Herne. Der Krisenstab in Herne hat am Abend eine Sperrstunde für Kneipen und Restaurants beschlossen. Was das bedeutet und was Wirte dazu sagen.
Der Krisenstab der Stadt Herne hat am Dienstagabend eine Sperrstunde für Kneipen und Restaurants erlassen. Die Sperrstunde gilt ab diesen Mittwoch. Gastronomische Einrichtungen dürfen dann nur bis 0 Uhr geöffnet bleiben.
Grund für die Maßnahme ist die Ausbreitung der Corona-Pandemie: Herne hatte am Ende vergangener Woche den kritischen Wert von 50 bei der 7-Tage-Inzidenz überschritten. Am Dienstag kletterte er sogar auf 99,1. Das bedeutet: In den vergangenen sieben Tagen hat es auf 100.000 Einwohner 99,1 Neuinfektionen gegeben. Der Krisenstab beschloss außerdem: Der Alkoholverkauf könne im Stadtgebiet anlassbezogen von 0 bis 6 Uhr verboten werden, so die Stadt weiter. Auch diese Maßnahmen hat der Krisenstab am Abend beschlossen.
Die Sperrstunde für Gastronomiebetriebe, sagte Stadtsprecher Christoph Hüsken zur WAZ, gelte auch für Restaurants, die Säle für Veranstaltungen anbieten und dort ausschenkten. Dort dürfen seit kurzem nur noch 25 Menschen feiern. Auch diese Feiern müssten nun um 0 Uhr beendet werden.
Herner Kostbar-Geschäftsführer: Einschränkungen sind schon jetzt enorm
Das Café Extrablatt am Robert-Brauner-Platz schließt am Wochenende zwischen 1 und 1.30 Uhr, sagt Geschäftsführer Julian Rommel. Die Sperrstunde um 0 Uhr trifft ihn also, vor allem auch finanziell. Entsprechend bedient ist er. In der Woche sei 0 Uhr dagegen zu verkraften. So schlecht die Sperrstunde vor allem fürs Wochenend-Geschäft auch sei: Alles sei besser als ein neuerlicher Lockdown oder eine Sperrstunde um 15 Uhr wie im Frühjahr: „Das wäre eine Katastrophe für uns“, so Rommel.
Ähnlich äußert sich Fexhri Papenbrock. „Ich finde das nicht den richtigen Schritt“, sagt der Chef der Kostbar auf der Behrensstraße in Herne-Mitte zur jetzt eingeführten Sperrstunde. Schließlich habe es in der Gastronomie nur wenige Infektionen gegeben. Nur unter der Woche sei die Sperrstunde ok: „Die Zeit ab 0 Uhr ist für uns am Wochenende sehr wichtig.“ Die Kostbar habe bis 1 Uhr geöffnet, „aber vor 2 oder 3 Uhr mache ich nie zu“, so Papenbrock. Die Einschränkungen seien schon jetzt enorm: Zur Einhaltung der Abstandsregeln gebe es 40 Prozent weniger Sitzplätze. Der Umsatz liege schon jetzt nur noch bei etwa 75 Prozent. Mit Sperrstunde brächen „sicherlich weitere 20 Prozent des Umsatzes weg“, fürchtet er.
Sperrstunde um 0 Uhr? Da kann Branka Juran, Wirtin des Bierdeckel in Herne-Mitte, nur müde lächeln. Es kämen sowieso kaum noch Gäste: „Die Leute haben Angst“. Sie könnte auch schon um 20 Uhr zumachen, „das würde keinen Unterschied machen“, klagt sie. Das spüre sie vor allem, seitdem Herne offiziell Risikogebiet sei. Stammtische sagten ab, nur zehn bis 15 Gäste könne sie jetzt noch am Tag begrüßen - bislang seien es 30 bis 50 gewesen - mindestens. Die Lage sei „sehr schwierig“, bekennt sie.
Hotelchef: Auswärtige Gäste sagen in Scharen ab
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Dass Herne den Inzidenz-Wert von 50 überschritten hat und nun ein Risikogebiet ist, bekommt Hendrik van Dillen, Pächter des Park-Hotel, zu spüren. Auswärtige Gäste, berichtet er, hätten zuletzt in Scharen abgesagt, es gebe „Stornierungen ohne Ende“, darunter von vielen Firmen: Sie wollten ihren Mitarbeitern keine Reise in ein Risikogebiet zumuten. Für sein Haus sei das „eine Katastrophe“.
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„Oskar am Kanal“, Steinmeisters Biergarten, schließt um 22 Uhr. Chef Oskar Steinmeister hofft, dass keine frühere Sperrstunde als 0 Uhr kommt. Sie würde erhebliche Umsatzeinbußen für den noch jungen Biergarten am Rhein-Herne-Kanal bedeuten. Allerdings bezweifelt er, dass dieses politische Mittel die gewünschte Wirkung habe. Es müsse schließlich immer geschaut werden, wo die Corona-Ansteckungen stattfinden. „Ich denke, dass die Gastronomie eine der sichersten Möglichkeiten ist, in seiner Freizeit etwas zu unternehmen“, so Steinmeister. Solange die Hygiene-Maßnahmen eingehalten würden, sei die Gefahr der Ansteckung so gering wie im privaten Umfeld, meint er.
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