Herne. Herne ist bei den Neuinfektionen weiter an der Spitze in NRW. Was die Stadt für die kommenden Tage erwartet und wie sie weiter vorgehen will.

Die Corona-Neuinfektionen sind in Herne weiterhin so hoch wie in keiner anderen kreisfreien Stadt in NRW: Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) beträgt die Sieben-Tage-Inzidenz am Mittwoch 95,2. Das heißt: In den vergangenen sieben Tagen hat es auf 100.000 Einwohner 95,2 Neuinfektionen gegeben.

Immerhin: Am Dienstag lag der Wert noch etwas höher bei 99,1. Kommt jetzt die Trendwende? Stadtsprecher Christoph Hüsken ist vorsichtig: „Wir hoffen natürlich, wie sicher alle Menschen in der Stadt, dass wir bald wieder sinkende Infektionszahlen haben“, sagt er zur WAZ. Gegenwärtig aber schlügen sich noch Tage in der Sieben-Tage-Inzidenz nieder, an denen Herne teilweise über 30 Neuinfektionen am Tag zu vermelden gehabt habe. Diese fielen nun zwar nach und nach aus der Statistik heraus. „Aber natürlich kommen auf der anderen Seite auch weiter täglich Neuinfektionen hinzu.“ Eine seriöse Prognose, wann Herne unter die 50er-Marke rutscht, sei also schwer möglich, zumal es bundesweit eine steigende Tendenz gebe. Erst wenn Herne unter eine Inzidenz von 50 rutscht, ist die Stadt kein „Risikogebiet“ mehr, und Einschränkungen könnten zurückgenommen werden.

Herne: Einen Hotspot gibt es vor Ort nicht

Weil es in Herne so viele Neuinfektionen gibt, hat die Stadt Herne eine Sperrstunde für Kneipen und Restaurants erlassen.
Weil es in Herne so viele Neuinfektionen gibt, hat die Stadt Herne eine Sperrstunde für Kneipen und Restaurants erlassen. © Getty Images/iStockphoto | dcookd

Warum Herne bei den Neuinfektionen an der Spitze liegt, ist unklar. Einen Hotspot, wie es ihn in Hamm durch eine Hochzeitsfeier gegeben hat, gebe es vor Ort nicht. „Es handelt sich vielmehr um eine Summierung aus einzelnen Infektionsgeschehen, beispielsweise in familiären Zusammenhängen“, so Hüsken. Disziplinlosigkeit ist offenbar auch kein Grund für den hohen Anstieg. Grundsätzlich stelle die Stadt einen „disziplinierten Umgang mit der Corona-Pandemie“ fest. „Angesichts der Dauer der Pandemie ist das schon bemerkenswert“, so Hüsken. Auch die HCR berichte, dass an den Haltestellen die Maskenpflicht weitgehend beachtet werde. Natürlich stelle das städtische Ordnungsamt Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung fest – aber nur einzelne. Es soll weiter kontrolliert werden.

Trotz der meisten Neuinfektionen in NRW bekomme die Stadt die Kontaktverfolgung nach einer Corona-Infektion „gegenwärtig ganz gut hin“, so der Stadtsprecher. Die Kontakte eines Infizierten zu verfolgen, sei aber eine „große Herausforderung“, bekennt er. Hilfe bei der Bundeswehr, die bereits in mehreren Städten bei der Kontaktverfolgung hilft, brauche das Rathaus aktuell nicht: „Der Krisenstab wird das in den nächsten Tagen aber stets tagesaktuell beraten.“

Stadt will nicht jeden Tag neue Einschränkungen verkünden

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Weitere Einschränkungen im öffentliche Leben plane die Stadt zunächst nicht. Abzuwarten bleibt aber, wann und wie die Regelungen umgesetzt werden, die die Kanzlerin am Mittwochabend mit den Ländern beschlossen hat.

Zuletzt hatte die Stadt am Dienstagabend unter anderem eine Sperrstunde für Kneipen und Gastronomien verhängt. Zunächst wolle die Stadt schauen, ob die Maßnahmen der vergangenen Tage wirkten: „Wir wollen natürlich nicht jeden Tag weitere Einschränkungen verkünden, da dadurch auch die Akzeptanz dafür sinken könnte. Denkbar wäre eine Maskenpflicht in der Innenstadt, wie sie nun etwa in Gladbeck oder auch in Teilen von Dortmund eingeführt wurde. Ein solcher Schritt „wäre im Krisenstab zu beraten“. Nicht jede Maßnahme, die in einer Stadt ergriffen werde, müsse zwingend auch für die andere sinnvoll sein.

„Wir wollen natürlich nicht jeden Tag weitere Einschränkungen verkünden: Christoph Hüsken, Sprecher der Stadt Herne.
„Wir wollen natürlich nicht jeden Tag weitere Einschränkungen verkünden: Christoph Hüsken, Sprecher der Stadt Herne. © WAZ

Und eine Maskenpflicht in den Schulen nach den Herbstferien? Auch hier ist die Stadt zurückhaltend: An vielen Schulen werde – freiwillig und über die geltenden Landesregeln hinaus – ohnehin schon eine Maske getragen: „Trotzdem werden wir uns auch im Krisenstab in der kommenden Woche noch einmal mit dem Thema befassen, um dann gegebenenfalls rechtzeitig vor dem Ende der Herbstferien eine mit dem Land abgestimmte Entscheidung für Herne dazu treffen zu können.“

Oberbürgermeister Frank Dudda hatte zuletzt vorgeschlagen, den Schülerverkehr am Morgen zu entzerren – eine weitere Möglichkeit, um Infektionen zu stoppen. Konkret sei aber noch nichts. Nur so viel: „Das ist jedoch eine komplexe Materie und entsprechend groß ist der Abstimmungsbedarf zwischen verschiedenen Akteuren, so dass die Präzisierung noch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen wird.“

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