Herne. Die Herner Zechensiedlung Teutoburgia hat einen „Parkranger“: Peter Malkus führt Kinder durch die Gartenstadt. Dabei erfahren sie Verblüffendes.
Die Kinder nennen ihn nur „Opa Peter“. In der Siedlung Teutoburgia in Herne ist Peter Malkus bekannt wie ein bunter Hund. Der 72-Jährige macht Führungen für Kinder und erklärt ihnen dabei den Bergbau. Jetzt hat er auch einen Bergbaustollen.
Der frühere Bergmann Peter Malkus kommt gebürtig aus Castrop-Rauxel, ist aber vor 38 Jahren zu seiner Frau Ursula in ihr Elternhaus in der Siedlung Teutoburgia gezogen und seither mit der Gartenstadt „verwachsen“. Wer mit Malkus durch die Siedlung läuft, erfährt viel Interessantes über die Entstehung der Siedlung und auch über die ehemalige Zeche.
Herne: Siedlung hat keinen Osterei-Charakter
„Die Zeche hier war ein Traum“, sagt er und deutet strahlend auf die Häuser an der Baarestraße: „Von jedem Haus gibt es vier, aber trotzdem sind sie alle etwas verschieden.“ Der Grundbau unterscheide sich durch Kleinigkeiten wie kleine Fenster oder Fachwerk. „Schön, dass die Siedlung hier keinen Osterei-Charakter hat, sondern alle Fassaden unterschiedlich sind.“ Auf dem Weg Richtung Kunstwald weist der 71-Jährige auf freien Flächen hin. Dort seien Häuser im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. „Früher waren das pro Haus vier Familien, die auf zwei Zimmern lebten.“
Tiere und Garten dienten der Selbstversorgung. Malkus hat auf Zeche Graf Schwerin in Castrop gelernt: „1969 bin ich dann von der Zeche weg und habe in Dortmund bei Hoesch gearbeitet.“ Zwei Umschulungen machte er, zum Freiformschmied und zum Armaturenfertiger. Als Maschinenbauschlosser arbeitete er zuletzt in der Papierfabrik Kabel in Hagen. Seit 2008 ist er in Rente, von Ruhe könne aber keine Rede sein: Er engagiert sich aktiv in der Bürgerinitiative Teutoburgia, ist eigentlich täglich in der Siedlung unterwegs.
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Informationen über versetzte Fördertürmer, Arschleder und Rettungsfilter
„Wir unterstützen Nachbarn, halten den Kunstpark sauber und machen immer wieder Aktionen für die Kinder“, zählt der „Parkranger“ auf. Vor allem die Zeit mit den Kindern bereite ihm viel Freude. Selber hat er einen Sohn, eine Tochter und zwei Enkel. „Der Kleine ist im Januar geboren“, sagt Malkus stolz. „Das ist ein süßer Fratz.“
Für die Kinder denkt sich Malkus immer wieder etwas Besonderes aus. So erfahren sie bei ihren Touren, warum die Räder des Förderturms etwas versetzt sind (aufgrund des Platzmangels), warum das Arschleder so heißt, wie es heißt oder wozu der Rettungsfilter gut war, und sie können sich neuerdings einen kleinen Stollen ansehen. Den hat der Rentner in die Gabionenwände eingebaut, mitsamt kleinem Bergmann, Grubenpferd, Gleisen, Presslufthammer und Werkzeugkiste. „Mit Solar möchte ich noch Licht einbauen, damit man es besser sehen kann“, sagt er und fügt hinzu: „Ich mache das alles für die Kinder.“
Mäuse machten unter Tage große Kulleraugen
Die Jungen und Mädchen, die ihm auf dem Rundgang durch den Kunstwald begegnen, grüßen ihren „Opa Peter“ freudig. Dass ist nicht weiter verwunderlich, denn seine Art, Geschichten zu erzählen, macht nicht nur Kindern Spaß: „Die Kinder fragen oft, ob es unter Tage auch Mäuse gab. Ich sage dann immer: Ich kann gar nicht sagen wie viele. Die haben mich immer mit ihren großen Kulleraugen angeschaut, wenn ich etwas gegessen habe. Ich habe ihnen immer Brot und Käse abgegeben.“
Aktuell tüftelt Malkus an einem neuen Projekt: In einem Schuppen hat er zig alte Bergbauutensilien – Grubenlampen, Arschleder, Helme und vieles mehr. Jetzt hat er ein altes Telefon von unter Tage bekommen, dass er präparieren möchte. „Das soll dann bimmeln, und ich gehe ran und hole eins der Kinder dazu und frage, ob es was hört. Und dann sage ich: Veräppelt! Schließlich sollen sie nicht nur was lernen, sondern viel Spaß haben.“
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