Herne. Der von der Bundesregierung beschlossene Ausstieg aus der Energieerzeugung mit Kohle könnte auch die Herner Stadtwerke empfindlich treffen.
Der von der Bundesregierung beschlossene Ausstieg aus der Energieerzeugung mit Kohle könnte auch die Herner Stadtwerke empfindlich treffen. Das sagte Vorstand Ulrich Koch im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion.
Der Grund: Die Stadtwerke sind am Kohlekraftwerk in Lünen beteiligt. Das ist Ende 2013 ans Netz gegangen. Der Betrieb eines Kohlekraftwerks - das in Lünen hat rund 1,4 Milliarden Euro gekostet - sei auf rund 40 Jahre ausgerichtet, erläutert Koch. Die ersten 20 Jahre seien nicht wirtschaftlich, die zweiten 20 Jahre das sogenannte „goldene Ende“, mit dem Geld verdient werde. Doch der Kohleausstieg ist für das Jahr 2038 vorgesehen - wobei die Regelung vorsieht, dass die Steinkohlekraftwerke schon bis 2030 vom Netz gehen. Zwar gebe es Ende des Monats einen Steinkohle-Gipfel bei Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, doch der Ausgang ist ungewiss. Kochs Ausblick: „Wenn alles so bleibt, wird es uns weh tun.“ Der Schmerz läge in einem höheren Millionenbetrag.
Beim Blick zurück aufs Jahr 2019 sieht Koch, dass die Stadtwerke das geplante Ergebnis von 14,4 Millionen Euro aller Voraussicht nach erreichen werden. Das Problem: Im laufenden Geschäft bleibt für die Stadtwerke kein Gewinn mehr hängen. Um die Ausschüttungen an die Stadt leisten zu können, muss der Energieversorger ans Tafelsilber. Das ist jedoch schon teilweise weg - wie die RWE-Aktien. Also muss Koch nach anderen Möglichkeiten suchen. Koch: „Dieses Thema bereitet mir fast mehr Sorge als der Kohleausstieg.“
2020 sind viele Investitionen vorgesehen
Zumal auf der anderen Seite im angelaufenen Jahr ungewöhnlich hohe Investitionen anstehen. 2019 lagen sie bei 6,3 Millionen, für 2020 sind fast 20 Millionen Euro einkalkuliert. So entsteht auf dem Stadtwerke-Gelände am Grenzweg eine neue Strom-Übergabestation, die Kosten liegen bei etwa 4,5 Millionen Euro. Außerdem nehmen die Stadtwerke den dritten Bauabschnitt des Data-Centers in Angriff. Auch das Fernwärmenetz soll weiter ausgebaut werden.
Stromzähler werden nach und nach ausgetauscht
Auch den Einbau der digitalen und smarten Stromzähler - die die mechanischen Ferraris-Zähler ablösen - treiben die Stadtwerke voran.
Etwa 15.000 dieser Zähler seien installiert, pro Jahr sollen bis zu 6000 eingebaut werden. Die Stadtwerke sind als Betreiber des Stromnetzes in Herne verantwortlich für den Austausch der fast 100.000 Zähler. Die Umrüstung selbst kostet die Verbraucher nichts.
Doch Koch klagt nicht nur. Das Kerngeschäft laufe „ordentlich“. So entwickle sich das Smartec gut. Dabei handelt es sich um Komplett-Angebot rund um Heizungsanlagen. Neben Großprojekten - wie dem Albert-Schweitzer-Carré der Gemeinnützigen Wohnstättengenossenschaft in Röhlinghausen - seien im vergangenen Jahr rund 200 Projekte realisiert worden. Interessant: Viele Kunden nutzten da sogenannte Contracting. Sie binden sich für einen bestimmten Zeitraum an die Stadtwerke, die die Anlage mit allen Drum und Dran betreiben und warten.
Unternehmen will weitere Ladesäulen für E-Autos installieren
Die Zahl der Kunden habe sich stabilisiert, das hänge mit der Einwohnerentwicklung zusammen. Im Wettbewerb um Kunden könne man nicht mit Billiganbietern mithalten - weil man eben auch Leistungen anbiete und Aufgaben übernehme, die einerseits Geld kosten und andererseits auch gesellschaftlich wichtig seien.
Weitere Aktivitäten kündigt Koch rund um dieElektromobilität an. Die Stadtwerke wollten in diesem Jahr bis zu 15 weitere öffentliche Ladesäulen (mit je zwei Ladepunkten) installieren, so dass die Zahl Ende des Jahres etwa bei 30 im Stadtgebiet liegen werde. Für private Nutzer und gewerbliche bieten die Stadtwerke sogenannte Wallboxen und Ladestationen an, mit dem BMW-Händler Procar sei man eine Kooperation eingegangen. „Wir betrachten uns allerdings nicht als Akteur in diesem Markt“, so Koch. „Wir sind kein Mobilitätsanbieter, wir begleiten und beobachten das Thema Elektromobilität interessiert.“
Freude bereiten Koch die „Töchter“ Stadtentwässerung und WHE. Beide lieferten sehr zufriedenstellende Ergebnisse und trügen so zum Gesamtergebnis bei. Das Container Terminal sei am Rande der Kapazitätsgrenze angelangt.