Herne. Die Coronakrise setzt auch den Schaustellern schwer zu. Dort wird schon die Frage laut: Kippt jetzt auch die Cranger Kirmes? Das sagt die Stadt.
Die Coronavirus-Epidemie macht auch den Schaustellern schwer zu schaffen. „Die Lage ist fürchterlich, wir haben große Angst um unsere Existenz“, sagt Wolfgang Lichte, Chef der Herner Schaustellervereinigung. Die ersten Kirmessen im Jahr wurden gestrichen, da richtet sich der Blick schon in den Sommer: Kann die Cranger Kirmes wie geplant stattfinden?
„Vor zehn Tagen habe ich die Cranger Kirmes noch nicht in Gefahr gesehen“, sagt Wolfgang Lichte, der mit seinem Fischhaus Lichte durch die Lande zieht. Nun seien aber auch die Olympischen Spiele in Tokio (24. Juli bis 9. August) wegen der Coronakrise gestrichen worden. Deshalb schließe er auch für die Cranger Kirmes (6. bis 16. August) gar nichts mehr aus. Der 69-Jährige bekennt, dass er auf ein „Wunder“ hoffe: dass die Kirmessen so schnell wie möglich wieder stattfinden und die Schausteller wieder Geld verdienen können.
Cranger Kirmes in Herne als „Höhepunkt im ganzen Jahr“
Schon jetzt, berichtet Schausteller Sebastian Küchenmeister, sei die Lage existenzbedrohend. Er betreibt die Riesenschaukel Konga und das Flugkarussell Apollo 13, Höhepunkte auf der Cranger Kirmes wie beim Cranger Weihnachtszauber. Seine Fahrgeschäfte stünden jetzt nicht wie üblich beim Hamburger Frühlingsdom, sondern seien eingelagert, und für die festen Mitarbeiter habe er Kurzarbeit beantragt. Keine Einnahmen bei laufenden Kosten - das gehe nicht lange gut. „Es ist ganz wichtig, dass wir nun Übergangskredite und Einmalzahlungen bekommen“, sagt Küchenmeister. Falle am Ende auch noch die Cranger Kirmes aus, wäre das eine Katastrophe: „Sie ist der Höhepunkt im ganzen Jahr.“
Ähnlich äußert sich der Herner Schausteller Bernd Steinmeister, dessen Bierpavillon seit über 40 Jahren auf der Cranger Kirmes steht und der sich für den Weihnachtszauber ein historisches Spiegelzelt angeschafft hat. Die Fronleichnamskirmes in Oberhausen, die im Juni stattfinden soll, habe er schon fast abgehakt: „Da rechne ich schon gar nicht mehr mit.“ Wenn am Ende auch noch die Cranger Kirmes im August wegbräche, so der Getränkeverkäufer, „dann sieht es bitterböse für uns aus“. Schon jetzt liege das Gewerbe „komplett am Boden“. 200 Menschen hat Steinmeister auf Crange im Einsatz, die meisten sind Saisonkräfte. Für seine sieben festen Mitarbeiter habe er, immerhin, Kurzarbeit genehmigt bekommen. Steinmeister gibt sich aber optimistisch: „Ich bin zuversichtlich, dass Crange klappt.“ Auch hofft er auf grünes Licht für die Mondnächte (5. und 6. Juni) und den Feuerabend (19. September) in Wanne.
Stadt setzt Vorbereitungen „ganz normal“ fort
Die Stadt Herne, Veranstalter der Cranger Kirmes, setze ihre Vorbereitungen für das größte Volksfest in NRW unterdessen „ganz normal“ fort, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken. Die Verträge mit den über 500 Schaustellern seien längst geschlossen worden – vor der Coronakrise. Die Stadt sei „guter Hoffnung“, dass der Rummel wie geplant im Sommer stattfinden kann: „Jetzt wäre es nicht der richtige Zeitpunkt, die Cranger Kirmes abzusagen“, stellt Hüsken klar. Schließlich wisse niemand, wie lange die Coronakrise noch andauere und ob sie im August nicht längst vorbei sei. Eine Ausstiegsklausel für Fälle wie Corona gebe es in den Verträgen mit den Schausteller aber nicht. Komme es hart auf hart und der Rummel müsse abgesagt werden, „dann muss man Gespräche mit den Schaustellern führen“.
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