Herne. Die Herner Teiche bleiben im Fokus: Die Stadt will langfristig alle Gewässer entschlammen. Das ist geplant und so ist die aktuelle Situation.
Der Sommer lässt auf sich warten, doch die sonst nur bei hohen Temperaturen einsetzenden Diskussionen über die Gewässerqualität der Teiche flammen bereits jetzt auf. „Der Zustand der Herner Teiche ist derzeit relativ stabil“, betont Stadtgrün-Vize Thilo Sengupta im Gespräch mit der WAZ. Das könne sich aber auch schnell wieder ändern. Und: Eine dauerhafte Verbesserung könne nur durch die Umsetzung eines Pflege- und Entwicklungskonzepts erzielt werden, das die Stadt derzeit für alle Teiche plane.
Am Schloss stinkt es immer als erstes
Aktuell gebe es aber am Schloss Strünkede, an einem der Ostbachteiche und am kleinen Teich im Dorneburger Park recht viele Algen: „Das müssen wir beobachten.“ Am Schloss sei vor allem ein Bereich in den Gräften problematisch, obwohl der Wasserstand dort relativ hoch sei und bereits regelmäßig Maßnahmen durchgeführt würden: „Dort stinkt es immer als erstes.“ Auch die SPD-Ortsvereine Baukau und Strünkede haben jetzt nach einem Ortstermin auf die Problematik hingewiesen.
Das grundsätzliche Problem laut Sengupta: „Wir haben unheimlich viel Schlamm in unseren Teichen.“ Allein in den Ostbachteichen sei die Schicht mehr als ein Meter dick. In den anderen Gewässern sei dies ähnlich. An den Mühlenteichen im Gysenbergpark sei der Schlamm bereits entfernt worden - für rund 215.000 Euro. Dabei habe die Stadt dort sogar noch den Vorteil gehabt, dass sie den gepressten und getrockneten Schlamm in den sogenannten Flamingoteich einbringen konnte. Am Schloss sei der Schlamm vor rund zehn Jahren zuletzt entfernt worden.
Umsetzung wird Jahre dauern
Die Stadt werde – wie bereits 2019 im Umweltausschuss angekündigt – ein Pflege- und Entwicklungskonzept für alle Gewässer entwickeln, das von der Politik dann beschlossen werden soll. Das Problem sei die Finanzierung: „Das ist eine teure Geschichte.“ Allein für den Ostbachteich an der Sodinger Straße müsse die Stadt für die Entschlammung Kosten in Höhe von 500.000 Euro veranschlagen: „Und darin ist noch nicht mal die Entsorgung des Schlamms enthalten.“
Die Umsetzung des Konzepts werde viele Jahre dauern. „Im günstigsten Fall können wir jedes Jahr einen Teich entschlammen“, so Sengupta. Stadtgrün ist zuständig für die Ostbachteiche, die Mühlenteiche im Gysenbergpark, den Teich am Erlenweg, die Gräfte und den Teich im Schlosspark sowie die Teiche im Volksgarten Eickel, im Florapark, im Dorneburger Park und im Stadtgarten Wanne.
Labore untersuchen Gewässerqualität
Die Stadt schreibe derzeit diverse Labore an, die die Grundlage für das Konzept schaffen sollen: Die Qualität der Gewässer und auch die Schlammdichte müssten untersucht werden, so Sengupta. Daraus müsse dann ein Handlungskonzept erstellt werden. Durch Corona habe sich dieser Prozess und die Einarbeitung eines für die Teiche zuständigen neuen Mitarbeiters etwas verzögert. Spätestens im Frühjahr soll ein Entwurf für ein Konzept stehen. Wenn die Politik anschließend die entsprechenden Mittel in den Haushalt einstelle, könnte die Entschlammung 2022 starten.
Zurück zum Wetter. „Wir haben zurzeit kühle Nächte. Ich befürchte aber, wenn wir wieder eine Hitzewelle wie im vergangenen Jahr bekommen, werden wir erneut Schwierigkeiten bekommen“, sagt Sengupta. Und: Die im vergangenen Jahr durchgeführten Maßnahmen – Pflanzungen im Uferbereich – an den Ostbachteichen und am Dorneburger Teich müssten sich erst einmal entwickeln.
Weitere Uferbepflanzungen geplant
Es würden auch noch weitere Gehölze im Uferbereich hinzukommen, die für Schatten sorgen sollen. Aber: „Das ist manchmal wie die Wahl zwischen Pest und Cholera“, sagt der Stadtgrün-Mitarbeiter und verweist auf die Gräfte am Schloss Strünkede, die entlang der Platanenallee verläuft. Er habe dort eigentlich nur die Möglichkeit, die Platanen rigoros zu beschneiden, um den Humuseintrag in der Gräfte nachhaltig zu reduzieren. Das gefährde allerdings die Statik der Bäume und rufe zudem Umweltschützer auf den Plan.
Die Stadt könne nicht immer so reagieren, wie es der Bürger gerne hätte, so Thilo Sengupta. Sie hätten die Probleme im Blick, könnten aber nicht überall sein: „Dazu fehlt uns das Personal.“
Mühlenteiche erneut im Fokus
An den Mühlenteichen im Gysenbergpark will die Stadt voraussichtlich im Spätsommer eine weitere Aktion starten, mit denen der hohe Phosphorgehalt der Gewässer reduziert werden soll. Vorher müsste der Teich dafür jedoch abgefischt werden.
Bereits 2016 ist die Stadt auf Beschluss der Bezirksvertretung Sodingen dort aktiv geworden: Mittels einer sogenannten Siebbrandpresse wurden damals rund 5400 Tonnen Schlamm entfernt. Das Verfahren zur Entschlammung musste damals kurzfristig geändert werden. Ein Gutachter habe sich schlicht verrechnet und die Schlammmenge zu niedrig angesetzt, so die Stadt damals. loc