungs wieder zu Hause lernen dürfen, ohne Ansteckungsgefahr, ohne Maske und ohne Zugluft.

Eltern haben Angst vor erneutem Lockdown

„In Winterjacke und mit Mütze kann man nicht vernünftig arbeiten“, sagt Andreas Gerdesmann, Klassenpflegschaftsvorsitzender am Gymnasium Wanne. Seine Tochter war wegen eines Corona-Falls bereits in Quarantäne. Er lobt ausdrücklich die Kommunikation und dass die Schule alles tue, was sie könne. Dennoch, sagt er, müsse sich in Bezug auf das Lüften noch etwas tun. Sein Bauchgefühl als Vater sei „grummelig“, aber er hofft, dass es nicht wieder zu Komplettschließungen der Schulen komme.

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So geht es auch Peter Göbel, 2. Vorsitzender der Schulpflegschaft der Mont-Cenis-Gesamtschule. „Gott sei Dank ist die Schule offen“, sagt er. „Die Eltern gehen auf dem Zahnfleisch und wissen einfach nicht, was sie tun sollen, wenn das Kind wieder zu Hause ist. Dann sind sie arbeitslos“, beschreibt er die Situation vieler Eltern. Er sei dankbar für die Maskenpflicht, findet aber die Ansätze der Politik bisher noch nicht streng genug.

„Was passiert, wenn der nächste Lockdown kommt“, fragt er. Die bestellten Computer seien noch nicht da, viele Haushalte nicht in der Lage, Unterlagen auszudrucken. Und dennoch, so fürchtet der Elternvertreter, sei Herne vom nächsten Lockdown „gar nicht mehr so weit entfernt.“

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