Ortsmarke. . Der Volksgarten Eickel ist ein seit Jahrzehnten beliebtes „Naherholungsgebiet“ in Eickel. Vor allem der Minizoo und der gegenüberliegende Spielplatz sind zu jeder Jahreszeit gut besucht. Aber auch Jogger und Walker finden auf dem 2.6 Kilometer langen Wegenetz ideale Bedingungen.

Der Volksgarten Eickel – er ist ein beliebtes, wenn nicht das beliebteste „Naherholungsgebiet“ im Stadtteil. Ein alter Baumbestand (wenn auch vom Pfingststurm gefleddert), großzügige Wiesen, ein Netz von Wegen, der neu angelegte Teich mit der Pergola und vor allem der Minizoo samt dem gegenüberliegenden Spielplatz machen die Attraktion der zentral gelegenen Fläche aus. Nicht zu vergessen das „Ausflugslokal“ nahe der Reichsstraße.

Erst picknicken, dann zum Minizoo

„Wenn es nieselt, ist es hier am Schönsten“, schmunzelt Klaus Krüger, der jeden Tag mit der 13 Jahre alten Dackelhündin Hexe seine Runden durch die Parkanlage dreht. „Dann ist es hier leer und man hat den Park fast für sich.“ Darauf hat er an diesem überwiegend sonnigen Spätsommermorgen keine Chance: Vom Minizoo und dem gegenüberliegenden Spielplatz dringt schon fröhliches Kinderlachen und -juchzen herüber. 16 Kurze des nahe gelegenen Lebenshilfekindergartens „Däumling“ toben dort herum. „Wir sind eigentlich jeden Tag hier“, sagt Erzieherin Senim Kaya. „Erst picknicken wir auf der Wiese, denn gehen wir rüber zum Minizoo. Wo bekommt man das sonst, dass Kinder kostenlos Tiere sehen können?“

Von der Flaniermeile zum urwüchsigen Park

Entstanden ist der Volksgarten 1899/1900 auf dem Gelände des Landwirts Middeldorf, damals noch eher als feine Flanieranlage denn als urwüchsiger Park. Sogar eine Siegessäule stand dort einmal. Der Minizoo wurde erst 1977 eingeweiht, hat sich aber schnell zu einer der wichtigsten Attraktionen mit seinen verschiedenen Haustierarten und -rassen entwickelt. Ob Kühe oder Schweine, Tarpanpferde oder die munteren Ziegen: Sie brauchen sich keine Sorgen über mangelndes Publikum zu machen. Auch Erika Wölke steht an diesem Morgen mit ihrem Mann und Enkel Jona vor dem Ziegengehege, nach langer Zeit mal wieder, wie sie sagt. Als Cranger seien sie eher im Resser Wäldchen und am Kanal unterwegs. Doch an diesem Morgen mussten die Großeltern kurzfristig als Enkelsitter einspringen: „Und Jona hat Tiere so gerne.“ Also ab nach Eickel.

So wundert es nicht, dass vor einigen Jahren der Aufschrei riesengroß war, als Pläne bekannt wurden, den städtischen Betriebshof am Minizoo aufzugeben, den Zoo zu verlegen und die Fläche zu verkaufen. Im Nu hatte sich eine Initiative gegründet, um dies zu verhindern. Mit Erfolg. Die Pläne sind vom Tisch, die Initiative unter dem Namen „Freunde des Minizoos“ weiter aktiv, um den Zoo zu unterstützen. Für Krzysztof Klak steht weniger der Minizoo im Mittelpunkt. Der Diplom-Ingenieur für Kardio-Technik joggt, wenn möglich, jeden Tag durch den Park. „Über die äußere Umlaufbahn ist das pro Runde ziemlich exakt ein Kilometer“, sagt er. „Das ist ganz prima, hier zu laufen.“

Ehrenfriedhof für Gefallene und zivile Opfer der Kriege

Der Volksgarten Eickel hat aber neben seiner unbeschwerten Seite auch eine bedrückend-berührende. Unweit des Spielplatzes, allerdings durch eine lockere Strauchhecke getrennt, liegt ein großes Gräberfeld. Nur selten sind dort Besucher anzutreffen. Auf dem einen Teil sind Gefallene des Ersten und Zweiten Weltkrieges beigesetzt. Ihre Gräber sind mit Efeu und Gräsern überwachsen. Die Grabmale sind alle gleich gestaltet: ein Stein in Kreuzform, oben die Umrisse eines „Eisernen Kreuzes“ eingraviert, darunter der Name mit dem Geburts- und Todesjahr. Auf dem anderen Teil der Fläche finden sich die gleichen Grabmale, allerdings ohne „Eiserne Kreuze“: Dort sind Eickeler beigesetzt, die im Zweiten Weltkrieg bei Luftangriffen ums Leben kamen. Darunter auch die siebenköpfige Familie Stoll aus Röhlinghausen; das jüngste Mitglied war gerade ein Jahr alt, als es bei einem verheerenden Bombenangriff 1943 sein Leben verlor.

Am Rande dieses Ehrenfriedhofs enthüllten der damalige Oberbürgermeister Edmund Weber und der damalige Oberstadtdirektor Alfred Hufeld am 19. November 1961 ein Mahnmal zum Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege. Die Bronzeskulptur stammt von dem Bildhauer Gustav Müller-Blankenstein und trägt den Titel „Der Aufschrei“. Während die linke Figur Trauer verkörpert, sind der rechten Angst und Entsetzen anzusehen.

Vom Gärtnerhaus zum Restaurant

Die Keimzelle der Gastronomie im Volksgarten war im Jahr 1900 das Gärtnerhaus, aus dem sich im Laufe der Jahrzehnte ein Restaurant entwickelte. Fast 35 Jahre lang, bis 2011, wurde das „Parkhaus“ von der Familie Bäumer geführt. Es war für viele Eickeler der Ort für Familienfeiern von der Taufe bis zur Beerdigung. Auch Chorkonzerte fanden dort statt. Im Jahr 2011 kaufte Thomas Gockeln das Restaurant, der „Eickels gute Stube“ aufwendig umbauen ließ. Jetzt erwarten die Besucher dort angenehm moderne Räume, eine große Glasveranda und eine gehobene Küche mit internationalen und regionalen Gerichten.

Der Volksgarten Eickel erstreckt sich über eine Fläche von 96 000 Quadratmetern zwischen Lohof-, Burg-, Hordeler-/Edmund-Weber- und Reichsstraße.

Die Länge der Wege summiert sich zu 2,6 Kilometern.

Etwa 600 Bäume wachsen im Volksgarten - nach dem Pfingststurm.