Herne. Die neue Fahrradstraße mit „Anlieger frei“ an der Bochumer Straße hat für viel Verwirrung gesorgt. Nun erklärt die Stadt, was dahinter steckt.

Die neue Fahrradstraße auf der Bochumer Straße hat bereits in den ersten Tagen seit ihrer Einrichtung für erhitzte Gemüter gesorgt (die WAZ berichtete). Deshalb erklärte die Stadt nun, welche Beweggründe dahinter stecken, und was es mit der Beschilderung auf sich hat.

Hintergrund sei zunächst einmal das Ziel, klimafreundliche Mobilität zu fördern, betont Stadtrat Karlheinz Friedrichs. Dem Fahrradfahren solle in Herne eine größere Bedeutung zukommen. Bei der Frage, wie dieses Ziel umgesetzt wird, fiel die Wahl auf die Ausschilderung der Teilstrecke zwischen Europaplatz und Hölkeskampring als Fahrradstraße. Diese würde aber bedeuten, dass generell keine anderen Fahrzeuge, keine Autos, Busse oder Motorräder mehr diese Straße befahren dürften, erklärt Peter Sternemann von der Verkehrsplanung und -technik der Stadt Herne.

Kombination aus Fahrrad- und Anliegerstraße

Eine Zusatzbeschilderung sei nötig gewesen. „Man müsste aber zig zusätzliche Schilder aufhängen“, erläutert Sternemann, für jede Fahrzeugart eines. „Deshalb sind wir auf die Lösung gekommen, die wir jetzt haben.“ Das „Anlieger frei“-Schild erlaube neben Hernern, die dort wohnen, auch Bussen, Lieferdiensten oder Besuchern, diese Straße zu nutzen, um zu ihrem Ziel an der Bochumer Straße zu gelangen. Auch das Queren der Bochumer Straße von Nachbarstraßen sei möglich.

Auch interessant

Wer jedoch nicht an der Bochumer Straße wohnt oder dort auch kein „Anliegen“ hat, darf die Straße auch nicht zur Durchfahrt nutzen - etwa um zu Rewe Kenkmann zu kommen. Zumindest nicht mit dem Auto, natürlich aber mit dem Fahrrad. Wer die Straße dennoch zur Durchfahrt nutzt, kann ausschließlich von der Polizei, nicht vom Ordnungsamt der Stadt zur Kasse gebeten werden. 15 Euro wären dann als Bußgeld fällig, teilt die Stadt mit. Verstärkte Kontrollen seien aber derzeit nicht geplant, so Sigrid Mertens vom Fachbereich öffentliche Ordnung.

Referenzstrecke für weitere Fahrradstraßen in Herne

Es müsse die Sichtweise geändert werden und nicht aus der Perspektive der Auto-, sondern der Fahrradfahrer gedacht werden, sagt Ulrich Syberg, Vorsitzender des Planungsausschusses der Stadt und Bundesvorsitzender des ADFC. Er bezieht sich auf Beispiele aus Holland, wo es auf ähnlichen Straßen heiße: „Autos sind hier Gast.“ Die Straße gehöre nun den Fahrradfahrern und dürfe auch von zwei nebeneinander fahrenden Radfahrern genutzt werden.

Auch interessant

Der SPD-Mann freut sich über die Verkehrsberuhigung, die das subjektive Sicherheitsgefühl der Radfahrer erhöhe und auch Schülern zugute komme. „Es ist wichtig, dass wir jetzt mal eine Referenzstrecke an einer bedeutenden Herner Straße haben.“ Syberg ist sich sicher: „Das ist erst der Anfang und es wird nicht die letzte Fahrradstraße in Herne sein.“

Weitere Nachrichten aus Herne und Wanne-Eickel lesen Sie hier.