Herne. 22 Wohnhäuser sollen auf dem Herner Sportplatz Schaeferstraße entstehen, im Gegenzug müssten Bäume weichen. Nun muss die Politik entscheiden.
Das nennt man wohl „Filetstück“: Auf dem Sportplatz Schaeferstraße in Herne-Mitte sollen direkt am Stadtgarten Villen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser entstehen. Die Stadt hat der Politik eine überarbeitete Planung vorgelegt, die am Donnerstag, 29. April, in der Bezirksvertretung Herne-Mitte erstmals zur Diskussion steht. Anwohner, die 2019 eine Bürgerinitiative gegründet und unter anderem vor einem Kahlschlag gewarnt haben, haben sich mit dem überarbeiteten Entwurf trotz zahlreicher Baumfällungen offenbar arrangiert. Bei Stadtgrün gibt es jedoch Bedenken.
22 Häuser mit maximal zwei Wohneinheiten
22 Häuser mit maximal zwei Wohneinheiten und einer Höhe von bis zu neun Metern sollen auf dem städtischen Sportplatzgelände - im Volksmund: die Hippenwiese - gebaut werden. Der Siegerentwurf eines von der Verwaltung ausgelobten Wettbewerbs hatte zunächst noch eine dichtere Bebauung mit rund 30 Gebäuden, darunter auch Mehrfamilienhäuser, für das bisher vom FC Herne 1957 genutzte 1,5-Hektar-Areal vorgesehen.
Von den laut Stadtgrün insgesamt 67 Bäumen mit einem Stammumfang zwischen 80 und 310 Zentimetern könnten laut der städtischen Planung etwa 30 erhalten bleiben - angesichts der positiven Auswirkungen durch die Schaffung eines „attraktiven öffentlichen Raums“ sowie zahlreicher Neupflanzungen sei dies „vertretbar“, heißt es in der städtischen Vorlage. Eine Bebauung ohne Baumfällungen wäre nicht möglich.
Mehrere Auflagen für Käufer
Die Käufer sollen verpflichtet werden, auf ihren Grundstücken pro angefangenen 600 Quadratmetern einen „standortgerechten Laubbaum“ zu pflanzen. Über eine (vom Rat zu beschließenden) Gestaltungssatzung soll zudem unter anderem die Errichtung von Stein- oder Schottergärten verhindert werden. Auch eine Begrünung von Garagen und Carports ist vorgesehen. Und: Ein „Höhen- und Entwässerungskonzept“ soll der Nachbarschaft in diesem bereits jetzt problematischen Bereich Schutz vor Hochwasser und Überschwemmungen bieten.
Bereits nach Bekanntwerden der Pläne im Jahr 2017 gab es Widerstand in der Bevölkerung. Stadtgarten-Anwohner Burkhard Wagner und einige Mitstreiter sammelten 277 Protestunterschriften gegen eine Bebauung des Sportplatzes, drangen damit bei Stadt und Politik aber nicht durch.
Anwohner gründeten Bürgerinitiative
Im vergangenen Jahr gründeten Wagner und weitere Anrainer die Bürgerinitiative Hippenwiese. Die BI äußerte zwar Verständnis dafür, dass die Stadt durch die Erlöse des Grundstücksverkaufs die rund 1,4 Millionen Euro teure Modernisierung des Sportplatzes auf der anderen Seite der Schaeferstraße finanzieren will. Sie wollten jedoch einen Kahlschlag und weitere im Zuge der Bebauung drohende negative Folgen verhindern.
Mit dem jetzt vorgelegten Plan kann die Initiative offenbar leben, wie BI-Mitglied Edgar Budde auf Anfrage der WAZ signalisierte. Planungsamt-Chef Achim Wixforth habe persönlich mit der Initiative über die Bebauung gesprochen. Gegenüber der Ursprungsplanung gebe es aus Anwohnersicht einige Verbesserungen - auch bezüglich des Baumbestandes.
Stadtgrün will Buchen und Platanen erhalten
In Teilen der Verwaltung wird jedoch durchaus Optimierungsbedarf gesehen. In einer sehr ausführlichen Stellungnahme zum Bebauungsplanverfahren plädiert der städtische Fachbereich Stadtgrün dafür, durch einige Entwurfsänderungen weitere Bäumen zu schützen - so unter anderem „eine schöne Gruppe aus sieben circa 70 Jahre alten Buchen“ auf der Südseite des Sportplatzes. Der Fachbereich Planung lehnt dies mit dem Hinweis ab, dass dies dem „städtebaulichen Konzept“ entgegen stehe.
Stadtgrün merkt ebenfalls an: Mit der bisherigen Planung könne der Erhalt der Platanen entlang der Schaeferstraße während der Bauphase wegen möglicher Beeinträchtigungen des Wurzelwerks nicht gewährleistet werden. Auch dies weisen die Stadtplaner zurück. Neben Stadtgrün, anderen Fachbereichen und Verbänden haben auch Bürger Eingaben gemacht. Inhaltlich ging es darin vor allem um den Erhalt des Baumbestandes, die Anpassung der Architektur und den Schutz vor Hochwasser.
Entscheiden muss am Ende die Politik. Die Offenlegung der Pläne, Gutachten und Stellungnahmen beginnt mit der Sitzung der Bezirksvertretung Herne-Mitte am Donnerstag; den formellen Beschluss fasst dann der Hauptausschuss am 12. Mai. Die finale Entscheidung über die Bebauung des Sportplatzes fällt dann zu einem späteren Zeitpunkt im Rat.
Bezirk tagt öffentlich im Ratssaal
Die Sitzung der Bezirksvertretung Herne-Mitte am Donnerstag, 30. April, ist - trotz der Pandemie - öffentlich.
Beginn ist um 16 Uhr im Rathaus Herne (großer Sitzungssaal, Raum 312).
Auf der Tagesordnung steht auch der Vorschlag der Stadt zur Errichtung eines sicheren Radfahrstreifens auf der Bochumer Straße.