Herne. Basteln, Schrauben und Löten: Das Repair-Café im Herner Stadtteilzentrum Pluto bewahrt Haushalts- und Elektrogeräte vor dem Müll.

Kurz vor eins stehen schon die ersten Leute vor der Werkstatt des Stadtteilzentrums Pluto. Drei Mal in der Woche tüfteln hier die Elektriker Detlef Brune und Rainer Goltz an Elektrogeräten, Bohrmaschinen und Mixern. Seniorin Erika Menzel hat ihren alten Radiowecker mitgebracht. Rainer Goltz schaut sich das Gerät erstmal von außen an. Greift dann aber zum Schraubenzieher, um das alte Gerät zu öffnen. „Oft sitzt einfach nur eine Menge Staub in den Geräten“, sagt Goltz während er das Druckluftspray in das Innere des Radios hält.

Rainer Goltz dreht die Schrauben wieder fest und schaltet das Radio an. Es rauscht. Musik kommt nach mehreren Versuchen keine aus den Boxen. „Leider können wir hier nichts mehr machen“, sagt er. Das Radio kann nun nur noch entsorgt werden. Getreu dem Motto „Wegschmeißen kann man immer noch“ versuchen die beiden, kaputte Elektrogeräte zu reparieren. Mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg.

Neue Geräte sind oft nicht für Reparaturen geeignet

„Meistens können wir die Hälfte der Geräte noch reparieren“, so Detlef Brune. Nur von Kaffeevollautomaten und Geräten mit integrierten Computern lassen sie die Finger. Einige neue Geräte, die keine Schrauben mehr haben, ließen sich gar nicht erst öffnen. Als Beispiel nennt Brune ein Waffeleisen, das einfach verschweißt war. „Da können wir dann nicht viel machen“, so der Rentner. Bei Haushaltsgeräten wie Toaster, Mixer und Wasserkocher sei es einfacher die Ursache des Problems zu finden.

Rainer Goltz repariert einen alten Radio-Wecker.
Rainer Goltz repariert einen alten Radio-Wecker. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Die Idee für das Café kam von Frank Köhler, Geschäftsführer der Gesellschaft für freie Sozialarbeit (GFS), und Holger Höhner-Mertmann, Leiter des Stadtteilzentrums Pluto. „Die Idee ist aus Holland rübergeschwappt und da dachte ich, warum machen wir das nicht auch hier? Die Grundidee ist, dass nicht so viel weggeschmissen wird.“ Kann ein Gerät nicht mehr repariert werden, schlachten die beiden Elektriker es bei Bedarf einfach aus. So sammeln sie Ersatzteile für die nächsten Reparaturen. Einen gewissen Fundus an Material hätten sie aber auch schon da.

Zuckerwattemaschine von der Entsorgung Herne

Auch die Entsorgung Herne sammelt Elektrogeräte für das Repair-Café, die noch für die Ausschlachtung verwendet werden können. Dadurch landen auch schon mal ungewöhnliche Teile in der Werkstatt. „Das Lustigste war eine Zuckerwattemaschine, die jemand bei der Entsorgung Herne abgegeben hat. Sie hatte dann überall Zuckerwatte im Raum. Das war dann wohl der Grund, warum sie abgegeben wurde“, erzählt Rainer Goltz und lacht herzlich.

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Manchmal seien auch nicht alle Geräte kaputt, die Bürger in die Werkstatt bringen. „Einmal wurde uns ein Laubbläser gebracht. Der hat aber noch funktioniert. Nur das Verlängerungskabel war abgerissen“, erklärt Detlef Brune, der ehrenamtlich im Café tüftelt.

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Das Angebot werde hauptsächlich von älteren Bürgern genutzt. Deshalb freuen sich die Bastler immer auch über neue Besucher. Reparaturen werden im Repair-Café kostenlos unter Anleitung von Experten durchgeführt. Detlef Brune und Rainer Goltz geben soweit es geht Hilfe zur Selbsthilfe. Materialien wie Kabel, Stecker, Sicherungen und Winkel sind nicht kostenlos und müssen bezahlt werden.