Herne. Mitten in der Wirtschaftskrise gibt es in Herne eine bedeutende Neuansiedlung. Der Online-Supermarkt Picnic nimmt ein großes Lager in Betrieb.

Mitten in der tiefen wirtschaftlichen Krise, die das Coronavirus ausgelöst hat, glimmt in Herne so etwas wie ein kleiner Hoffnungsschimmer. Der Online-Supermarkt Picnic nimmt ab 1. April ein großes Lager in Betrieb. Es ist nach Viersen das zweite in Deutschland.

Eine der wichtigsten Botschaften, die Frederic Knaudt, Teil des Gründerteams von Picnic Deutschland, verkündete: Der Standort startet mit 125 Mitarbeiter, perspektivisch könnte die Zahl auf etwa 400 steigen. Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda sprach dann auch von einem Volltreffer - gerade in diesen Tagen. Es zeige sich, dass die Strategie richtig sei, Schwerpunkte zu setzen. Was Dudda damit meint: Nordfrost wird in den kommenden Monaten das größte Tiefkühllager in Deutschland in Betrieb nehmen, auch Lidl vergrößert sein Verteilzentrum deutlich. Hinzu kommt der Lebensmittellogistiker Dachser, der einen bedeutenden Stand auf Friedrich der Große hat.

Von Herne aus können rund 160.000 Haushalte beliefert werden

Mitgründer Frederic Knaudt sieht Herne als idealen Standort.
Mitgründer Frederic Knaudt sieht Herne als idealen Standort. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Picnic ist in jene rund 14.000 Quadratmeter großen Hallen an der Südstraße eingezogen, in denen früher der für Opel tätige Logistiker Neovia war. Die Investition für den erforderlichen Umbau - unter anderem wurde ein Kühl- und ein Tiefkühlbereich eingebaut - liegt nach den Worten von Knaudt bei rund drei Millionen Euro. Der Standort, nach dem das Unternehmen rund sechs Monate gesucht habe, sei ideal, weil von dort aus etwa 160.000 Haushalte beliefert werden könnten. Mit der Lagergröße verdoppele das Unternehmen seine Kapazität. Dazu muss man wissen: Picnic hat rund 80.000 Kunden in NRW, doch es existiert eine Warteliste mit rund 70.000 möglichen Kunden. Heißt: Mit Inbetriebnahme des Herner Lagers kann Picnic deutlich mehr Bestellungen annehmen. Auch Herne soll jetzt als Liefergebiet hinzukommen. Bislang war die Stadt für Picnic ein weißer Fleck. Familien seien die größten Standardkunden.

Interesse an Elektrofahrzeug

Picnic liefert die Waren an die Endkunden mit einem kleinen Elektro-Lieferwagen aus. Dabei handele es sich laut Frederic Knaudt um ein französisches Fabrikat.

Das stieß auf das Interesse von Oberbürgermeister Frank Dudda. Der war mit einem Tropos-Elektrofahrzeug zum Ortstermin gekommen und machte Knaudt darauf aufmerksam, dass diese Fahrzeuge seit wenigen Wochen in Herne produziert werden.

Picnic will mit schneller und kostenloser Lieferung punkten

In dem Lager sind etwa 10.000 Artikel untergebracht. Diese unterteilen sich in drei Bereiche: Produkte, die nicht gekühlt werden, zum Beispiel Toilettenpapier; Frischeartikel, die gekühlt werden müssen, sowie Tiefkühlprodukte. Von Herne aus werden Verteilzentren an anderen Orten beliefert, von denen aus dann die Endkunden angesteuert werden. Knaudt betonte vor dem Hintergrund der Hamsterkäufe, die in den vergangenen Wochen bei einigen Artikeln beobachtet wurden, dass die Lieferkette problemlos funktioniere. Außerdem habe sich das Einkaufsverhalten in den vergangenen Tagen wieder normalisiert.

Auch interessant

Stellt sich die Frage, warum sich ein Anbieter wie Picnic überhaupt auf den deutschen Lebensmittelmarkt gewagt hat, denn der gilt angesichts des knallharten Wettbewerbs - der auch in Herne sichtbar ist - als der vielleicht härteste der Welt. Picnic will - gerade im Vergleich zu anderen Online-Lebensmittelanbietern - damit punkten, dass die Lieferung kostenlos ist und die Lieferzeit sehr kurz sei. Darüber hinaus bestelle Picnic die Ware nach der Bestellung immer frisch, so dass unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten nichts weggeschmissen werden müsse. Knaudt kündigte an, dass Picnic auch mit der Herner Tafel zusammenarbeiten wolle.