Herne. . Das Land Nordrhein-Westfalen will das alte Hafthaus am Bergelmanns Hof in Herne-Mitte verkaufen. Möglich machen soll es ein Bieterverfahren.
- Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes will altes Hafthaus in Herne-Mitte verkaufen
- Am Mittwoch ist die erste von drei Runden eines Bieterverfahren abgeschlossen
- Investor darf Gebäude nicht abreißen, sondern muss den Denkmalschutz beachten
Wollen Sie sich vergrößern? Oder suchen Sie ein Haus in bester Lage? Das Land hat da was im Angebot: das alte Hafthaus am Bergelmanns Hof. Scherz beiseite: Nach vielen Jahre des Stillstands will das Land seine prominente Immobilie gleich neben dem Amtsgericht nun endlich loswerden. Möglich machen soll es ein Bieterverfahren. Noch bis Mittwoch können sich Interessierte beteiligen.
Das alte Hafthaus aus dem Jahr 1921 steht seit 2005, als das Gefängnis schloss, leer. Nur einige Zellen werden noch vom Amtsgericht als sogenannte Vorführzellen genutzt, wenn Angeklagte zum Beispiel in Prozesspausen eingeschlossen werden müssen. Eigentlich sollte der denkmalgeschützte Backsteinbau längst abgerissen sein. An seiner Stelle sollte ein Justizzentrum gebaut werden, unter dessen Dach die Amtsgerichte Herne-Mitte und Wanne-Eickel sowie das Arbeitsgericht und die Bewährungshilfe zusammengefasst werden sollten.
Die Pläne waren fertig in der Schublade, nach Architektur-Wettbewerb und Ratsentscheid sollte der Bau beginnen, doch dann beerdigte das Land die Pläne 2011 plötzlich mit Verweis auf erhebliche Mehrkosten. Seither das alte Bild: Es tut sich – nichts, die Zellentrakte sind verwaist.
Mindestangebot liegt bei 210 000 Euro
Nun soll es ein Bieterverfahren richten. 210 000 Euro für ein „Markantes Gebäude in Herne-Mitte“ — so lautet das Angebot im Internet. Wobei es sich dabei um ein Mindestgebot handelt, sagt Jörg Fallmeier, Sprecher des Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB), zur WAZ. Denn: In der ersten Runde des Bieterverfahrens, die Ende des Monats beendet ist, könnten Interessierte ihren Hut in den Ring werfen und ihre eigene Preisvorstellung nennen. In der zweiten Runde würden die Angebote dann transparent gemacht — und alle Interessierten hätten die Möglichkeit, ihr Angebot im Juni und Juli bei Bedarf aufbessern. Anschließend erhalte der Meistbietende den Zuschlag.
Ideen sind gefragt
Soweit zumindest die Pläne. Dass Bewerber möglicherweise nicht Schlange stehen, könnte am Denkmalschutz liegen, der laut Fallmeier nicht nur für die Fassade, sondern für das gesamte Gebäude gilt. Heißt: Ein Investor kann nicht ohne Weiteres das Hafthaus abreißen und etwas Neues bauen. Das Land prüfe bei Einreichung der entsprechenden Nutzungsideen, wie es um ihre planungsrechtliche Zulässigkeit stehe. Was den Denkmalschutz angehe, so gebe es im Gebäude „sicherlich mehr Spielraum als außen“, sagt Fallmeier.
Gefunden werden muss demnach ein Investor, der das dreigeschossige Hafthaus so wenig wie möglich umbauen will. Da sind wahrlich Ideen gefragt. Denn: Das Hafthaus sieht von Innen aus wie ein typisches Gefängnis. Mehr noch: In den rund 35 Zellen gibt es gemauerte Gewölbedecken mit Spannweiten von 2,20 Metern.
Zum Paket gehört auch eine Dienstwohnung
Zum Komplex gehören außerdem unter anderem ein Innenhof mit Schleusengebäude sowie ein Anbau mit Dienstwohnung sowie Gemeinschaftsräume für Gefangene und Aufenthaltsräume fürs Personal. Laufe alles nach Plan, so heißt es beim BLB, dann könnte das Gefängnis noch in diesem Jahr den Besitzer wechseln. Wie gesagt: wenn alles nach Plan läuft.
>> WEITERE INFORMATIONEN: Filmschauplatz
Ganz ungenutzt ist das alte Hafthaus nicht, es wurde 2014 für Dreharbeiten genutzt. Für die ARD-Krimiserie „Koslowski & Haferkamp“ filmte eine Crew zwei Tage lang in dem Gemäuer.
Darsteller Tim Seyfi spielte Hasan Haferkamp, der sich zum Detektiv mausert, nachdem man ihm und seinem Kollegen Koslowski (Sönke Möhring) einen Diebstahl in die Schuhe schieben will.