Herne. Erzieherinnen aus ganz NRW gehen am Donnerstag in Düsseldorf auf die Straße. Auch Herner Kita-Leiterinnen fordern: “Mehr Große für die Kleinen“.

. Erzieherinnen aus ganz NRW gehen am Donnerstag auf die Straße und fordern: „Mehr Große für die Kleinen“. Auch in Herne werden Dutzende Beschäftigte in Kitas freigestellt, um deutlich zu machen: So kann es nicht weitergehen. „Die Erzieher gehen auf dem Zahnfleisch, werden immer häufiger krank, weil der Stresspegel einfach zu hoch ist“, mahnt Ute Rotthoff, Leiterin der Kath. Kita St. Barbara in Röhlinghausen. Ihr Team möchte geschlossen nach Düsseldorf fahren und die Demonstration unterstützen. Die Kita bleibt an diesem Tag zu.

Dafür opfern die Beschäftigten einen Fortbildungs- und Urlaubstag. Und auch bei vielen anderen Kitas in Herne wurden die Eltern gebeten, ihre Kinder an diesem Tag früher abzuholen, damit möglichst viel Personal freigestellt werden kann, um zur Demo zu fahren. Elisabeth Weyen, Geschäftsführerin der Kindergartengemeinschaft im Evangelischen Kirchenkreis, befürwortet diesen Schritt: „Die Forderung ist absolut berechtigt. Alle Kitas sind unterbesetzt“, sagt sie. Bei den städtischen Kitas gebe es hingegen keine Einschränkungen, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken.

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„Es werden immer mehr Kita-Plätze geschaffen, aber die Personaldecke wächst nicht“, beklagt Tanja Beßel-Glinka, stellvertretende Leiterin der Ev. Kita Kindervilla in Mitte. Auf 46 Kinder kommen dort sechs Erzieher, wovon zwei in Teilzeit arbeiten. „Wenn alle da sind, ist das gerade ausreichend“, sagt sie. Aber durch Urlaub, Fortbildung und Krankheit fiele fast immer einer aus. Hinzu kommt, dass die Kita von 7 bis 16 Uhr geöffnet hat, also neun Stunden am Tag. „Gerade zu den Randzeiten fehlt häufig Personal“, sagt Tanja Beßel-Glinka.

Schlechte Bezahlung als Ursprung

„Der Ursprung dieses Übels ist die Unterbezahlung“, sagt Kita-Leiterin Ute Rotthoff. Der Anspruch an Erzieherinnen sei gewachsen. Heute müssten Auszubildende ein Fach- oder Zentralabitur vorweisen, würden aber viel zu schlecht bezahlt. „Normale Erzieherinnen verdienen 1000 Euro weniger als eine Grundschullehrerin“, beklagt sie. Erzieherin werde man nicht wegen des Geldes, aber der Lohnzettel müsse auch stimmen. Das sei auch ein Grund für den Fachkräftemangel.

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Und das müssten am Ende die Kinder ausbaden: „Die eigentliche Arbeit am Kind bleibt auf der Strecke“, bedauert Tanja Beßel-Glinka. Bildungsdokumentationen, Portfolioarbeit und Elterngespräche nähmen viel Zeit ein, gerade in ihrer Kita, wo häufig Sprachbarrieren die Arbeit verkomplizierten. „Irgendwann rebelliert der Körper. Die psychische und körperliche Belastung ist hoch, weil man das Gefühl hat, Dinge nicht zu schaffen, die man eigentlich schaffen müsste.“

Unzufriedenheit bei den Erzieherinnen wächst

Tanja Beßel-Glinka ist überzeugt, dass in allen Kitas gut gearbeitet werde – unter den gegebenen Umständen. „Es ist ein schöner Job, ich mache ihn auch gerne, aber die Unzufriedenheit wächst.“ Sie hofft, dass die Demo etwas bewirkt und sich die Umstände in Zukunft verbessern - für die Erzieher und die Kinder.

Infos zur Demonstration:

Die zentrale Kundgebung findet am Donnerstag, 23. Mai, um 15.30 Uhr am Rheinpark Golzheim in Düsseldorf statt. Ein Demonstrationszug startet um 14 Uhr am DGB-Haus in der Friedrich-Ebert-Straße. Weitere Infos: www.mehr-grosse-fuer-die-kleinen.de