Herne. Eine wichtige Herner Straße wird 2021 für 14 Wochen zur Großbaustelle. Warum ein Politiker die Sanierung als „Stück aus dem Tollhaus“ bezeichnet.

Die Bochumer Straße wird 2021 zur Großbaustelle: In der zweiten Jahreshälfte soll die Asphaltdecke in dem 900 Meter langen Abschnitt zwischen Gräffstraße und dem Kreisverkehr Südstraße über einen Zeitraum von etwa dreieinhalb Monaten komplett erneuert werden. Die rund 760.000 Euro teure Maßnahme weckt in der Politik Zweifel an der 2015 getroffenen Entscheidung über die Umgestaltung der Bochumer Straße.

Ratsherr erinnert an Umbau-Diskussion

„Das ist ein Stück aus dem Tollhaus“, sagte Ingo Heidinger, Stadtverordneter der Piraten-Alternative Liste, am Donnerstagabend in der Sitzung der Bezirksvertretung Herne-Mitte. Er erinnerte daran, dass die Politik vor Jahren einen Grundsatzbeschluss über die Umgestaltung dieser zentralen Herner Achse getroffen habe.

2013 ist auf der Bochum Straße ein Schutzstreifen für Radfahrer farblich markiert worden; außerdem wurden die Schienen entfernt. Für einen richtigen Umbau fehlte damals das Geld.
2013 ist auf der Bochum Straße ein Schutzstreifen für Radfahrer farblich markiert worden; außerdem wurden die Schienen entfernt. Für einen richtigen Umbau fehlte damals das Geld. © Michael Korte

Die damals von der Mehrheit favorisierte Umbau-Variante sei vor allem aus finanziellen Gründen nicht zum Tragen kommen, so Heidinger. Wenn er nun alle seitdem angefallenen Kosten - u.a. für die Gleisentnahme, diverse Radweg-Markierungen und die Asphaltdecke - addiere, seien diese unterm Strich sogar höher. Dafür machte Heidinger nicht die Stadt verantwortlich, sondern vor allem den mit „Rumzickereien“ verbundenen Streit in der rot-schwarzen Koalition. Zur Erinnerung: Es ging damals vor allem um die Frage, ob die Straße zwei- oder vierspurig sein soll. SPD und CDU schwiegen in der Sitzung zu Heidingers Vorwurf. Jürgen Klein Altstedde vom Fachbereich Tiefbau und Verkehr entgegnete, dass man berücksichtigen müsse, dass diese Kosten in einem sehr langen Zeitraum angefallen seien.

Anwohner werden nicht zur Kasse gebeten

Für die Notwendigkeit einer Sanierung führte die Stadt mehrere Gründe an. So werde der Übergang zwischen der (2015 neu eingezogenen) Fahrbahndecke der ehemaligen Gleistrasse und der alten Asphaltdecke zunehmend unebener und verursache Schwingungen sowie Probleme bei der Entwässerung. Außerdem weise die alte Decke eine Vielzahl an Schäden wie Querrisse, Schlaglöcher und diverse Flickstellen auf. In die neue Asphaltschicht soll - wie bereits bei anderen Straßen - ein lärmmindernder Betonsplitt mit photokatalytischer Wirkung eingebaut werden, der die Stickoxide aus der Luft umwandeln und damit die Belastung reduzieren soll.

Auch interessant

Gute Nachricht für Anlieger: Sie werden für die Straßensanierung nicht zur Kasse gebeten. Die Stadt geht von einer 75-prozentigen Förderung durch das Land aus. Rechnen müssen Anwohner und motorisierte Verkehrsteilnehmer allerdings mit Beeinträchtigungen während der Bauphase, auch wenn die Sanierung weitgehend ohne Vollsperrungen der Bochumer Straße erfolgen kann.

Dass die Straßensanierung in Kombination mit der A 43-Baustelle zu Problemen führen könnte - wie von Melissa Arnold (SPD) befürchtet -, glaubt die Stadt nicht. Die früheren Prognosen der Verwaltung hätten sich als richtig erwiesen, sagte Klein Altstedde. Weil die Autobahn während des Umbaus vierspurig bleibe, sei es nicht zu wesentlichen Beeinträchtigungen auf der Bochumer Straße gekommen.

Weitere Berichte aus Herne und Wanne-Eickel lesen Sie hier.