Herne. Digitalisierung als Heilsbringer? Mitnichten sagt die GEW in Herne. Sie sieht hingegen die Gefahr, dass die soziale Ungleichheit vergrößert wird.
Die Bildungsgewerkschaft GEW in Herne warnt vor größeren Bildungsunterschieden als Folge der Digitalisierung. „Sie wird dazu führen, dass die Spaltung der Gesellschaft noch größer wird“, warnt Carsten Piechnik aus dem Vorstandsteam. „Digitalisierung findet statt und das Leben verändert sich, aber sie ist mitnichten der Heilsbringer, als der sie verkauft wird“, betont er.
Die technischen Voraussetzungen an Schulen seien katastrophal, die flächendeckende Ausstattung der Kinder nicht gegeben. Aber darüber hinaus hat der Lehrer an der Erich-Fried-Gesamtschule in den Monaten der Homeschooling-Phase eine Beobachtung gemacht: „In meinen Kursen hatten alle Schüler ein digitales Endgerät, dennoch haben wir nicht alle erreicht.“ In einem Kurs hätten beispielsweise ein Drittel der Jugendlichen kein einziges Mal Rückmeldung auf verteilte Aufgaben gegeben.
Präsenzunterricht an Schulen ist das Wichtigste
Für Piechnik ein ganz klares Zeichen: „Die meisten Kinder erreichen wir auf der Beziehungsebene und die gibt es beim Internet nicht.“ Das Thema Digitalisierung, so seine Forderung, müsse differenzierter betrachtet werden. Andere Kompetenzen würden auf der Strecke bleiben. „Wenn ich einem schwierigen Schüler ein Tablet in die Hand gebe - ist die Welt dann plötzlich in Ordnung?“, fragt er rhetorisch.
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„Die Schere geht beim digitalen Unterricht immer weiter auseinander“, fürchtet auch Wiltrud Zimmermann, Schulleiterin der Realschule Crange. Präsenzunterricht sei bei ihrer Schülerklientel eigentlich das Wichtigste. „Wir müssen die Kinder direkt erreichen, auch einen Blick auf sie haben, wie es ihnen geht.“
Auch Antje Fehrholz betont die Bedeutung des Präsenzunterrichts. „Schule ist so viel mehr als Unterricht. Schule ist ,Leben gestalten’, Schule ist , Gemeinschaft gestalten’“, sagt die Leiterin des Gymnasiums Eickel. „Wir vermitteln den Kindern weit mehr als binomische Formeln oder den Subjuntivo. Wir zeigen ihnen, wie sie Verantwortung in der Gesellschaft wahrnehmen und Prozesse mitgestalten können.“ Das mache Schule letztendlich aus.