Herne. Hochhäuser, ein Hotel und Gewerbe plant der Investor für den Herner Shamrock-Park. Was das für den Verkehr bedeutet und warum es Kritik gibt.

Die Fakt AG hat große Pläne für den Shamrock-Park: Zwei Hochhäuser zur gewerblichen Nutzung, ein Hotel und gastronomische Betriebe sollen unter anderem auf dem früheren RAG-Areal in Herne-Mitte entstehen. Eine Kehrseite des ambitionierten Vorhabens: Die Umsetzung der Planung würde zu einer erheblichen Zunahme des Verkehrs in diesem Bereich führen.

Verkehrszählungen, Simulationen und Rechenmodelle

Das ist die Quintessenz einer von dem Investor beauftragten Untersuchung durch das Bochumer Büro Brilon Bondzio Weiser, die am Donnerstag in der Bezirksvertretung Herne-Mitte vorgestellt worden ist. Insbesondere am Knotenpunkt Holsterhauser Straße/Grenzweg (Anbindung zur A 43) werde die Belastung steigen, sagte Gutachter Frank Weiser. Aber: Die zusätzliche Belastung sei durch diverse Maßnahmen in den Griff zu bekommen, so seine Botschaft.

So stellt sich die Fakt AG den künftigen Shamrock-Park vor: Geplant ist u.a. der Neubau eines 14-geschossigen Hochhauses (links) und der Umbau eines Bestandsgebäudes zu einem Hotel (Mitte).
So stellt sich die Fakt AG den künftigen Shamrock-Park vor: Geplant ist u.a. der Neubau eines 14-geschossigen Hochhauses (links) und der Umbau eines Bestandsgebäudes zu einem Hotel (Mitte). © Unbekannt | Fakt AG


Von täglich rund 4700 zusätzlichen Kfz-Fahrten geht Weiser unter Bezug auf Verkehrszählungen, Simulationen und Rechenmodelle aus. Die möglichen Folgen der von Stadt und Politik eingeleiteten Verkehrswende - weniger Autos, mehr ÖPNV und Radverkehr - seien bei dieser Berechnung nicht einbezogen worden, weil dies einem Blick „in die Glaskugel“ gleich gekommen wäre.

Ausbaubedarf im Bereich Holsterhauser Straße

Der zusätzliche Autoverkehr würde sich relativ gleichmäßig verteilen, so die Prognose. Heißt: rund 2000 Fahrten im Norden (Brunnenstraße/Bebelstraße), der Rest im Süden des Areals (Holsterhauser Straße). In den Spitzenzeiten am Morgen und am Nachmittag würden jeweils bis zu 420 Autos rein- und rausfahren. Insbesondere am Knotenpunkt Holsterhauser Straße/Grenzweg, aber auch im nördlichen Bereich bestünde Ausbaubedarf, so Weiser. Das zusätzliche Verkehrsaufkommen sei jedoch zu bewältigen.

Die aktuellen Ergebnisse deckten sich weitgehend mit jenen, die sie bereits vor einem Jahr ermittelt und mit der Stadt besprochen hätten. Für das nun eingeleitete Bebauungsverfahren, das den rechtlichen Rahmen für die Veränderungen im und am Shamrock-Park setzt, soll ein umfassendes schriftliches Verkehrsgutachten vorgelegt werden. Der neue Bebauungsplan soll dann im zweiten Quartal 2021 beschlossen werden; anschließend könnte die Fakt AG ihre sehr ambitionierten Pläne umsetzen.

Linke verweist auf Klimagutachten und Verkehrswende

Kritik wurde bereits jetzt laut. „Ich fühle mich verschaukelt“, sagte die Linke-Stadtverordnete Klaudia Scholz in der Bezirksvertretung. Einerseits sei beschlossen worden, dass Autos zurückgedrängt werden sollten. Andererseits würden solche Vorhaben umgesetzt, bei denen der Autoverkehr sogar stark zunehme. Noch eklatanter empfinde sie das Missverhältnis in Sachen Klimaschutz: Gutachten des Regionalverbandes Ruhr (RVR) und auch der Stadt (Stichwort: kleinräumiges Monitoring) sprächen eindeutig gegen eine Bebauung und eine weitere Versiegelung an diesem Standort, so Scholz.

Die Stadt wies die Vorwürfe zurück. Es handele sich um Fachgutachten ausschließlich zum Klima, erklärte Achim Wixforth, Leiter des Fachbereichs Umwelt und Planung. Die Stadt müsse jedoch die gesamte Daseinsvorsorge in Herne sicherstellen, zu der auch Gewerbestandorte mit Arbeitsplätzen zählten. Der Anspruch, dabei auch Umweltaspekten gerecht zu werden, werde bei diesem Projekt in einem Bestandsquartier nahe der Innenstadt „mustergültig gelöst“, so Wixforth.Weitere Berichte aus Herne und Wanne-Eickel lesen Sie hier.