Herne. Wie die Herner Grünen bei der Plakatierung Foul spielen und warum auch der Oberbürgermeister im Wahlkampf nicht ganz sauber agiert.

Der Wahltag rückt näher, die Stimmung wird zunehmend gereizter. So auch beim Thema Wahlplakate. Völlig zu recht sind die Grünen vom politischen Gegner am vergangenen Wochenende abgewatscht worden, weil sie ihre Wahlplakate bereits Freitagabend und -nacht aufgehängt haben. Erlaubt war dies in Herne - der Termin wird von der Stadt festgelegt - erst ab Sonntag. Grünen-Vorsitzender und OB-Kandidat Pascal Krüger versuchte sich gegenüber der WAZ mit der Erklärung, dass der Frühstart auf das große Engagement und den Enthusiasmus in der Partei zurückzuführen sei. Und einige Mitglieder hätten die Frist offenbar nicht so genau gekannt. SPD-Chef Alexander Vogt mutmaßte in dieser Woche dagegen, dass die Grünen angesichts dieses Frühstarts wohl schon seeehr nervös seien. Im Wahlausschuss gab es für diese dreiste Aktion am Montag übrigens eine verhältnismäßig milde Strafe: statt ein Bußgeld zu verhängen erteilte der (stellvertretende) städtische Wahlleiter Karlheinz Friedrichs den Grünen nur eine mündliche Rüge.

Wahlkampfhilfe aus dem Rathaus für Frank Dudda

Wahlkampf Frank Dudda Herne SPDVon meinem iPhone gesendet
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Ist die Verwaltung deshalb so zurückhaltend, weil sich auch OB Frank Dudda (SPD) im Wahlkampf bisweilen in, sagen wir mal: Graubereichen bewegt? So erschien er am Montag zur Pressekonferenz der SPD als OB-Kandidat mit seinem städtischen Büroleiter Florian Adamek im Schlepptau, der sich dann auch an ein, zwei Stellen aktiv in den Partei-Termin einbrachte: als Stichwortgeber für Dudda und beim Abspielen eines Videos. In welcher Funktion? Stadtmitarbeiter Adamek habe an dem SPD-Termin „außerhalb seiner Dienstzeit und als Privatperson“ teilgenommen, so Stadtsprecher Michael Paternoga auf Anfrage der WAZ. Ah, ja. Zu denken gibt auch ein aktueller Beitrag im Stadtmagazin „inherne“. Wenige Wochen vor der OB-Wahl springen der Bericht „Herne stellt die Weichen Richtung Zukunft“ und das dazugehörige ganzseitige (!) Dudda-Foto die Leser geradezu an und vermitteln die Botschaft: Wählt mich, wählt mich, wählt mich ...! Eine solche Wahlkampfbühne hätten die Herausforderer des Oberbürgermeisters sicherlich auch gerne. Was sagt uns das? Vielleicht sind derzeit ja nicht nur die Grünen etwas nervös.

Unerlaubte Doppelkandidatur bei der AfD

Die Herner AfD hat derweil offenbar keine Zeit, Wahlkampf zu machen, weil sie sich am allerliebsten mit sich selbst beschäftigt. Diesmal in einer Hauptrolle: AfD-Ratsherr Rolf Hosse, der gleich auf beiden konkurrierenden Listen als Kandidat geführt wurde. Dummerweise stand er zuerst auf dem Wahlvorschlag von Ex-Parteichef Armin Wolf, der ja bekanntlich vom Wahlausschuss nicht zugelassen worden ist. Heißt: Mit der Unterschrift unter die Wolf-Liste hat Hosse formal versichert, dass er auf keinem anderen Wahlvorschlag mehr als Bewerber stehen wird. Das war ihm offenbar nicht bewusst, als er einige Wochen später für die Fiedler-Liste kandidierte. Und warum hat er in der zerstrittenen rechten Partei das Lager gewechselt? Weil er unbedingt für die AfD habe antreten wollen und inzwischen anerkenne, dass Beate Fiedler Vorsitzende der Herner AfD sei, so Hosse zur WAZ. Wer weiß: Vielleicht muss er noch mal das Lager wechseln - nämlich dann, wenn der Landeswahlausschuss der Beschwerde Wolfs gegen den Herner Wahlausschuss stattgeben sollte. loc

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