Düsseldorf. Obwohl drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz aus NRW kommen, stellt sich die Führungsriege des Landesverbandes klar auf die Seite des Landeschefs.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet kann bei seinem Kampf um den CDU-Bundesvorsitz auf starken Rückhalt im eigenen Landesverband bauen. Der Landesvorstand der NRW-CDU sprach sich am Donnerstagabend mit gut 93 Prozent (27 Ja-Stimmen, 2 Nein-Stimmen, 3 Enthaltungen) klar für ihn aus. Laschet hatte eine geheime Wahl vorgeschlagen, um ein möglichst realistisches Meinungsbild zu bekommen. Auch seine beiden Konkurrenten, Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz und der frühere Bundesumweltminister Norbert Röttgen, entstammen der NRW-CDU.

In der gut zweistündigen Sitzung fand die Bewerbung Laschets um die Nachfolge von Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer in einem Team mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der künftig Vize-Vorsitzender werden soll, viel Unterstützung. „Das war für uns eine wichtige Rückendeckung aus dem eigenen Landesverband“, sagte Laschet hinterher. Er sprach von einem „überwältigenden Ergebnis“.

Als Etappe auf dem Weg ins Kanzleramt wollte Laschet des Votum jedoch nicht überhöht sehen. „Die ganze Bundes-CDU guckt auf uns und sagt: Strukturiert uns diesen Prozess. Auf diesem Weg war es ein ganz wichtiger Tag“, sagte er. Die NRW-CDU stellt beim Bundesparteitag am 25. April in Berlin knapp 40 Prozent der 1001 Delegierten. Das Votum des Landesvorstands ist zwar ein wichtiger Fingerzeig, bindet aber keinen der Abgesandten aus NRW.

Das Votum des Landesvorstands ist für die Delegierten nicht bindend

Vor allem Merz genießt an der Parteibasis hohe Sympathien, füllt die Säle und führt klar in allen Meinungsumfragen. Dennoch sehen vor allem hochrangige Funktionsträger die Gefahr, dass der kantige Wirtschaftsexperte aus dem Sauerland potenzielle Wähler in der urbanen Mitte verschrecken könnte. Spahn berichtete von einem „hohen Bedürfnis in der Partei, die gesamte Breite abzubilden“.

Der parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion, Matthias Kerkhoff, sprach sich als CDU-Kreisvorsitzender aus dem Hochsauerlandkreis dennoch klar für Merz aus: „Er kann mit viel Unterstützung aus seinem Heimatverband rechnen.“

Laschet nahm Sympathiebekundungen im Landesvorstand für Merz und Röttgen sportlich: „Natürlich haben die Kollegen aus dem Rhein-Sieg-Kreis und dem Sauerland auch für ihre Kandidaten gesprochen. Das ist auch in Ordnung und gehört zum guten, fairen Stil in unserer Landespartei.“

Bei der letzten Kampfkandidatur um den CDU-Vorsitz vor eineinhalb Jahren mit mehreren Kandidaten aus NRW hatte der Landesvorstand noch auf ein Votum verzichtet. Diesmal gebe es eine andere Sachlage, da Laschet als Landeschef selbst kandidiere, sagte Spahn: „Ich finde es einen ganz normalen Vorgang, dass der Landesvorstand da ein Bedürfnis verspürt, sich zu verhalten.“

Die Südwest-CDU hat sich für Merz ausgesprochen

Wie groß die Anspannung bei Laschet vor Sitzungsbeginn am Donnerstagabend gewesen sein muss, zeigte sich am überraschenden Verbot der sogenannten „Auftaktbilder“. Normalerweise dürfen Fotografen auch bei vertraulichen Gremiensitzungen vor deren Eröffnung die Szenerie einfangen. Diesmal wollte der ansonsten sehr medienumgängliche Laschet das augenscheinlich nicht.

Vor der NRW-CDU hatten sich bereits andere Landesverbände positioniert. Die Spitze des wichtigen Landesverbandes Baden-Württemberg hatte sich für Merz ausgesprochen, ebenso wie die Berliner CDU. Die Führung der Niedersachsen- und der Schleswig-Holstein-CDU favorisiert dagegen Laschet. Die ostdeutschen Landesverbände dürften eher Merz favorisieren.