Herne. Die Corona-Krise spitzt sich zu, Herne ist nun Risikogebiet. OB Dudda rechnet zunächst mit weiter steigenden Corona-Zahlen. Das plant die Stadt.

Herne ist nun ein Risikogebiet. Die Zahl der mit Corona infizierten Menschen in Herne ist in den vergangenen Tagen stark gestiegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz kletterte am Samstag auf 66,5 je 100.000 Einwohner. Damit ist Herne nach Definition des Robert-Koch-Instituts Risikogebiet. Der Krisenstab der Stadt hat deswegen am Freitag Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie beschlossen.

Auch interessant

Die Lage sei angespannt, aber unter Kontrolle, sagte Oberbürgermeister Frank Dudda am Freitagnachmittag im Herner Rathaus vor der Presse. „Fremde Hilfe“, sprich den Einsatz der Bundeswehr, sei nicht nötig, betonte der OB. Nach Angaben von Katrin Linthorst, Leiterin des städtischen Fachbereichs Gesundheitsmanagement, könne die Stadt die Kontakte von Corona-Infizierten vor Ort, Stand jetzt, gut nachverfolgen. Der Oberbürgermeister rechnet damit, dass die Corona-Zahlen in Herne übers Wochenende noch weiter ansteigen. Anschließend erwartet er aber eine Entspannung; auch, weil die Schüler nun in den Herbstferien sind.

Einen Hotspot gibt es in Herne nicht

Rechnet übers Wochenende mit weiter steigenden Corona-Zahlen: Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda.
Rechnet übers Wochenende mit weiter steigenden Corona-Zahlen: Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda. © FUNKE Foto Services | Andre Hirtz

Schulen, aber auch Familien seien für den Anstieg der Corona-Zahlen verantwortlich, hieß es im Rathaus. „Eine Schulklasse nach der anderen mussten wir schließen“, so Dudda. Einen Hotspot gebe es nicht. Soll heißen: Das Virus verbreitete sich zuletzt verstärkt über Familien in die Schulen – und umgekehrt.

Mit einem Maßnahmenpaket will die Verwaltung die Zahlen nun drücken. So sind Ansammlungen von Menschen im öffentlichen Raum ab sofort auf höchstens sechs Personen begrenzt, entschied der Krisenstab. Ausnahmen gelten laut Stadt für Beerdigungen und Trauungen, dort seien mehr Menschen erlaubt. Außerdem dürften private Feiern in öffentlichen Räumen nur noch mit maximal 25 Personen stattfinden – dazu zählten zum Beispiel auch Restaurants oder gemietete Säle.

Ordnungsamt kündigt verstärkte Kontrollen an

Das Ordnungsamt, kündigte Fachbereichsleiter Werner Friedhoff an, werde die neuen Regeln kontrollieren, auch am Wochenende. 25 Mitarbeiter seien dazu bis in die späten Abendstunden unterwegs. Am Freitag seien jene Besitzer von Veranstaltungsräumen über die neue Höchstgrenze informiert worden, die Feiern mit mehr Menschen geplant hatten, darunter Restaurant-Besitzer. Vor allem sie will das Ordnungsamt aufsuchen. Bei Verstößen werde durchgegriffen, und Bußgelder würden verhängt.

Auch interessant

Private Feiern von 25 bis 150 Personen müssten zudem ab sofort angemeldet werden, die Veranstalter müssten ein Hygienekonzept vorlegen und eine Teilnehmerliste führen, so die Stadt. Frank Burbulla, Chef des Krisenstabs, empfiehlt den Bürgern aber „dringend“, solche privaten Veranstaltungen nicht durchzuführen oder zu besuchen.

Auch interessant

Weitere Maßnahmen des Krisenstabs: Für Sportveranstaltungen wird eine Obergrenze von 200 Zuschauern festgelegt. Der Spiel- und Trainingsbetrieb werde aber nicht eingeschränkt. In städtischen öffentlichen Gebäuden gilt nun zudem die Pflicht, auf „Verkehrsflächen“ wie Fluren, Toiletten und Wartebereichen einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Außerdem würden zusätzliche Spender mit Desinfektionsmitteln aufgestellt. Grundsätzlich gelte, dass für die persönliche Vorsprache in städtischen Dienststellen vorher ein Termin vereinbart werden sollte. Die Stadt werde im Gesundheitsamt außerdem zusätzliches Personal zur Nachverfolgung der Kontaktpersonen von Infizierten einsetzen.

Ferienprogramm kann wie geplant stattfinden

Die Kitas in Herne bleiben offen.
Die Kitas in Herne bleiben offen. © Alexander Volkmann | Alexander Volkmann

Die Kitas und die Offene Ganztagsschule könnten dagegen wie geplant öffnen, und das Ferienprogramm der offenen Kinder- und Jugendarbeit wie geplant stattfinden, so Dudda. Ob auch der Herner Weihnachtsmarkt oder der Cranger Weihnachtszauber gefährdet seien, ließ Dudda offen: „Das wird einer gesonderten Betrachtung zugeführt“.

Nach Angaben des OB prüft die Stadt, ob die Schulanfangszeiten in Herne nach den Herbstferien entzerrt werden könnten. Er monierte, dass morgens 7000 Schüler zeitgleich in Bussen zu ihren Schulen fahren. Unterschiedliche Anfangszeiten in den Schulen seien möglich, auch die Verkehrsbetriebe hätten Zustimmung signalisiert. Hier stünden noch weitere Abstimmungen an.

Krisenstabsleiter Burbulla ruft die Menschen auf, sich an die Hygiene- und Abstandsregelungen zu halten. Die neuen Regelungen gelten zunächst bis Ende des Monats. Sie müssten nun mit der Bezirksregierung abgestimmt werden: „Es ist nicht auszuschließen, dass wir nächste Woche noch einmal nachjustieren müssen“, so der Dezernent.

Das Info-Telefon der Stadt Herne ist wieder geschaltet: Es hilft bei Fragen zur Corona-Krise, eine medizinische Beratung erfolge aber nicht, heißt es. Samstag und Sonntag, 10. und 11. Oktober, ist das Telefon von 10 bis 13 Uhr erreichbar unter 0700/16 200 000 (6,3 Cent pro 30 Sekunden) und 0800/16-12000 (kostenfrei), unter der Woche montags bis donnerstags von 8 bis 16 und freitags von 8 bis 13 Uhr.