Herne. Die Bebauung eines Teils der Knipping-Dorn-Fläche lässt weiter auf sich warten. Für die abermalige Verzögerung sorgten zwei Detailfragen.
Es gibt in der Stadt eine Reihe von Projekten, bei denen nach einer Präsentation lange Zeit keine Fortschritte zu sehen waren. Die geplante Bebauung auf einer Teilfläche der früheren Schraubenfabrik Knipping-Dorn gehört dazu. Das ist der Stand der Dinge.
Um die Zähigkeit der Entwicklung nachzuvollziehen, muss man einige Jahre zurückschauen. Im Mai 2015 wurde die Fläche – Eigentümerin war Gisela Besselmann – zwangsversteigert. Den Zuschlag bekam für 1,56 Millionen Euro die Heinz Mayer GmbH aus dem hessischen Flörsheim. Im September 2016 stellte der Herner Architekt Jürgen Köhne im Stadtentwicklungsausschuss die Pläne des Investors vor. 30 zweigeschossige und nicht unterkellerte Wohneinheiten „im Reihenhausstil“ im Innenbereich, ein Mehrfamilienhaus mit sechs seniorengerechten Wohnungen sowie ein weiteres Mehrfamilienhaus an der Bahnhofstraße mit 17 Miet- und Eigentumswohnungen.
Anwohner ärgern sich über den Zustand der Grundstücks
Doch schon damals knirschte es. Die Stadt habe die Bauvoranfrage zunächst abgelehnt, teilte Köhne seinerzeit im Ausschuss mit. Aus der Politik gab es damals fast nur Lob für die Pläne und gab ihre Zustimmung. Doch wegen eines Rechtsstreits herrschte lange Zeit Stillstand, die Anwohner klagten immer lauter über den Schandfleck. Im Mai vergangenen Jahres teilte Jürgen Köhne auf Nachfrage der Herner WAZ mit, dass er mit einer Baugenehmigung bis Juni rechne. Doch nach wie vor ist nach den anfänglichen Abrissarbeiten auf dem Gelände nichts geschehen.
Mehrere Ideen für das Areal
Für die Brache der ehemaligen Schraubenfabrik Knipping-Dorn hatte es in den vergangenen Jahren mehrere Ideen gegeben. Unter anderem soll Ikea ein Auge auf das Gelände geworfen haben. Die Verkehrserschließung könnte ein Hindernis für eine Realisierung gewesen sein.
Nachdem ein Teil der Brache versteigert worden war, entstanden dafür die Pläne für die Wohnbebauung. Auf dem anderen Teil, der sich im Besitz der Gummersbacher Arnold-Knipping-Holding befindet, war mal ein Bau- und Gartenfachmark angedacht. Doch die Idee, die 2016 im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt worden war, wurde nie realisiert.
Vor wenigen Wochen berichtete Bezirksvertreter Wilfried Kohs erneut über den Ärger und die zunehmende Ungeduld der Anwohner. Kein Wunder, die Fläche wird angesichts fehlender Kontrolle augenscheinlich als Müllkippe genutzt, an vielen Stellen liegt Unrat. Ihre Ungeduld haben die Anwohner mit dem Architekten gemeinsam. Während das Bauordnungsamt sehr zügig gearbeitet habe, habe sich der Fachbereich Umwelt schwer getan und Monate lang nichts von sich hören lassen.
Letzte Fragen sollen in Kürze geklärt werden
Während die Frage der Entsorgung der schadstoffbelasteten Abbruchmaterialien nach den Worten von Köhne gelöst sei, gebe es nun von Seiten der Stadt noch Klärungsbedarf beim Schallschutz. Doch ein Gespräch bei der Stadt hat laut Köhne wieder Bewegung in die Planungen gebracht. Bei einem neuerlichen Termin in zwei Wochen sollen letzte Fragen rund um den Schallschutz geklärt werden. So hofft Köhne, dass doch in den nächsten Monaten die Baugenehmigung vorliegt.
Die Stadt tritt dieser Hoffnung auf WAZ-Anfrage zumindest nicht entgegen. Das Projekt befinde sich im Genehmigungsverfahren, heißt es.
Bauzaun ist stellenweise umgefallen oder weist weiter Lücken auf
Wilfried Kohs hat im Gespräch auch darauf aufmerksam gemacht, dass ein Missstand weiter besteht. Im Bauzaun, der Unbefugten den Zutritt zu der Brache verwehren soll, seien weiter Lücken. Im vergangenen Jahr hatte die Stadt dazu erklärt: „Die Absperrung wird regelmäßig seitens der Bauaufsicht kontrolliert. In konstruktiv enger Zusammenarbeit erfolgen dabei auch Abstimmungen mit einer ortsansässigen Sicherheitsfirma. Diese wurde vom Eigentümer des benachbarten Areals auf dem die Gebäude noch aufstehen, beauftragt.“ Eine Gefahr gehe von dem Grundstück nicht aus.
Die Stadt weist zudem darauf hin, dass ein tödlicher Unfall im Jahr 2015 sich nicht auf dem Dorn-Gelände, sondern auf einem weiter südlich gelegenen Grundstück ereignet habe. Ein 14-jähriger Schüler war damals vom Dach einer leerstehenden Fabrikhalle gestürzt und hatte sich dabei tödlich verletzt.
Eine Stichprobe der WAZ am Montagmorgen offenbarte mindestens drei Stellen, an denen der Zaun entweder umgekippt ist oder solche Lücken hat, dass ein Betreten des Grundstücks ohne Probleme möglich ist.