Herne. Der unglaubliche Heinz gastierte am Samstag im Südpool. Er begeisterte die - allerdings wenigen - Zuhörer mit hartnäckiger Erotik.

Ein Gentleman genießt und schweigt, ein Heinz Gröning hingegen erhebt das Drumherum seiner außerordentlichen Männlichkeit ganz ungeniert zu seinem Sujet, was nicht bloß in der Frauenwelt die Hormone in Wallung bringt. In liebes-roter Schlaghose ließ sich der Augenbrauen-Akkrobat par excellence beim Sommer Open-Air im Südpool am vergangenen Samstag seiner Natur entsprechend auch von den mäßigen Temperaturen nicht irritieren und sorgte mit hartnäckiger Erotik einfach selbst für warme Gedanken bei seinen immerhin 25 Zuhörern.

Mit nicht enden wollender Bauchpinselei der Gäste lockt der unglaubliche Heinz alle in sein Liebesnest und setzt der Übertreibung immer weitere Kronen auf, wobei sich ein jeder sicher sein könne, dass er das nicht jeden Abend tun würde, versichert der in Emmerich geborene Komiker und Musiker mit einem verschmitzten Lächeln.

Neues Programm: „Der perfekte Mann“

Das neue Programm von Heinz Gröning trägt den Titel „Der perfekte Mann“ und feiert am 6. September im Kleinen Theater in der Neustraße Vorpremiere.

Alle weiteren Daten zu Terminen finden sich unter: www.derunglaublicheheinz.de

Eigentlich waren zwei weitere Komiker für den Abend angekündigt, deren Auftritt jedoch aufgrund der wenigen verkauften Karten abgesagt werden musste.

Homekneiping statt Homeoffice

Doch eigentlich Arzt, erinnere er zumindest rein optisch eher an den Typ Handwerker oder Sexualstraftäter, was die Spielart seines Humors grob umreißt: Hinweise in Richtung Pointe streuen, um sich schließlich in Absurditäten zu verlaufen, die oftmals so unerwartet daherkommen, wie eine Lokalrunde vom schweigsamen Typen am Ende des Tresens. Dort sitzt er im Zuge der Corona-Situation übrigens jeden Dienstag um Punkt Neun nach Neun und bespaßt von seinem „Homekneiping“ aus die Besucher seines Streams. Die können gerne auch mal einen springen lassen, erklärt Heinz Gröning in der Pause seine kleine Talkrunde live aus seiner Stammkneipe.

Karin und Christian Böhlke aus Castrop-Rauxel haben sich bestens amüsiert.
Karin und Christian Böhlke aus Castrop-Rauxel haben sich bestens amüsiert. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Dabei habe die Pandemie neben der Erschließung neuer Bühnenzweige auch zu einer persönlichen Politisierung beigetragen, welche sich wiederum in ernsthafteren Titeln zeigen würde, um die er sein Programm erweitert habe, so Heinz Gröning, der sich trotz allem optimistisch auf die Zukunft einstelle. Und doch gilt auch hier wieder sein bewährtes Konzept unerwarteter Gegenüberstellungen, denn folgt auf die bewusst provokante Offenbarung Gottes durch eine Tasse Kaffee mit latent rassistischer Anleihe eine tatsächliche Kritik an die reine Vernunft in Gesangsform, ohne auch nur den Verdacht eines ironischen Untertons.

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Comedy „zieht“ wenig Publikum

Das Publikum hat sicht- und hörbare Freude daran, dem protzigen Poeten in der Abenddämmerung Gehör zu schenken und lässt sich nur allzu gerne von seinen Liedern mit- und umreißen. Doch wie kommt es, dass einen Tag zuvor gut 300 Leute auf der Badewiese die Band „Seven Cent“ feierten und Comedy auch in den vergangenen Wochen eher mau besucht war? Veranstalter Norbert Menzel könne das auch nicht so richtig einordnen, doch habe auch die Nachtschnittchen-Reihe im letzten Jahr nie mehr als 80 Besucher angelockt. Es müsse an Herne liegen, dass Comedy nicht so gefragt sei, so Menzel weiter, der sich jedoch auch über 25 Besucher freuen könne.

Vielleicht eben auch genau richtig, hätte das zügellose Sexappeal eines unglaublichen Heinz doch nur zur Massenhysterie geführt.