Herne. Viele Menschen sind von der Corona-Pandemie im Ausland überrascht worden. Die WAZ hat mit drei Hernern über ihre Erlebnisse gesprochen.

Die Bundesregierung hat eine umfangreiche Rückholaktionen gestartet, um deutsche Urlauber, die im Ausland festsitzen, nach Deutschland zurück zu bringen. Auch eine Hernerin hält sich zurzeit im Ausland auf.

Preise der Flüge haben sich teilweise verzehnfacht

Die Wannerin Yvonne Karnath befindet sich zurzeit in Austin im US-Bundesstaat Texas. Die WAZ hatte zur Jahreswende über Karnath berichtet. Die 28-Jährige reist seit mehr als vier Jahren mehr oder weniger ununterbrochen um die Welt. Silvester hatte sie in Mexiko-Stadt verbracht, doch vor wenigen Tagen habe sie kurzfristig ihre Sachen gepackt und sei nach Austin, weil es ihr sicherer erschien, erzählt sie in einem Whatsapp-Telefonat mit der Herner WAZ-Redaktion. Doch in Austin habe sich die Lage inzwischen verändert, die Supermärkte seien ziemlich leer, in der Stadt alles dicht. Für Restaurants gebe es Beschränkungen. Statt Gläsern würden nur noch Einmal-Becher verwendet.

Carsten Bielefeld: In den USA war die Krise Anfang März überhaupt kein Thema

Bisher habe sie ihre Kunden in Deutschland von allen Plätzen in der Welt bedienen können, doch auch Karnath spürt, dass die Zahl der Kunden sinkt. Auf die Frage, ob sie sich als gestrandet fühle, antwortet sie mit Ja. Selbstverständlich würde sie jetzt gerne nach Deutschland zurückkehren, die Frage sie nur: Wie? Wenn überhaupt noch Flüge verfügbar seien, hätten sich die Preise teilweise verzehnfacht. Sie müsse jetzt abwarten, was kommt, sagt sie.

Carsten Bielefeld hat in Las Vegas erlebt, wie „lasch“ in den USA mit dem Thema Corona lange umgegangen wurde.
Carsten Bielefeld hat in Las Vegas erlebt, wie „lasch“ in den USA mit dem Thema Corona lange umgegangen wurde. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Ein ganz anderes Erlebnis mit den USA hatte Carsten Bielefeld. Als Verkaufsleiter des Unternehmens Nordkran war er Anfang März, als sich das Virus längst in Deutschland und Europa ausweitete, Gast bei einer Branchenmesse in Las Vegas. Sein Fazit zum Verhalten und den Maßnahmen zum damaligen Zeitpunkt in den USA: „Lasch kann man das gar nicht mehr nennen.“ Bei der Messe seien herzlich die Hände geschüttelt worden, die Casinos seien proppevoll gewesen. Hinweise zur Hygiene? Fehlanzeige. In den Nachrichten sei Corona kein Thema gewesen.

Freiwillige Quarantäne nach Skifreizeit in Österreich

Dass in anderen Teilen der Welt bereits Ausnahmezustand herrscht, offenbarte sich für Bielefeld, als Eurowings seinen Rückflug gecancelt hatte. Er habe umbuchen können und sei quasi mit der letzten Maschine der Swiss-Air nach Zürich ausgeflogen und von dort mit dem Zug Herne. Über das Verhalten der Amerikaner kann er nur den Kopf schütteln. Die Krise bekommt der NRW-Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Selbstständigen in der SPD an anderer Stelle voll zu spüren. Sein Unternehmen ist Generalimporteur für Maschinen, die in Italien produziert werden.

Hernes SPD-Vize Hendrik Bollmann war dagegen mit einer Schulklasse bis vor einigen Tagen in der Skifreizeit in Österreich. Allerdings sei der Ort Kals am Großglockner nicht vergleichbar mit der Partyhochburg Ischgl. Kals sei relativ isoliert, Skitourismus finde dort kaum statt. Deshalb sei die Gefahr der Ansteckung relativ gering. Da er immer die Nachrichten verfolgt habe, habe er eine Ahnung bekommen, wie sich die Lage entwickelt. Deshalb habe er sich gefragt, ob seine Gruppe noch über die Grenze kommt, doch das habe sich als unproblematisch entpuppt. Nur kurze Zeit später seien die verstärkten Kontrollen losgegangen.

Da Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geraten habe, sich in freiwillige Quarantäne zu begeben, wenn man in Österreich gewesen sei, habe er die Isolation gewählt. Dafür nutze er auch seinen Kleingarten. Und so bekommt er von seiner Familie nicht nur die nötigen Dinge für den täglichen Gebrauch, sondern zum Beispiel auch eine Rankhilfe aus dem Baumarkt.