Herne. Ein Stück Alltag ist zurück: In Herne haben wieder Spielplätze und die Skaterbahn geöffnet. So erlebten Kinder und Eltern die Öffnung der Anlagen.
„Oh wie lecker“, sagt das Mädchen und schleckt am Eis. Im Gysenbergpark steht ein Eiswagen, Jogger und Radfahrer sind unterwegs – und auf dem Spielplatz tummeln sich die Kinder. Ein Stückchen Normalität ist in der Corona-Krise mit der Öffnung der Spielplätze zurückgekehrt. Trotzdem lassen die meisten Vorsicht walten.
„Wir sind mit Vorsicht unterwegs“, sagt Dominik Voss, der mit seiner Frau und den Kindern Lio (5) und Leni (2) im Gysenbergpark auf dem Spielplatz neben der großen Wiese steht. „Wir schauen, dass nicht zu viele Kinder gleichzeitig auf den Spielgeräten sind und halten Abstand zu den anderen Eltern.“ Erste Anlaufstelle des Großen sei die Seilbahn gewesen, die aber leider noch gesperrt ist. Aber Klettergerüst und Schaukel tun es auch: Lio wechselt von einem zum anderen und genießt seine Spielzeit.
Freunde aus dem Kindergarten fehlten
Abstandsregeln eingehalten
Im Zuge der Corona-Pandemie hatte die Stadt Herne auch die Spielplätze gesperrt. Viele waren mit Flatterband umzäunt. Seit Donnerstag sind sie wieder geöffnet.
„Die Spielplätze waren heute gut besucht“, sagte Stadtsprecher Michael Paternoga am Nachmittag. Die Verwaltung habe den Eindruck, „dass die Abstandsregelungen sehr gut verstanden und auch eingehalten werden“, bilanzierte er.
„Wir haben die Wochen eigentlich ganz gut überstanden, weil wir Ausweichmöglichkeiten haben“, sagt Dominik Voss. Seine Frau ist noch in Elternzeit, eigentlich sollte Leni ihre Eingewöhnungsphase im Kindergarten haben. „Wir hatten Glück, dass meine Frau noch zu Hause war und wir ein Haus mit Garten haben.“ Dort stehen Trampolin und Sandkasten. Und: Die Großeltern haben sogar einen Sportplatz. „Trotzdem fehlen vor allem Lio seine Freunde aus dem Kindergarten. Da sind wir schon froh, dass wir nach acht Wochen wieder auf den Spielplatz dürfen.“
Auch der Spielplatz am Mini-Zoo im Volksgarten Eickel bleibt nicht lange leer. „Die Kinder sind überglücklich, dass sie wieder auf den Spielplatz dürfen“, sagt Diana Kozic, die mit Mann und Onkel sowie den Kindern Mateo (3) und Marino (1) die Sonne genießt. „Es war wirklich eine schwere Zeit, die Kinder immer wieder zu motivieren.“ Bei Spaziergängen habe Mateo immer auf den Spielplatz gewollt: „,Mama, bitte nur ein Mal klettern’, hat er gefleht. Er hat es nicht verstanden, warum er das nicht darf und zu mir gesagt: ,Mama, du bist böse.’“ Die Öffnung sei deshalb „wirklich eine Erleichterung“, sagt Kozic. Ballspielen im Garten sei kein Ersatz gewesen. Nun dürfe Mateo jeden Tag auf einen anderen Spielplatz gehen.
Auch die Eltern haben andere Eltern vermisst
Wie sehr auch schon den Kleinsten andere Kinder fehlen, sieht man an Paula Marie. Sie ist elf Monate und schaute sich zunächst mit ihrer Oma Birgit Emschermann im Minizoo die Ziegen an. „Als sie aber die anderen Kinder gehört hat, war es vorbei und sie wollte direkt zum Spielplatz“, erklärt Birgit Emschermann, die früher als Erzieherin gearbeitet hat. Paula Marie hat sichtlich Spaß, als sie in der Korbschaukel hin und herschwingt. „Wenn jeder auf den Abstand achtet, wird es gut gehen“, meint ihre Oma.
Und nicht nur die Kleinen vermissen ihre Freunde, sondern auch die Eltern: „Wir sehen uns heute das erste Mal seit acht Wochen wieder“, sagt Nina Arndt, die mit einer befreundeten Mutter am Spielplatz ist. Sie sagt: „Die Kleinen mögen Kinderkontakt, das können wir als Erwachsene gar nicht so leisten. Töchterchen Mathea ist 14 Monate alt und habe den heimischen Garten irgendwann uninteressant gefunden – weil kein anderes Kind da gewesen sei.
Mit der Öffnung der Spielplätze hat auch die Skaterbahn an der Holsterhauser Straße wieder geöffnet – sehr zur Freude der Nutzer. Lennox (9) hat sie direkt mit seinen Freunden Emil (8) und Oskar (6) besucht. „Die Kinder sind glücklich“, sagt Scarlett Werner, Mutter von Lennox. Die 34-Jährige fügt an: Die Anlage auf dem Hibernia-Gelände sei „ein Stück Freiheit, das sie nun wiederhaben“. Einsperren, sagt Marie Gerwig (34), Mutter von Oskar und Emil, könne man die Jungs nicht. Deshalb sei es gut, dass sie sich jetzt wieder richtig austoben könnten. Und wie: „Die wollen hier gar nicht mehr weg“, sagt Scarlett Werner schmunzelnd.
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