Herne. Das Bauvorhaben auf der Knipping-Dorn-Fläche scheint weiterzugehen. Die Baugenehmigung soll in wenigen Tagen vorliegen. Architekt ist kritisch.

Wohl kaum ein Bauprojekt hat sich in Herne bisher so in die Länge gezogen wie das auf dem ehemaligen Knipping-Dorn-Gelände. Nun scheint es aber endlich weiterzugehen: Investor und Architekt rechnen in den nächsten zwei Wochen mit einer Baugenehmigung. Auch die Stadt bestätigt, das sich der Baugenehmigungsprozess auf der Zielgeraden befinde.

Zur Erinnerung: Bereits 2014 erwarb die Heinz Mayer GmbH die Fläche in einer Zwangsversteigerung für 1,56 Millionen Euro. Im September 2016 stellte der Herner Architekt Jürgen Köhne im Stadtentwicklungsausschuss die Pläne des Investors vor: 30 zweigeschossige und nicht unterkellerte Wohneinheiten „im Reihenhausstil“ im Innenbereich, ein Mehrfamilienhaus mit sieben seniorengerechten Wohnungen sowie ein weiteres Mehrfamilienhaus an der Bahnhofstraße mit 19 Miet- und Eigentumswohnungen. Doch schon damals knirschte es. Es folgte ein Rechtsstreit, der zum Stillstand auf der Fläche führte. Was vor allem die Anwohner ärgerte, sie klagten immer lauter über den Schandfleck.

2000 Quadratmeter „Niemandsland“

Der Architekt Jürgen Köhne vom Herner Büro AGIS (Mitte) informierte Kommunalpolitiker der CDU über den aktuellen Stand des Bauprojekts. Was mit den Hallen im Hintergrund passiert, ist unbekannt.
Der Architekt Jürgen Köhne vom Herner Büro AGIS (Mitte) informierte Kommunalpolitiker der CDU über den aktuellen Stand des Bauprojekts. Was mit den Hallen im Hintergrund passiert, ist unbekannt. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Vor allem ein Faktor sorgte für die Verzögerung: der Schallschutz. Denn hinter dem Gelände befinden sich Hallen, bei denen noch immer nicht klar sei, was mit ihnen passieren werde. Eigentümer war hier zuletzt die Gummersbacher Arnold Knipping Holding. Klar sei allerdings, dass dort keine Wohnbebauung entstehen soll, sagt Köhne. „Um dem Lärm des dortigen ‘störenden Gewerbes’ nicht ausgesetzt zu sein, mussten wir von unserem Ursprungsplan abweichen und haben auf 2000 Quadratmeter Fläche verzichtet“, so Köhne. Dieser Streifen „Niemandsland“ soll Abstand zu den Hallen bieten.

Doch auch der Schallschutz zur Bahnhofstraße hin müsse gewährleistet werden, hieß es seitens der Stadt. Also habe Köhne an der Straße nachts einen Lärmschutztest durchführen und dabei die Autos zählen müssen, die vorbeifahren. „Dass davon die Baugenehmigung abhing, ist nicht professionell“, ärgert sich Köhne bei einem Vor-Ort-Besichtigungstermin mit CDU-Kommunalpolitikern am Donnerstag. Auch zum nahe gelegenen Supermarkt werde eine Schallschutzwand errichtet.

„Sowas dauert normalerweise keine fünf Jahre“

Mehrere Ideen für das Areal

Für die Brache der ehemaligen Schraubenfabrik Knipping-Dorn hatte es in den vergangenen Jahren mehrere Ideen gegeben. Unter anderem soll Ikea ein Auge auf das Gelände geworfen haben. Die Verkehrserschließung könnte ein Hindernis für eine Realisierung gewesen sein.

Nachdem ein Teil der Brache versteigert worden war, entstanden dafür die Pläne für die Wohnbebauung. Auf dem anderen Teil, der sich zuletzt im Besitz der Gummersbacher Arnold-Knipping-Holding befand, war mal ein Bau- und Gartenfachmark angedacht. Doch die Idee, die 2016 im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt worden war, wurde nie realisiert.

Die Hauptsache sei, dass man nachts gut schlafen könne, so Köhne. Dass ihm solche Steine in den Weg gelegt worden seien, sei für ihn nicht verständlich. Er habe gemerkt, dass seitens der Stadt das Projekt nicht gewünscht gewesen sei. Was Köhne nicht verstehen kann, denn: „Wir bauen hier im mittleren Preissegment für Menschen, die sich in anderen Gebieten vielleicht kein Eigenheim leisten können – gerade das sollte die Stadt doch begrüßen.“ Wenn wirklich alle das Projekt gewollt hätten, sei es schneller gegangen, ist sich Köhne sicher. „Sowas dauert normalerweise nicht fünf Jahre.“

Nun sei ihm von Seiten der Stadt mitgeteilt worden, dass die Baugenehmigung in etwa zwei Wochen vorliegen werde. „Aber da bin ich nach all den Jahren noch vorsichtig“, sagt Köhne. Wenn jedoch nun wirklich alles gut laufe, könne im nächsten Jahr mit dem ersten Spatenstich begonnen werden. Für das gesamte Bauvorhaben plant der Investor etwa eineinhalb Jahre.

Stadtsprecher Christoph Hüsken bestätigt auf Nachfrage der WAZ, dass zurzeit die letzten Prüfungen liefen. „Wir rechnen in den nächsten Tagen mit der Baugenehmigung“, so Hüsken. Zudem bestätigt er, dass die Bauaufsicht weiterhin die Bauzäune, die Unbefugte von dem Gelände abhalten sollen, regelmäßig kontrolliere. Auch wenn die Bauaufsicht nicht jeden Tag vor Ort sein könne, habe man die Zäune im Blick. Anfang des Jahres gab es seitens der Anwohner Beschwerden, dass wegen der defekten Zäune eine Gefahr von dem Grundstück ausgehe.

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