Herne. Die CDU steht wieder vor der Wahl eines neuen Bundesvorsitzenden. Die WAZ hat Herner Christdemokraten gefragt, wie sie die Kandidaten beurteilen.
Gerade mal 15 Monate sind vergangen, seit die CDU Annegret Kramp-Karrenbauer zur Vorsitzende wählte. Jetzt steht die Partei erneut vor der Wahl. Die WAZ hat sich umgehört, was Herner Christdemokraten von den Kandidaten halten.
Das Gespann Armin Laschet und Jens Spahn, Friedrich Merz und Norbert Röttgen – eine die alle persönlich kennt und mit ihnen zusammengearbeitet und ihre Erfahrungen gemacht hat, ist die ehemalige parlamentarische Staatssekretärin Ingrid Fischbach. Gerade deshalb sei sie hin- und hergerissen, wer ihre größte Sympathie hat. So sei Friedrich Merz der beste Fraktionsvorsitzende gewesen, den sie jemals gehabt habe, sagt sie im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Norbert Röttgen kennt sie unter anderem deshalb gut, weil sie vor der Landtagswahl 2013 in dessen Schattenkabinett als Ministerin für Familie und Frauen war. Und mit Armin Laschet habe sie für die Frauen-Union viel auf den Weg gebracht.
Fischbach und Radicke sehen keine Gefahr, dass der Kommunalwahlkampf beeinflusst wird
Wen immer die Delegierten beim Parteitag am 25. April in Berlin wählen: Es müsse jemand sein, der in der Lage ist, die Partei zu einen. Auf jeden Fall sei es gut für die CDU, dass die Frage nach dem neuen Vorsitzenden zügig beantwortet werde. Da die Entscheidung Ende April falle, sieht Fischbach keine Gefahr, dass der OB- und Kommunalwahlkampf davon beeinflusst wird. Die Kommunalwahl findet am 13. September statt.
Dieser Ansicht ist auch OB-Kandidat Timon Radicke. Er glaubt, dass die Wähler unterscheiden können und wissen, dass sie im September über die Politik und die zukünftigen Akzente in Herne abstimmen.
Skepsis gegenüber Projektionsflächen
Als Delegierter sei seine Meinung schon relativ fix, entlocken lässt er sie sich selbstverständlich nicht. Dei Kandidaten beurteilt er jedenfalls so: So sei Friedrich Merz vielleicht gut für die gesellschaftliche Stimmung und diene womöglich als Projektionsfläche für den Wunsch nach der Zeit in der links noch links war und rechts rechts. Doch er sei immer skeptisch bei Projektionsflächen. Dass Armin Laschet und Jens Spahn im Team antreten, sei clever, weil auf diese Weise zwei Sichtweisen in der Partei zusammengeführt würden. Röttgens Entscheidung anzutreten sei mutig gewesen, doch Radicke ist von der Ernsthaftigkeit nicht überzeugt.
Rückblende: Beim Parteitag 2018 hatte Radicke auf Nachfrage der WAZ erklärt, dass er sich beim Abstimmungsverhalten im zweiten Wahlgang auch an der Herner CDU-Basis orientiert habe. Bei einer Veranstaltung der Herner CDU im Vorfeld hatte sich eine klare Mehrheit für Merz ausgesprochen. Die Partei gehe auf jeden Fall gestärkt aus dieser Wahl hervor, hatte Radicke nach der Wahl von AKK gesagt, Mitte 2019 habe er eine Vorahnung gehabt, dass sich die Dinge in eine andere Richtung bewegen könnten. Dass Annegret Kramp-Karrenbauer sich als Parteivorsitzende zurückziehe, sei eine respektable Entscheidung.
Absage an Mitgliederentscheid
Nach der Wahl von AKK Ende 2018 hatten Ingrid Fischbach und der langjährige CDU-Ratsfraktions-Chef Markus Schlüter noch einen Mitgliederentscheid in Zukunft für möglich gehalten.
Das wird – auch vor dem Hintergrund der Wahl der SPD-Vorsitzenden – heute zurückhaltend betrachtet. Bettina Szelag hält ebenso wenig von einem Mitgliederentscheid wie Timon Radicke. Delegierte hätten eine andere Sichtweise als normale Mitglieder – soll heißen: Bei der Entscheidung spielen auch strategische Überlegungen eine Rolle.
Ratsfraktions-Vorsitzende ist enttäuscht von AKK
Die CDU-Ratsfraktionsvorsitzenden Bettina Szelag kann eine gewisse Enttäuschung nicht verleugnen. Kramp-Karrenbauer war 2018 ihre Wunschkandidatin, damals habe sie nicht damit gerechnet, dass sie die CDU einmal so in die Bredouille bringen würde. In Herne sei sie weit vom Berliner Politzirkus entfernt, aber vielleicht habe AKK auch die Unterstützung gefehlt.
Auch interessant
Für den Fall, dass das Duo Laschet/Spahn gewählt wird, hofft Szelag, dass Armin Laschet zunächst als Ministerpräsident in NRW bleibt, denn es laufe ja mit seiner Regierung nicht schlecht. Ein wichtiges Ziel für Szelag: Die Partei müsse so schnell wie möglich damit aufhören, um sich selbst zu kreisen.