Bochum. Opel-Käufer PSA setzt anders als der deutsche Autobauer Opel auf eine ausgelagerte Logistik. Das könnte Folgen für den Standort Bochum haben.

  • Opel-Käufer PSA will sich an geltende Vereinbarungen und Garantien halten
  • Aber die Franzosen haben ihre weltweite Logistik einem Dienstleister anvertraut
  • Die Frage ist, ob das das Warenverteilzentrum in Bochum auf die Dauer gefährdert

Zweigeteilt war die Belegschaftsversammlung der Opel Group Warehousing GmbH am Montag – eine gab es vor und eine nach den Aussagen von Carlos Tavares, dem Chef des französischen Opel-Aufkäufers PSA.

Der hatte bei einer Pressekonferenz am Morgen in Paris in Bezug auf den Erhalt von Opel-Standorten keine Versprechen abgegeben, sondern stattdessen vielsagend formuliert: „Das einzige, was uns beschützt, ist Leistung.“

Bochums Betriebsratsvorsitzender ist hoffnungsvoll

Die Frühschicht im alten Warenverteilzentrum in Langendreer wusste noch nichts von diesen Worten und registrierte mit einer gewissen Gelassenheit eine gemeinsame Erklärung des Opel-Gesamtbetriebsrats und des Bochumer Betriebsrats.

In der heißt es, „die Erfüllung aller bestehenden tariflichen und betrieblichen Vereinbarungen“ seien in einem Vertrag zwischen PSA und Opel festgeschrieben worden. „Wir haben erst einmal einen Rahmen. Und das ist positiv“, so Bochums Betriebsratsvorsitzender Murat Yaman. Jetzt werde ein neues Kapitel aufgeschlagen.

Bochumer Opelaner sind leidgeprüft

Es ist kein Geheimnis, dass sich der stolze deutsche Autobauer nicht immer wohl unter der US-amerikanischen Herrschaft gefühlt hat. Insofern wecken die Franzosen neue Hoffnungen. Gleichwohl dürfte die Spätschicht angesichts der Äußerungen des PSA-Chefs kritischer noch als die Kollegen am Morgen den Erklärungen gefolgt sein.

Murat Yaman, Betriebsratsvorsitzender der Opel Group Warehousing GmbH, zeigt sich optimistisch. „Wir haben erst einmal einen Rahmen
Murat Yaman, Betriebsratsvorsitzender der Opel Group Warehousing GmbH, zeigt sich optimistisch. „Wir haben erst einmal einen Rahmen © Ingo Otto

Dennoch: „Man kann nicht sagen, dass wir hier eine aufgeregte Situation hätten“, so Betriebsratsmitglied Steffen Reichelt. Aber Bochumer Opelaner seien leidgeprüft und daher hellhörig. Auch wenn es eine Garantie für Bochum bis 2020 gebe und die 60-Millionen-Euro-Investition in das neue Warenverteilzentrum für den Standort spräche, „wer weiß, mit wie vielen Beschäftigen und zu welchem Tarifvertrag es dann weitergeht“, so Reichelt.

PSA hat seine Warenverteilung ausgelagert

Nun steht anders als in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach hier kein Produktionsstandort mehr auf dem Prüfstand, der sich mit französischen Werken messen müsste. Aber 700 Beschäftigte, die momentan ein Durchschnittsalter von 51 Jahren haben, fragen sich, ob Opel unter französischer Ägide auf die Dauer eigenverantwortlich wirtschaften kann.

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Mit der Opel Group Warehousing GmbH hatte sich der Autobauer gerade erst wieder die Herrschaft über die eigene Logistik gesichert, die über Jahre ausgelagert war und in einem Joint Venture mehrheitlich vom US-Logistiker Neovia erledigt wurde.

Auch PSA setzt unter dem als harten Sanierer bekannten Carlos Tavares darauf, seine Warenverteilung einem Dienstleister zu überlassen. Erst unlängst haben die Franzosen ihre weltweite Logistik für fünf Jahre und acht Milliarden Euro an das russische Unternehmen Gefco vergeben. Die frühere PSA-Tochter, mit einem Umsatz von knapp vier Milliarden Euro jährlich nach eigener Darstellung die Nummer eins der Automobil-Logistik in Europa, unterhält in Deutschland zwölf Standorte, darunter ein 44.000 qm großes zentrales Warenverteillager im niedersächsischen Industriepark in Rieste bei Osnabrück.

Was das für Bochum bedeuten könnte, sei reine Spekulation, so Stephan Lützenkirchen, Sprecher von PSA Deutschland, gegenüber der WAZ. „Die Tinte unter dem Vertrag ist gerade einmal trocken.“ Jetzt gehe es darum, die Details zu regeln.