Herne. Der erste Tag der Maskenpflicht ist in Herne allem Anschein nach reibungslos gelaufen. Die allermeisten Herner halten sich an die Vorgaben.
Seit Montag gilt die sogenannte Maskenpflicht. Alle Menschen, die älter als sechs Jahre sind, müssen in Geschäften sowie in Bus und Bahn in irgendeiner Weise Mund und Nase bedecken. Die WAZ hat sich umgeschaut, ob die Pflicht erfüllt wird.
Noch Ende der vergangenen Woche hätte man eine böse Ahnung haben können. Auf der Bahnhofstraße war die vorbeugende Vermummung eher die Ausnahme. Geschätzte zwei Drittel der Menschen boten freie Sicht auf Mund und Nase. Auch am Sonntag in der Schlange vor einem Eiscafé waren Maskenträger die absolute Ausnahme. Und auf Facebook geisterten am Wochenende noch Hilferufe durch die Gruppen: „Wer hat noch eine Maske für mich?“
Doch ganz offensichtlich wurden diese Hilferufe erhört - und die meisten anderen Herner waren offenbar schon längst im Besitz einer oder mehrerer Masken.
Pflicht wird teilweise sehr kreativ und weit ausgelegt
So sind die ersten Kunden im Kaufland in Wanne morgens gegen 8 Uhr alle vermummt, ebenso das Personal. Auch im Real-Markt scheint es keine Auffälligkeiten zu geben. Ein älterer Mann mit einem Wagen voller Leergut kommt ohne Maske ins Geschäft, doch dann zückt er das kleine Stoffstück. Ganz schlüssig handelt er nicht. Um an das Desinfektionsmittel zu kommen, mit dem er den Griff des Wagens abwischt, missachtet er das Abstandsgebot von 1,50 Meter - bevor er die Maske aufsetzt. Prompt wird er von einem anderen Kunden angepampt: „Abstand halten!“
Kunden, die ohne Schutz in den Real-Markt hätten gehen wollen, wären von einem Mitarbeiter angesprochen worden. In der Herner Innenstadt haben dm und JD Sports Personal eingesetzt, um auf die Einhaltung der Pflicht zu achten. Ob es nötig ist? Bei den Stich- und Sichtproben der WAZ in den Geschäften sind ausnahmslos Menschen mit Maske zu sehen. Allerdings wird die Pflicht zuweilen sehr kreativ interpretiert. So hat in einem Discounter eine Kundin ihren äußerst dünnen Sommerschal unter den Bügel ihrer Brille geklemmt. In diesem Fall noch von Schutz zu sprechen, scheint kühn. Der Mundschutz scheint auf dem Weg zum Kleidungsaccessoire. Manche lassen die Maske an einem Ohr baumeln, um durchzuatmen, andere tragen sie am Handgelenk, wenn sie sie nicht aufsetzen müssen.
Auch für Allgemeinflächen im City-Center besteht die Pflicht
In nicht nur einem Fall kann die WAZ Aufklärung bieten - zum Beispiel bei Sabine Pachtmann, Managerin des City-Centers. Die Regeln des Landes sehen nämlich auch vor, dass auf den Allgemeinflächen von Einkaufs-Centern Mund und Nase bedeckt werden müssen. Nach diesem Erkenntnisgewinn weist Pachtmann Kunden ohne Schutz auf diesen Umstand hin.
Was einen bei den Vorsichtsmaßnahmen ärgert: die Schutz-Schmutzfinken. Zahlreiche Menschen setzen auch auf Einmal-Handschuhe, um einer Infektion vorzubeugen - um sie dann einfach auf den Boden zu schmeißen, wenn sie die Handschuhe nicht mehr brauchen. Unverschämt!
Viele wissen nichts von der Pflicht schon an den Haltestellen
Der andere große und sensible Bereich, für den die Pflicht besteht: Bus und Bahn. HCR-Sprecher Dirk Rogalla zieht am Mittag eine erste positive Bilanz. Die ganz überwiegende Mehrheit habe einen Schutz getragen. Das deckt sich mit den WAZ-Beobachtungen am Herner Busbahnhof. Bei der Stichprobe saß eine Person ohne Maske in einem der Busse.
Stadt setzt auf Vernunft der Bürger
Der Kommunale Ordnungsdienst, der ohnehin wegen des Kontaktverbots in den Innenstädten unterwegs war, hat auch auf das Tragen der Masken geachtet.
Die Kollegen würden Personen auf den Erlass des Landes, der seit Freitagmittag bekannt ist, ansprechen und darum bitten, Mund und Nase zu bedecken, teilt die Stadt mit. Man setze auch hier auf die Vernunft der Hernerinnen und Herner, die sich bislang auch verantwortungsbewusst an das Kontaktverbot hielten. Einen Bußgeldkatalog erwähnte die Stadt in ihrer Stellungnahme nicht.
Am Busbahnhof kann die WAZ zum zweiten Mal Aufklärung bieten. Denn die Pflicht, beginnt nicht erst im Bus, sondern schon an der Haltestelle. Viele Fahrgäste zeigen sich überrascht über diese Information. Dirk Rogalla erklärt den Sinn dahinter. Beim Ein- und Aussteigen begegneten sich die Menschen - und unterschreiten die 1,50 Meter. Deshalb müssen schon die Wartenden eine Maske aufsetzen.
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Björn Rocholl macht es richtig. Der Lehrer kommt gerade aus Dortmund zurück und will mit der U-Bahn weiterfahren. Er lässt seine Maske - die habe ihm vor Jahren eine Kollegin aus Korea mitgebracht - auf. Seine Beobachtung aus der S-Bahn: 99 Prozent reisen mit Schutz. Eine gute Quote für den ersten Tag.