Herne. In den Flottmann-Hallen hat erneut die FuckUp-Night stattgefunden, bei der Unternehmer vom Scheitern sprechen. Auch ein Herner war dabei.
Aller Anfang ist schwer - was nicht bedeutet, dass danach immer alles glatt laufen muss. Wie steinig der Weg aus der Talfahrt zurück nach oben sein kann, erzählten vier Unternehmer bei der FuckUp-Night am Donnerstag in den Flottmann-Hallen.
Wie auch die wilden 1920er hoffnungsvoll begannen, hat jeder, der auf der Bühne steht, nach einem steilen Karrierestart früher oder später den Traum von Selbstständigkeit oder das Familienunternehmen mehr oder weniger gegen die Wand gefahren. Aus Fehlern lernt es sich jedoch im besten Falle ganz gut. Auch wenn die Schuld nicht direkt bei einem selbst liegt.
Soziopath machte das ganze Leben zur Hölle
Wie ein Soziopath etwa nicht allein Nora Breukers Karriere bedrohte, sondern gleich ihr ganzes Leben zur Hölle machte, erzählt die Communitymanagerin mit einem lachenden und einem weinenden Auge und verzichtet dabei auf allzu geschmacklose Details. „Der Shitstorm ihres Lebens“ begann demnach im Internet. Genau ging es im Jahr 2014 los, als sie die „Quarterlife Crisis“ packte und sie beschloss, aus der Facebook-Gruppe „From Fat To Finish Line“ etwas Größeres werden zu lassen und eine Community für übergewichtige Läufer gründete.
In der noch jungen, doch regen Gruppe wurde bald eine Person besonders laut, „nennen wir sie Santiego“, die Nora Breuker anfangs höflich, später immer penetranter ihren Job zu erklären versuchte. Es folgten Beleidigungen und Drohungen, stets gedeckt durch schnell gelöschte Nachrichten und den Glauben der restlichen Community, dass es sich bei Santiego um ein geschätztes Mitglied handele. „Entweder ich oder er“, war schließlich die Forderung an die Administratoren, die schließlich auch immer größere Zweifel an dem vermeintlichen Saubermann bekamen. Was vielleicht nicht so dramatisch klingt, sah in der Realität so aus, dass beleidigende Nachrichten bereits auf Nora Breuker warteten, ehe sie ihren Rechner anschaltete.
Etliche Meetings und Workshops - doch es fehlte der Wille tatsächlich etwas zu verändern
„Den faulen Apfel aus dem Korb nehmen, bevor er die anderen befällt“, ist auch die Quintessenz dessen, was Henrich Kleyboldt zu berichten weiß. Der Geschäftsführer des Herner Industriedienstleistungs-Unternehmens Ifürel und IHK-Vizepräsident stieß im Jahr 2006 einen Prozess an, dessen Ziel es war, sein Unternehmen zukunftssicher zu machen. Es folgten etliche Meetings und Workshops, in denen Coaches ihm und seinen Mitarbeitern über viele Stunden den Spiegel vorhielten, worauf alle schweißgebadet nach Hause gingen und der restliche Tag gelaufen gewesen sei, erzählt der Unternehmer.
Zehn Minuten Gesprächszeit für jeden Redner
Die Idee der Fuckup-Night wurde 2012 in Mexiko geboren, um das Scheitern von StartUps öffentlich zu teilen und einen Austausch stattfinden zu lassen.
Inzwischen hat die globale Bewegung auch Deutschland erreicht, wo das Konzept weitestgehend unverändert fortgetragen wird.
Jedem Redner stehen hier zehn Minuten Gesprächszeit und zehn Bilder zu, die er in seiner Präsentation benutzen darf.
Das jedoch sei nicht das Problem gewesen, sondern der darauf folgende Unwillen, tatsächlich etwas ändern zu wollen. „Warum denn auch? Es hat schließlich lange funktioniert, und wir haben alle Geld verdient“, so Henrich Kleyboldt, der dann aber das Jahr 2013 nennen muss, in dem der Umsatz gänzlich ausblieb. Seine Konsequenzen: Austausch der Führungsetage und eine klare Aufteilung der Kompetenzen, was das Familienunternehmen schließlich wieder in die schwarzen Zahlen manövrierte.
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