Herne. Eine Studie hat untersucht, wie viele Kinder pro Erzieher in den Kitas sind. Herne bleibt unter der Empfehlung, steht aber trotzdem ganz gut da.

Zu wenig Personal und zu große Gruppen: Die Bertelmann-Stiftung stellt vielen Städten in NRW, darunter auch Herne, ein schlechtes Zeugnis aus. Bei der Veröffentlichung „Ländermonitorings frühkindliche Bildungssysteme“ steht Herne im Vergleich zu anderen Ruhrgebietsstädten aber noch vergleichsweise gut dar.

Bundesweit besuchen laut Bertelsmann-Stiftung fast drei von vier Kindern eine Kita mit zu wenig Personal: Zum Erhebungsstichtag im März 2019 kamen rein rechnerisch 4,2 Krippenkinder auf eine Erzieherin oder einen Erzieher. Dazu zählen in der Studie alle Kinder unter vier Jahren. In Herne liegt der Wert laut Veröffentlichung bei 3,8, also besser als der Bundesschnitt. Die Experten empfehlen jedoch, dass auf maximal drei Krippenkinder eine Erzieherin kommen solle.

Mehr Kita-Erzieher in Herne als in Nachbarstädten

Auch bei den älteren Kindergarten-Kindern ist der Personalschlüssel in Herne mit 7,8 Kindern auf einen Erzieher schlechter als es die Macher der Studie mit 7,5 empfehlen. Jedoch hat sich der Wert im Vergleich zum Vorjahr verbessert, als er noch bei 8,1 lag. Auch im Vergleich zu Nachbarstädten steht Herne besser dar: In Gelsenkirchen kommen beispielsweise 9,3 Kinder auf eine Erzieherin, in Bochum 9,1.

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Grund für die im Vergleich besseren Herner Zahlen sieht Ulrich Klonki, Vorsitzender des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie, in der kleineren Größe der Stadt: „Alle Kita-Betreiber kennen sich und sprechen sich ab.“ Das Land gebe beim Personalschlüssel eine Ober- und eine Untergrenze an und in Herne sei es Gott sei Dank so, dass sich die Träger alle eher an dem oberen Wert orientierten.

Einen weiteren Grund für eine vergleichsweise gute Personallage sieht der SPD-Mann darin, dass das Emschertal-Berufskolleg in der Stadt sei. Von dort suchten sich einige Schüler ein Praktikum in einer Kita vor Ort und blieben auch darüber hinaus tendenziell vor Ort. „Die Träger schaffen es, offene Stellen zu besetzen“, sagt Klonki.

Personalsituation durch Corona noch verschlechtert

Elisabeth Weyen, Geschäftsführerin der Kindergartengemeinschaft im Evangelischen Kirchenkreis Herne, sieht das etwas anders. Vor allem im Bereich der Vollzeitkräfte sei es schwierig, Personal zu finden. Derzeit seien allein bei den evangelischen Kitas in Herne drei bis vier Stellen unbesetzt. Hinzu kommt: „Wir haben im Moment enorme Ausfälle, weil wir Mitarbeiter mit Erkältung nach Hause schicken müssen.“

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Der Personalschlüssel auf dem Papier sei deutlich besser als die Realität, da auch vor Corona durch Urlaub, Fortbildungen und Krankheit nie alle Erzieherinnen an Bord gewesen seien, so Weyen. „Es ist im Moment so, dass bei dem Personalschlüssel das, was wir als Anspruch an Bildung haben, so nicht möglich ist“, bedauert Elisabeth Weyen. Häufig sei es den Erzieherinnen nur noch möglich, Dinge der Reihe nach abzuarbeiten.

Größere Gruppen für mehr Kita-Plätze

Auch die Macher der Bertelsmann-Studie warnen: „Ist eine Fachkraft für zu viele Kinder zuständig, kann sie nicht auf die Bedürfnisse der Einzelnen eingehen, die Persönlichkeitsentwicklung oder den familiären Hintergrund betrachten. Individuelle Förderung bleibt dann auf der Strecke.“

Soweit möchte Ulrich Klonki nicht gehen. „Die Kitas machen eine ganze Menge an pädagogischer Arbeit“, betont er. Die individuelle Förderung funktioniere auch bei dem derzeitigen Personalschlüssel, könne aber natürlich bei mehr Personal noch besser sein. Auch er würde sich kleinere Gruppen in den Kitas in Herne wünschen. Dazu werde es aber in naher Zukunft nicht kommen, so Klonki: „Unser Ziel ist es vor allem erstmal, neue Kita-Plätze zu schaffen.“

Betreuung im U3-Bereich

Die Bertelsmann-Stiftung gibt in der Studie für Herne zum Stichtag März 2019 eine Betreuungsquote im U3-Bereich von 22,9 Prozent an. Damit steht Herne auf einem der hinteren Plätze.

Bei der Jugendhilfeplanung für das Kindergartenjahr 2020/21 war die Stadt im Februar von einer Versorgungsquote von etwa 34 Prozent der unter Dreijährigen ausgegangen, wenn man den Bereich der Tagespflege mit einbezieht (1519 Plätze). Ziel sei aber weiterhin eine Quote von 42 Prozent.