Herne. In Sölden hat sie sich mit dem Coronavirus angesteckt. Nun ist eine Hernerin wieder genesen. Ihren Geburtstag musste sie jedoch alleine feiern.
Eigentlich wollten sie die letzten schönen Tage auf den Pisten Söldens verbringen. Doch für eine Wanne-Eickelerin und ihre drei Freundinnen nahm der Urlaub kein schönes Ende – sie steckten sich mit dem Coronavirus an. Doch das Gute vorweg: Allen geht es inzwischen wieder gut.
Das ist vor allem für Anna Müller, die eigentlich anders heißt, aber aufgrund ihres Jobs lieber anonym bleiben möchte, wichtig. Denn: Vor wenigen Tagen hat sie ihre neue Stelle als Ärztin in einer Dortmunder Klinik angetreten. Da Infizierte nach ihrer Genesung als immun gelten – so der aktuelle Stand der Virologen – habe sie nun den entscheidenden Vorteil, sich ohne Bedenken zu den Patienten begeben zu können und diese ohne Sorge vor einer Infektion zu behandeln.
Leichter Husten und kein Geruchssinn
Doch von vorne: Zunächst hätten auch Müller und ihre Freundinnen, genauso wie viele andere Urlauber in Sölden, die Meldungen über das Coronavirus nicht allzu ernst genommen, erzählt die 28-Jährige. „Mitten in unserem Urlaub schwappten dann die Nachrichten aus Ischgl zu uns rüber“, sagt sie. „Da habe ich zum ersten mal gedacht: Das ist gar nicht so weit weg von uns.“
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Dann fingen die ersten Beschwerden bei einer Freundin an. „Husten, Fieber, das volle Programm.“ Am Donnerstag, drei Tage vor der geplanten Rückreise, bekam dann auch Müller die ersten Symptome. „Bei mir war das allerdings die ganze Zeit sehr harmlos.“ Leichter Husten und kein Geruchssinn – ansonsten habe sie sich gut gefühlt.
Geburtstag ohne direkte Kontakte
Bis Samstag blieb die Gruppe im Ski-Gebiet, einen Tag später wurde es komplett geschlossen. „Schon an der Autobahn waren Schilder aufgestellt, dass man sich nach der Rückkehr sofort in Quarantäne begeben soll.“ Also zog sie direkt nach der Ankunft in der Heimat mit Mundschutz in das Schlafzimmer ihrer Eltern – zu dem auch ein Badezimmer gehört –, das die Eltern extra für sie geräumt hatten.
Dort blieb sie für die nächsten zwei Wochen. Getränke und Essen stellten die Eltern vor die Tür, dreckiges Geschirr brachten sie mit Handschuhen nach unten und desinfizierten es. Um überhaupt mit jemandem kommunizieren zu können, nutzte Müller Videoanrufe. „Das war tatsächlich ein Vorteil: Man lernt wieder zu telefonieren und nicht immer nur Nachrichten zu schicken.“ Auch ihren Geburtstag musste die 28-Jährige alleine feiern. „Ich habe mir selbst meinen Geburtstagstisch eingedeckt. Die Geschenke, die mir vor die Tür gestellt wurden, habe ich dann geöffnet, als meine Familie per Video dazu geschaltet war.“
Nach 17 Tagen konnte sie Quarantäne verlassen
Nach zwei Wochen stand nach einem kurzen Anruf beim Gesundheitsamt fest: Das Wochenende solle sie noch in Quarantäne verbringen – zur Sicherheit – danach könne sie endlich wieder raus. „Ein zweiter Test wurde nicht gemacht“, erzählt sie. „Man sagt, wenn man nach zwei Wochen symptomfrei ist, habe man es überstanden.“
Und was ist das Erste, das man nach 17 Tagen in Quarantäne macht? „In den Garten gehen und einmal ganz tief einatmen.“
Einer der ersten Infizierten ist wieder genesen
Vor fast genau einem Monat haben wir über Hans Schmidt - der im echten Leben selbstverständlich anders heißt - geschrieben. Er gehörte zu den ersten vier Infizierten in Herne. Wir haben ihn gefragt, wie er die Covid-19-Erkrankung überstanden hat und wie es ihm jetzt geht.
Zur Erinnerung: Der 55-Jährige aus Wanne-Eickel hatte zehn Tage teilweise hohes Fieber und einen „nervigen“ trockenen Husten, der Verlauf bei seiner Frau sei unauffällig gewesen. Beide konnten bereits vor einigen Tagen die Quarantäne verlassen, sie galten als geheilt, nachdem sie an zwei aufeinander folgenden Tagen keine Symptome mehr hatten. Nach Aussage der Stadt folgt man mit diesem Vorgehen der Empfehlung des Robert-Koch-Instituts.
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Schmidt ist mit der Betreuung durch das Herner Gesundheitsamt zufrieden, jeden Tag habe ein Mitarbeiter angerufen und sich nach dem Stand der Dinge erkundigt. Die Entlassung aus der Quarantäne sei telefonisch erfolgt, einen weiteren Test habe es auch nicht gegeben. Das mag medizinisch begründbar sein, psychologisch ist es schlecht, so Schmidt. „Ich versuche, dem Gesundheitsamt zu glauben, dass alles gut ist, dennoch bin ich trotz aller Erleichterung auch verunsichert.“ Die Ursache dieser Verunsicherung sei die Ungewissheit, ob er jetzt tatsächlich immun gegen das Virus sei. Und falls ja, wie lange.
Mitmenschen sind verunsichert
Die Entlassung aus der Quarantäne hat Schmidt und seiner Frau nur in eingeschränktem Maß die Freiheit zurückgegeben, denn als die Isolierung aufgehoben wurde, war bereits die allgemeine Kontaktsperre in Kraft. So arbeitet Schmidt von zu Hause - und hat beschlossen, mit seinen Eltern nur mit sicherem Abstand in Kontakt zu treten.
Unsicherheit erlebt Schmidt auch bei seinen Mitmenschen. Wenn er erzähle, dass er die Erkrankung hatte, machten seine Gegenüber unwillkürlich einen Schritt nach hinten.
Dass es die Kontaktsperre gibt, hält Schmidt für richtig - weil er weiß, dass er unwissentlich mehrere Personen angesteckt hat, die danach teilweise wochenlang krank waren. Er fragt sich auch, was nach dem 19. April geschieht. „Man muss versuchen alles zu tun, damit wir nicht in eine zweite Welle rutschen.“